Konflikt
Nach oben Krieg Frieden Gewalt Konflikt

 

Zivilisierung

Friedenspädagogik


Das mehrfach in diesem Grundkurs zum wissenschaftlichen Hintergrund der Friedenspädagogik auftauchende Schaubild versucht, die zentralen Begriffe Krieg und Frieden, Gewalt und Konflikt zueinander in Beziehung zu setzen. Das Kontinuum zwischen Krieg und Frieden enthält alle "Aggregatzustände", die in der internationalen Politik herrschen können. Dabei markiert der Krieg einen Extremfall, gekennzeichnet durch sehr hohe Gewaltsamkeit. Frieden bildet den anderen Extremfall, gekennzeichnet durch (völlig) gewaltlose Konfliktlösung. Dazwischen lassen sich viele weitere Aggregatzustände unterscheiden, je nach dem Maß an Gewalt, das beobachtet werden kann.

Nun ist es von zentraler Bedeutung zu sehen, dass es Konflikte immer gibt, im Krieg sowieso, aber eben auch im Frieden. Konflikte sind ein Grundtatbestand des gesellschaftlichen Lebens und als solche kein Problem. Sie bilden gewissermaßen den unsichtbaren Hintergrund für das dargestellte Kontinuum. Es geht deshalb bei der Friedenspolitik und natürlich auch bei der Friedenspädagogik nicht darum, Konflikte zu verhindern. Das wäre ein sinnloses Unterfangen. Vielmehr geht es darum zu erreichen, dass Konflikte gewaltfrei bearbeitet werden. Es geht mit anderen Worten um die Zivilisierung des Konflikts, den Wendepunkt im Schaubild.

Der folgende Text beschäftigt sich mit dem zentralen Begriff "Konflikt" aus wissenschaftlicher Sicht:

"Unter Konflikt im engeren, „objektivistischen“ Sinne, versteht man in der Friedens- und Konfliktforschung (...) eine unvereinbare Positionsdifferenz in einer bestimmten oder über eine bestimmte Sache, den Konfliktgegenstand. Dies kann ein realer Gegenstand sein, etwa der sprichwörtliche Zankapfel, den zwei Kinder jedes für sich haben wollen. Es kann aber auch eine abstrakte Streitfrage sein - etwa die, wie Abtreibung gesetzlich geregelt werden soll. Konflikte in diesem Sinne sind unabdingbar mit sozialem Leben verbunden und insofern etwas „Natürliches“, an sich weder Positives noch Negatives. Soziale Konflikte werden manifest (offenbar) durch das Konfliktverhalten mindestens einer der am Konflikt beteiligten Parteien. Aus dem Konfliktverhalten aller beteiligten Parteien resultiert insgesamt der Konfliktaustrag, bei dem vor allem zwischen friedlichen und gewaltsamen Formen zu unterscheiden ist. Das Verhalten markiert die zweite Ecke des begrifflichen Dreiecks, das der Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung (1978) zur Konzeptualisierung von „Konflikt“ vorgeschlagen hat (...).

Die dritte „Ecke“ stellt die „Attitüde“ dar, also die Einstellung der Akteure zum Konfliktgegenstand, zu den anderen Akteuren und zu ihrem Konfliktverhalten. Beispiele für eine emotionale Einstellung zum Konfliktgegenstand liefern innenpolitisch der Streit um die Abtreibungsfrage, in der internationalen Politik etwa der Streit um Jerusalem, das für alle beteiligten Konfliktparteien zugleich hohen symbolischen Wert hat. Beispiel für die konfliktverschärfende Wirkung der Attitüde gegenüber den anderen Konfliktparteien und ihrem Verhalten ist etwa, dass bei gewaltsam ausgetragenen Konflikten der Gegner als Un- oder gar Untermensch gesehen wird und seine Taten als barbarisch gelten, obwohl sie sich möglicherweise von den eigenen objektiv nicht unterscheiden."

[aus: Martin List u.a.: Internationale Politik. Probleme und Grundbegriffe, Opladen 1995, S. 111]

Ein weiterer Text widmet sich der Thematik "Zivilisierung des Konflikt" ...

Im Rahmen von Grundkurs 4 ("Was machen Friedenspädagogen?") beschäftigt sich ein umfangreicher Abschnitt mit den Themen Konflikt, Konfliktanalyse und konstruktive Konfliktbearbeitung ...

[Autor: Ragnar Müller]

[Seitenanfang]

 

horizontal rule

Themen: neu: Web 2.0  I  Menschenrechte  I  Vorbilder  I  Demokratie  I  Parteien  I  Update: Europa  I  Globalisierung  I  Vereinte Nationen  I  Nachhaltigkeit

Methoden:    Politikdidaktik    II    Friedenspädagogik    II    Methoden

     



 

Dieses Onlineangebot zur politischen Bildung wurde von agora-wissen entwickelt, der Stuttgarter Gesellschaft für Wissensvermittlung über neue Medien und politische Bildung (GbR). Bei Fragen oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an uns. Träger des Projekts ist Pharos e.V.