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Grundkurs 4: Wie sehen Parteiensysteme aus?Bisher haben wir uns gefragt, was denn eigentlich eine Partei ausmacht (Grundkurs 1), welche Parteitypen man unterscheiden kann (Grundkurs 2) und welche Funktionen Parteien im politischen System wahrnehmen (Grundkurs 3). Dabei haben wir stillschweigend vorausgesetzt, dass es mehrere Parteien, dass es ein Parteiensystem gibt. Nur dann machen unsere Definitionen, Typologien und Funktionszuschreibungen Sinn. Nur in pluralistischen, freien und demokratischen Gesellschaften kann es Parteien im bisher beschriebenen Sinn geben. "Staatsparteien" in Diktaturen oder die marxistisch-leninistischen (Einheits-)Parteien in sozialistischen Staaten folgen einem völlig anderen Muster, da sie nicht eine Partei in einem System konkurrierender Parteien sind (ein Vergleich zwischen liberaldemokratischem und sozialistischem Parteibegriff steht im Rahmen von Grundkurs 2 zur Verfügung: ...zum Text "Der sozialistische Parteibegriff").Der folgende Text versucht in einem ersten Schritt, den Begriff des Parteiensystems zu erläutern:
Von Parteien (lateinisch: pars = Teil) zu sprechen, hat eigentlich nur Sinn, wenn sie innerhalb eines Systems konkurrierender Parteien tätig werden. Monopolisiert eine Partei die politische Willensbildung oder existiert gar lediglich eine Partei, so fehlt jeglicher Wettbewerb. Ein Einparteiensystem ist daher im Grunde ein Widerspruch in sich. Gewöhnlich unterscheidet die Wissenschaft zwischen einem Zwei- und einem Mehrparteiensystem. Ein Zweiparteiensystem bedeutet nicht, dass nur zwei Parteien bestehen; gemeint ist vielmehr, dass andere Parteien für die Regierungsbildung und die Ausübung der Opposition keine oder kaum eine Rolle spielen. Ob sich in einem Staat ein Zwei- oder Mehrparteiensystem herauskristallisiert, hängt von traditionellen, sozio-kulturellen, institutionellen, sozio-ökonomischen und konfessionellen Gegebenheiten ab. So begünstigen im allgemeinen eine wenig homogene Sozialstruktur und ein Verhältniswahlrecht das Entstehen eines Mehr- oder gar Vielparteiensystems. Ein Zweiparteiensystem kann eher als "Konkurrenzsystem", ein Vielparteiensystem hingegen als "Konkordanzsystem" angesehen werden. In einem "Konkurrenzsystem" (wie etwa in Großbritannien) dominiert die "Mehrheitsregel", in einem "Konkordanzsystem" (wie etwa in der Schweiz) wird bei der Entscheidungsfindung eine Vielzahl von Interessen berücksichtigt, die jeweilige Minderheit also nicht majorisiert. [Uwe Backes/Eckhard Jesse; aus: Informationen zur politischen Bildung 207, Parteiendemokratie, BpB 1996]
Das folgende Schaubild zeigt Faktoren, die für die Ausgestaltung von Parteiensystemen wichtig sind: Da wir Parteiensysteme nicht generell analysieren können, müssen wir uns beispielhaft die Parteiensysteme einzelner Staaten anschauen. Hierzu haben wir zwei Parteiensysteme ausgewählt, die das breite Spektrum an unterschiedlichen Systemen veranschaulichen sollen. Mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten beschäftigen wir uns mit einem parlamentarischen und einem präsidentiellen System: [Hintergrundinformationen zu verschiedenen Demokratietypen, zu parlamentarischem und präsidentiellem Systemtyp finden Sie im Themenkomplex Demokratie - klicken Sie einfach am Ende dieser Seite auf den Link Demokratie]
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