Klassiker

 

Demokratie

Klassiker der politischen Philosophie

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Edmund Burke: englischer politischer Schriftsteller und Parlamentarier (1729-1797); bis 1790 Whig in der Gruppe um Lord Rockingham; trat für die Freiheit der nordamerikanischen Kolonien ein. Burke wandte sich scharf gegen die Französische Revolution, deren Gräuel er voraussah. In seinen "Reflections on the Revolution in France" (1790) trat er für den organisch gewachsenen Staat im Gegensatz zum künstlich geschaffenen ein und wurde der Begründer der konservativen Staatsauffassung in der Neuzeit.

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Thomas Hobbes: englischer Philosoph (1588–1679), einer der großen Systematiker des Rationalismus, mit der Philosophie von Descartes vertraut. Um der englischen Revolution zu entgehen, emigrierte Hobbes 1640–1651 nach Paris, kehrte jedoch unter Cromwell zurück.
Hobbes' Philosophie ist streng nominalistisch und mechanistisch und schließt die Theologie aus. Sie befasst sich nur mit Gegenständen, natürlichen und künstlichen, d.h. vom Menschen geschaffenen, die der verstandesmäßigen "Berechnung" zugänglich sind. Am wirksamsten wurde seine Lehre vom Naturzustand und Gesellschaftsvertrag (Naturrecht).
Mit seinem Hauptwerk "Leviathan" (1651) wurde er zum Begründer der neuzeitlichen Staatsphilosophie. Da im Naturzustand ein "Krieg eines jeden gegen jeden anderen" herrscht, schließen die Menschen einen Vertrag und übertragen ihre Macht dem Staat, dessen Legitimation darin besteht, Sicherheit zu bieten.

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John Locke: englischer Philosoph (1632–1704), Ausbildung in der Westminster-Schule, Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Oxford; Sekretär, Arzt und Erzieher im Haus des Grafen Shaftesbury; Aufenthalte in Frankreich und Holland, kehrte mit Wilhelm (III.) von Oranien nach England zurück und war bis 1700 im Kolonialministerium tätig.
Sein Hauptwerk "An Essay Concerning Human Understanding" (Entwurf 1671, erstmalig veröffentlicht 1689/90) war die Begründung des englischen Empirismus.
Lockes Staatsphilosophie lehrt, im Gegensatz zu der von Hobbes, dass der Staat von den Menschen errichtet wurde, um Freiheit, Gleichheit und Eigentum zu garantieren durch gegenseitige Beschränkungen. Damit ist der Charakter des Staates im Sinn der Volkssouveränität bestimmt, und weder patriarchalische noch absolutistische Regierungsformen können anerkannt werden. Das Volk hat das Recht des Widerstands gegen jede Form verfassungswidriger Herrschaft.
Mit seinen "Two Treatises of Government" (1690) wurde Locke zum Begründer der liberalen politischen Philosophie mit großer Wirkungsgeschichte in England und den Vereinigten Staaten von Amerika (siehe auch Themenkomplex Menschenrechte, v.a. Grundkurs 2).

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Karl Marx: Philosoph und Revolutionär (1818-1883), Begründer des Marxismus. Marx studierte in Bonn und Berlin Rechtswissenschaften und Philosophie und schloss sich in Berlin dem Kreis der radikalen Junghegelianer an. 1842/43 war er Chefredakteur der liberal-oppositionellen "Rheinischen Zeitung" in Köln; nach ihrem Verbot ging er nach Paris. Unter dem Einfluss Ludwig Feuerbachs kam er zum philosophischen Materialismus, unter dem der französischen utopischen Sozialisten zum revolutionären Sozialismus. Gemeinsam mit Friedrich Engels entwickelte er seine materialistische Geschichtsauffassung. Aus Paris ausgewiesen, lebte Marx 1845–1848 in Brüssel. 1847 traten er und Engels dem Bund der Kommunisten bei und verfassten als Programmschrift für ihn das "Kommunistische Manifest" (1848), in dem die proletarische Revolution als Ergebnis eines gesetzmäßig verlaufenden Geschichtsprozesses vorausgesagt wurde.
Die Revolution von 1848 erlaubte Marx die Rückkehr nach Deutschland. 1848/49 war er Chefredakteur der radikaldemokratischen "Neuen Rheinischen Zeitung" in Köln. 1849 musste Marx wieder emigrieren; er ging für den Rest seines Lebens nach London. Anfangs in sehr bedrängten Umständen lebend und stets materiell von Engels unterstützt, arbeitete er journalistisch für mehrere Blätter, widmete sich aber vor allem historischen und ökonomischen Studien. Seine ökonomischen Hauptwerke "Zur Kritik der politischen Ökonomie" (1859) und "Das Kapital" (Band 1, 1867) blieben unvollendet; wesentliche Teile wurden erst aus dem Nachlass veröffentlicht. Der praktischen Politik wandte sich Marx erst wieder 1864 zu: Er war maßgebend an der Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation (Internationale) beteiligt, entwarf ihr Programm, bestimmte weitgehend ihre Politik und veranlasste 1872 ihre faktische Auflösung.
Ihre größte Wirksamkeit entfalteten Marx' Ideen erst nach seinem Tod. Sie prägten in unterschiedlichem Grad die Programme vieler sozialistischer und aller kommunistischen Parteien und beeinflussten weite Bereiche des sozialwissenschaftlichen Denkens im 20. Jahrhundert. Weltbedeutung haben sie dadurch gewonnen, dass sich die herrschenden Parteien der kommunistisch regierten Länder in ihrer politischen Praxis und auch in der Auseinandersetzung untereinander auf die Lehren von Marx beriefen bzw. berufen.

