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Apartheid

Bestandteile des Apartheidregimes (IV): Wirtschaftliche Benachteiligung

Verknüpft mit dem jeweiligen Bedarf an nicht-weißen Arbeitskräften sowie mit dem Wunsch, auch in der Arbeitswelt von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit getrennt zu leben, waren jene Gesetze, die die rassische Segregation im Wirtschaftsleben sicherten.

Eine Schlüsselstellung nahm der 1911 verabschiedete "Mines and Works Act" ein, der die Nicht-Weißen von einer Reihe von Tätigkeiten ausschloss ("job reservation"). Im "Mines and Works Amendment Act" von 1926 versuchte die Regierung, weiße und farbige Facharbeiter zu bevorzugen, indem Diplome und Zertifikate nur noch an diese, nicht jedoch an Schwarze und Inder vergeben wurden. Zusammen mit dem 1922 erlassenen "Apprenticeship Act", der das Lehrlingswesen regelte, sowie einigen anderen Verordnungen führte der "Mines and Works Amendment Act" zu einer regelrechten "Reservierung" anspruchsvollerer Tätigkeiten für Weiße. Ein Beispiel für das Wirken dieser Gesetze ist die südafrikanische Eisenbahn.

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Eisenbahn Beispiel: Südafrikanische Eisenbahnen

Veränderung der Beschäftigtenzahl nach Rassenzugehörigkeit, 1924-1933

Beschäftigte / Jahr

1924

1933

Änderung in %

schwarze Arbeiter

37.564

22.008

- 41,4 %

weiße Arbeiter

4.760

17.683

+ 271,5 %

Obsolet zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges, erfuhr das Konzept der "job reservation" eine wahre Wiedergeburt Ende der 50er Jahre. Doch im Zeichen einer rasch wachsenden Wirtschaft während der 1960er und 70er Jahre sah sich die weiße Regierung gezwungen, dem Drängen der Industrie nach einer Lockerung der "Colour Bar", also der "Farbenschranke", in der Wirtschaft nachzugeben: Die boomende Wirtschaft benötigte zunehmend qualifizierte Arbeitskräfte, die allein im weißen Bevölkerungssegment Südafrikas nicht verfügbar waren.

Diese zum Teil frühen Gesetze sollten primär sicherstellen, dass den weißen Arbeitern in den Schwarzen keine billige Konkurrenz erwuchs. Gleichzeitig sollten aber die gesetzlichen Rahmenbedingungen eine unbeschränkte Ausbeutbarkeit der Schwarzen sicherstellen, indem ihnen gewerkschaftliche Organisation, Streikrecht und Tarifautonomie vorenthalten wurden. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Unternehmer die Aufhebung dieser arbeitsrechtlichen Diskriminierungen mit unterstützten.

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Unternehmer gegen Apartheid

Im Sommer 1978 (...) konnten die Arbeitgeber der südafrikanischen Eisen- und Stahlindustrie den Gewerkschaften die Zustimmung zu einer Vereinbarung abringen, die die Hautfarbe als Kriterium bei der Vergabe von Arbeitsplätzen ausschloss. Gleichzeitig forderte die einflussreiche "Vereinigung der südafrikanischen Handelskammern" die übrige Wirtschaft auf, dem Beispiel der Stahlbranche zu folgen und die Rassendiskriminierung abzuschaffen. Des weiteren verlangten die Kammerherren eine Anerkennung der schwarzen Gewerkschaften als vollwertige Tarifpartner. Wohlgemerkt: Unternehmer als Vorkämpfer für gewerkschaftliche Grundrechte (...).

Für die weißen Gewerkschaften war das ein Schock (...). Gewerkschaftsboss Arrie Paulus versprach gar, er und seine Kameraden würden den "Verrat am weißen Mann bis zum letzten Blutstropfen bekämpfen".

[entnommen aus: Erich Wiedemann, "Wir reiten, bis wir im Blut versinken", Rassenstaat Südafrika, Hamburg 1981, 44-45]

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Ungleicher Lohn

Beispiel einer monatlichen Lohnskala — Kohlengrube Rietspruit

Kategorie

Monatslohn in Rand

Jahresurlaub in Tagen

Schwarze

Weiße

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

356- 381

383- 396

417- 485

485- 561

562- 671

672-1078

714-1225

905-1665

1134-1959

1168-1923

1316-2472

1428-2852

21

21

21

21

24

28

34

37

42

37-45

37-45

42-52

174

162

144

111

144

214

107

53

13

18

2

3

-

-

-

2

3

31

17

13

44

112

7

40

Arbeitsplatzkategorien:

1 = Reinigungspersonal, Hausmeister 7 = Gabelstaplerfahrer
2 = Assistent bei Maschine 45R, LKW-Fahrer 8 = Bulldozerfahrer, Verwaltungsbeamter (Stufe 2)
3 = Führer der Maschine 1570, Personalbeamter, Anlagenaufseher 9 = Gartenmeister, Transportbeamter
4 = Förderbandüberwacher, Sanitärarbeiter 10 = Koch, Lieferwagenfahrer
5 = Fördergerätfahrer 11 = Datenüberwacher, Grubenüberwacher, Führer einer mechanischen Schaufel
6 = Personalassistent, Anlageninspektor 12 = Buchalterassistent, Metallurg

[entnommen aus: Südafrikanische Digest, Nr.15/1987, 9]

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