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Friedenspädagogik

Mitternachtsspiele: Basketball zur Gewaltbekämpfung

Mord war 1998 die Hauptursache von Todesfällen unter männlichen Afroamerikanern zwischen 17 und 22. Einer von sechs Jugendlichen schwarzer Hautfarbe wird in den USA verhaftet, bevor er 19 Jahre alt ist. Man schätzt, dass jeder 22. Afroamerikaner bei einem Gewaltverbrechen ums Leben kommt, bevor er 44 Jahre alt ist. 42 Prozent der in den Vereinigten Staaten Inhaftierten sind Schwarze. Im Jahr 2000 wird fast jeder zweite Afroamerikaner zwischen 17 und 30 im Gefängnis sitzen oder gerichtlich überwacht sein.

Fachleute haben einwandfrei festgestellt, dass der wachsende Konsum und Handel mit Drogen sowie die Ernüchterung über die Chancen im amerikanischen Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt zur wachsenden Zahl von Festnahmen männlicher Afroamerikaner im College-Alter führen.

Um die steigende Kriminalität und andere Jugendprobleme in Glenarden (US-Bundesstaat Maryland) einzudämmen, hat G. Van Standifer, Direktor der Stadtverwaltung, 1986 die „Mitternachts-Basketball-Liga“ (MBL) ins Leben gerufen. Den Jugendlichen sollte während der besonders problematischen Nachtstunden eine Alternative geboten werden, um sie vor dem Herumhängen und Abgleiten auf die schiefe Bahn zu schützen. Der Initiant wurde dabei von Unternehmern, Polizeibeamten, Politikern und örtlichen Behörden unterstützt. Nach Angaben der MBL konnte die Verbrechensrate in Glenarden um fast 60 Prozent gesenkt werden.

Heute gibt es aktive MBL-Ortsvereine in mehr als 50 amerikanischen Städten sowie auf Puerto Rico. Von regionalen Büros aus werden Turniere geplant und organisiert, bei denen die Vereine ihre Kräfte messen. Nach Angaben von MBL-Funktionären locken die Spiele pro Nacht rund 200.000 Zuschauer im ganzen Land an, mehr als 3,5 Millionen verfolgen sie am Bildschirm.

Die Klubs wählen die 17- bis 25-jährigen Sportler bei gewöhnlichen Basketball-Partien aus, wie sie in jeder Stadt stattfinden. Drei bis vier Jahre werden sie dann durch die Ortsvereine der MBL betreut. Die meisten MBL-Spieler sind Afroamerikaner, stammen also aus der zahlenmäßig stärksten Gemeinschaft in den Armenvierteln amerikanischer Städte.

„Grundsätzlich können alle jungen Männer bei uns mitmachen“, erklärt Tony Adams, ein MBL-Funktionär in Columbus (Georgia). „Diskriminierung wegen der Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit gibt es bei unserer Selektion nicht.“ Hingegen müssen die Spieler vor jedem Match an einer einstündigen Aussprache teilnehmen. Dort wird über verschiedene Themen wie Vorstellungsgespräche bei einem neuen Arbeitgeber, den Umgang mit Geld, Konfliktlösungen, Eigeninitiative, Schutz vor HIV-Infektion und Aids, Alkohol und Drogen diskutiert. Die Betreuer ermutigen die Spieler, Arbeit anzunehmen.

Für die Jugendlichen aus Armenvierteln bietet die MBL nicht nur Gelegenheit, Basketball zu spielen, sondern auch Möglichkeiten, Identität und Selbstsicherheit zu finden.

[Garry A. Sailes, Professor für Sportsoziologie an der Universität Indiana; aus: UNESCO-Kurier 4/1999]

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