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John Stuart Mill: britischer Philosoph und Nationalökonom (1806-1873); 1823–1858 Sekretär im Indian House, 1866–1868 Abgeordneter der Liberalen im Parlament. Mill stand im Briefwechsel mit Auguste Comte, dessen Positivismus er in Richtung des englischen Empirismus, d.h. unter psychologischen Voraussetzungen, modifizierte. Nach Mill gründet die Philosophie auf Psychologie. Sein Hauptwerk ist "System der deduktiven und induktiven Logik" (2 Bände, 1843), in dem eine ausführliche Theorie der Induktion und Analyse des Kausalitätsbegriffs zu finden ist. Seine eigene Erkenntnistheorie (nur die Erfahrung führt zur Erkenntnis) hat er jedoch erst 1865 dargestellt.
Mill ist der Verfasser zahlreicher Essays, Vorkämpfer der Frauenemanzipation, Theoretiker des Utilitarismus und einer der wichtigsten Begründer des Liberalismus. Er baute die Lehre von Adam Smith und David Ricardo aus (u.a. Theorie der internationalen Werte, Lohnfondstheorie).

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Charles de Secondat Montesquieu: Baron de La Brède et de Montesquieu, französischer Schriftsteller, Rechts- und Staatsphilosoph (1689–1755); 1714 Parlamentsrat, 1716–1726 Parlamentspräsident in Bordeaux; 1728 Mitglied der Académie Française. Sein Hauptwerk ist die staats- und kulturphilosophische Schrift "De l'Esprit des lois", in der er eine anthropologisch-soziologisch-historische Gesetzgebungslehre in Beziehung zu den drei Staatsformen der Republik (Demokratie), der Monarchie und der Despotie entwickelte: Während Republik und Monarchie auf einer Rechtsgrundlage beruhen, wird die Despotie (Tyrannis) nur von der Furcht zusammengehalten und ist von Bräuchen (nicht Gesetzen) abhängig. Daraus leitet Montesquieu auch die Forderung der Gewaltenteilung als Prinzip des inneren Staatsaufbaus ab, das auf die Vermeidung jeder durch einzelne oder Gruppen ausgeübten Willkür zielt; entwickelt hat er es am Beispiel der englischen Verfassung. In dieser Formulierung wurde die Idee zu einer der wichtigsten Grundlagen der ersten Verfassungen in Nordamerika (1776–1787) und in allen späteren Verfassungen mit Gewaltenteilung. Montesquieu schrieb auch Romane und Novellen; er gilt als erster französischer Aufklärer.

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Jean-Jacques Rousseau: französischer Schriftsteller und Philosoph schweizerischer Herkunft (1712–1778), führte ein unstetes Wanderleben, das er in den "Confessions" (1782) mit rücksichtsloser Offenheit beschrieb; gehörte zum Kreis der Enzyklopädisten, wurde 1750 durch seine Preisschrift über den (negativen) Einfluss der Künste und Wissenschaften auf die Sitten berühmt ("Discours sur les sciences et les arts", 1750). Die darin erhobene Anklage gegen die Kultur, dass sie den Menschen einem naturnahen, glücklichen Urzustand entfremdet und ihm Unschuld, Freiheit und Tugend geraubt habe, ist der Beginn der modernen Kulturkritik.
Die Schrift "Der Gesellschaftsvertrag" (1762) betrachtet den Staat als eine freiwillige Vereinigung der Einzelwillen zu einem "Gesamtwillen" (volonté générale); daher gehe die Souveränität vom Volk aus. Insgesamt bereitete Rousseau den Gefühlsstandpunkt der Romantik vor, ebenso war er ein Wegbereiter der Französischen Revolution und der Demokratie und von großem Einfluss auf die moderne Pädagogik.
In der politischen Philosophie gilt Rousseau als der Verfechter der Identitätstheorie der Demokratie und der direkten Demokratie (im Gegensatz zum Prinzip der Repräsentation).

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