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Voraussetzungen für eine
konstruktive Konfliktbearbeitung
Die
grundsätzliche Sichtweise für Konfliktlösungen ändern:
Konflikte sollten nicht unter dem Aspekt von eigenem Gewinn und gegnerischem
Verlust betrachtet werden, sondern unter dem des anzustrebenden gemeinsamen
Gewinns. Das heißt, der Konflikt wird von Anfang an mit dem Ziel ausgetragen,
dass beide Konfliktparteien ihre Ziele partiell erreichen können.
Auf Androhung und Einsatz von Gewalt verzichten:
Die herkömmlichen Kommunikationsmuster der Drohung und Beschuldigung müssen
abgelöst werden durch kooperative Muster des Verstehens und Erklärens. Eine
unabdingbare Voraussetzung für eine Deeskalation und eine konstruktive
Konfliktlösung ist es, keine Gewalt anzudrohen oder anzuwenden.
Die eigene Wahrnehmung nicht als die allein richtige vertreten:
Da die Trübung der Wahrnehmungsfähigkeit ein typisches Kennzeichen von
eskalierenden Konflikten ist, darf die eigene Wahrnehmung und Interpretation der
Ereignisse nicht absolut gesetzt werden, vielmehr ist sie einer Überprüfung und
Korrektur zu unterwerfen, um so auch die eigenen Anteile am Konflikt zu erkennen.
Die Bereitschaft hierfür ist bereits ein wichtiger Schritt zur Anerkennung von
Rechten der anderen Konfliktpartei.
Eine Dritte Partei einbeziehen:
Die Überprüfung der Wahrnehmung kann am ehesten durch die Einbeziehung einer
unabhängigen Dritten Partei, eines Mediators, geschehen (siehe
Abschnitt Mediation). Dieser kann als Vertrauensinstanz für beide Seiten
dazu beitragen, eine gemeinsame Sicht der Dinge zu erreichen. Doch dies ist
nicht ausreichend, der Wille zu einer kooperativen Lösung muss hinzukommen.
Gemeinsame Gespräche statt vollendeter Tatsachen:
Die Schaffung von Tatsachen wirkt sich auf den Konfliktverlauf in der Regel
eskalierend aus, da die Gegenseite diese nicht ohne Gesichtsverlust hinnehmen
kann. Um gemeinsame Gespräche realisieren zu können, sind oft Vorgespräche
erforderlich, in denen zunächst die Grundregeln für weitere Treffen und
Gespräche festgelegt und der Weg für Verhandlungen geebnet werden. Sie vermögen
vorteilhaft vom Druck überhöhter Erfolgserwartungen zu entlasten. Gemeinsame
Gespräche können in vielerlei Formen geführt werden. In Form von "Runden Tischen"
haben sie in den letzten Jahren Eingang in die politische Kultur gefunden.
Lösungen an den Interessen aller Beteiligten orientieren sich an denen, die
die Folgen zu tragen haben:
Konfliktlösungen dürfen nicht durch die Interessen der stärkeren Partei diktiert
werden. Sie müssen so geartet sein, dass sie möglichst allen Parteien Vorteile
verschaffen und damit nicht wiederum Ausgangspunkt für neue Konflikte sind.
Darüber hinaus haben sie auch einen Beitrag zum Abbau von struktureller Gewalt
zu leisten und müssen sich an ethischen Maßstäben messen lassen.
[Autor: Günther Gugel,
Institut für
Friedenspädagogik Tübingen; Redaktion: Ragnar Müller]
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