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Der folgende Text arbeitet die unterschiedlichen Voraussetzungen für Politik in den USA im Vergleich mit Europa heraus. Diese Bedingungen bilden neben dem Regierungssystem und dem Wahlrecht, die in gesonderten Abschnitten behandelt werden, den Hintergrund für die Ausgestaltung des US-amerikanischen Parteiensystems.

Politik in den USA

Die Geschichte Europas ist in den letzten beiden Jahrhunderten gekennzeichnet durch das gleichzeitige Ringen auf vier verschiedenen, sich verflechtenden Ebenen:

1. das kräfteverzehrende Ringen um die Verwirklichung der Ziele der Französischen Revolution, das heißt die Ablösung der absolutistischen Feudalsysteme durch demokratische Verfassungsstaaten,
2. das Erwachen des Nationalbewusstseins und die meist in Kriegen oder Revolutionen entstandenen vielen Nationalstaaten,
3. die Umwandlung der Agrargesellschaft in eine moderne Industriegesellschaft in Großstädten,
4. die konkurrierende Machtausdehnung der europäischen Staaten über die Erde im Zeitalter des Imperialismus mit zwei verheerenden Weltkriegen, die Europa an den Rand seiner Existenz brachten. Erst nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges beginnt sich Europa zu besinnen und krampfhaft zu bemühen, das zu verwirklichen, was die USA seit 200 Jahren besitzen: die Vereinigung der Staaten, mit allen positiven Konsequenzen.

Ganz anders dagegen der Ablauf der Geschichte in Amerika. Dort sind von Anfang an, seit dem Unabhängigkeitskrieg, die Staaten vereinigt gewesen und mussten nur einmal im blutigen Sezessionskrieg zusammengehalten werden. (...) Von Anfang an, seit der Ratifizierung der Verfassung, haben die Staaten nach den modernsten politischen Regeln leben können, die im wesentlichen den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution entsprachen (...).

Vor allem konnte sich nach der gewaltsamen Inbesitznahme des riesigen Territoriums der USA die Inwertsetzung des Landes, die Umwandlung der Agrar- in die Industriegesellschaft und die Verstädterung, von Kriegen fast ungestört vollziehen. Diese vehementen Prozesse fanden aber nicht gleichzeitig, sondern in den Territorien im großen und ganzen kräfteschonend nacheinander statt, während sie in Europa mehr oder weniger gleichzeitig verliefen und zu der fortdauernden Überanstrengung führten.

Das soziale Problem war durch die Tatsache entscheidend entschärft, dass fast jeder, der nur wollte, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten meist gut bezahlte Arbeit finden konnte. Wer dies erkennt, versteht, dass in der offenen Gesellschaft der USA keine unterprivilegierte Arbeiterklasse entstehen konnte wie in Europa — die soziale Mobilität eröffnete zu vielen den Weg nach oben. Deshalb hat keine sozialistisch-revolutionäre Bewegung in Amerika Fuß fassen können. Deshalb sind auch die Gewerkschaften erst relativ spät entstanden und zeigen keinerlei sozialistische Tendenzen ebenso wenig wie die beiden großen amerikanischen Parteien.

Man kann vereinfacht sagen, dass in den USA die Kräfte, die aus der Vereinigung, der Verfassung, der Landnahme und der Industrialisierung erwuchsen, trotz aller Reibungen zusammengewirkt und sich addiert haben, während sich in Europa die Energien in sozialen Kämpfen und Revolutionen und in nationalen Streitigkeiten und Kriegen und kolonialen Abenteuern weitgehend verbrauchten und aufhoben. Erst die Europäische Einigung soll hier Wandel schaffen, zunächst auf wirtschaftlichem, dann auf politischem und sozialem Gebiet.

Die amerikanische Nationalhymne

"The Star-spangled Banner"

O say, can you see by the dawn's early light,

What so proudly we hailed at the twilight's last gleaming?

Whose broad stripes and bright stars thro' the perilous fight,

O'er the ramparts we watched, were so gallantly streaming.

And the rockets' red glare, the bombs bursting in air,

Gave proof thro' the night that our flag was still there.

O say! does the star-spangled banner yet wave

O'er the land of the free and the home of the brave?

In den USA, dem Wirtschaftsraum kontinentalen Ausmaßes, hat es nie hinderliche Zollschranken gegeben. Die Marktwirtschaft hatte von Anbeginn dem Spiel der Wirtschaftskräfte freien Lauf gelassen und so ein langandauerndes "Wirtschaftswunder" bewirkt. 

Gewiss, das vollzog sich nicht ohne regelmäßig auftretende ernste Wirtschaftskrisen. In Europa, dem vergleichsweise kleinkarierten Flickenteppich, haben Jahrhunderte lang staatliche Eingriffe, Autarkiebestrebungen und die Zollpolitik die freie Entfaltung der Volkswirtschaften verhindert.

So haben sich die in vieler Hinsicht begünstigten Vereinigten Staaten — besonders auch durch die Beteiligung an dem die Wirtschaft stimulierenden Zweiten Weltkrieg — zur Führungsmacht des Westens emporarbeiten können. Die in mancher Hinsicht benachteiligten Völker Europas hoffen nun — besonders durch die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges belehrt — es ihnen durch ein sich nunmehr vereinigendes Europa nachmachen zu können.

[aus: Ernst Rudolf Voigts: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Informationen zur politischen Bildung 156, Bonn BpB 1979]

Mehr Informationen über die Geschichte der USA in englischer und deutscher Sprache finden Sie im Internet unter http://www.usembassy.de/usa.

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