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Nachhaltigkeit



 

"30-40 Prozent aller Umweltprobleme sind direkt oder indirekt auf die vorherrschenden Konsummuster zurückzuführen."

[aus: Umweltbundesamt (Hg.), Nachhaltige Konsummuster und postmaterielle Lebensstile, Berlin 1997, S. 1]


Wie handle ich nachhaltig? - Beispiel:

Nachhaltiger Konsum

"Nachhaltigkeit als Prinzip bezeichnet das Zusammenspiel der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales ... Im Zusammenhang mit Verbraucherverhalten erhält die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit den Vorrang. Wirtschaftliche Entwicklung und Wohlfahrt sind langfristig nur möglich innerhalb eines gesteckten Rahmens, den die Natur als Lebensgrundlage setzt. Umgekehrt dienen ökonomische und soziale Aspekte auch zur 'Machbarkeit' von Ökologie: Ökologische Produktion und Konsum sind nur realisierbar, wenn sie für den Verbraucher erschwinglich sind ... und wenn sowohl Konsum als auch Produktion unter akzeptablen sozialen Umständen geschehen."

[aus: Deutscher Bundestag (Hg.), Schlussbericht der Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft, S. 381 Anm. 119, Online-Version]

Nicht nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster bilden eine zentrale Ursache für Umweltprobleme auf allen Ebenen - von der lokalen bis zur globalen Ebene. Deshalb setzt sich auch die Agenda 21, um die es in Grundkurs 3 geht, intensiv mit dem Thema "Veränderung der Konsumgewohnheiten" auseinander.

Außerdem ist das Thema "nachhaltiger Konsum" - wie das Thema Nachhaltigkeit insgesamt - eng verknüpft mit Themen wie (globale) Gerechtigkeit, Verteilung oder Globalisierung, die an anderer Stelle vertieft werden (zum Themenkomplex Globalisierung).

"Insbesondere in den sog. reichen Industrieländern dominieren in der Regel Verbrauchsgewohnheiten, die durch übermäßigen Konsum und auf Dauer nicht vertretbare Ressourceninanspruchnahme geprägt sind. Während jedoch in bestimmten Teilen der Welt regelrecht verschwenderisch konsumiert wird, sind auf der anderen Seite ärmere Teile der (Welt) Bevölkerung häufig nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Aus diesem Grund setzt eine Veränderung der Konsum- und Produktionsmuster eine Strategie voraus, die insbesondere die Unausgewogenheit dieser Muster berücksichtigt (...).

Themenübergreifendes Handlungsfeld

Nachhaltiger Konsum ist ... ein sehr vielschichtiges und themenübergreifendes Handlungsfeld. Eine Änderung des Konsumverhaltens ist ein Prozess, an dem eine Vielzahl gesellschaftlicher Gruppen beteiligt ist. Neben den privaten Haushalten als maßgeblicher Verbrauchergruppe sind auch die öffentliche Hand, die Wirtschaft, Bildungseinrichtungen, NGOs und eine Fülle weiterer Gruppen angesprochen. Dabei obliegt es auch der öffentlichen Hand, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, der Prozess hingegen muss in erster Linie durch die Initiative und das Engagement der unterschiedlichen Verbraucher getragen werden.

Änderung der Konsumgewohnheiten

Eine Änderung der Konsumgewohnheiten setzt zunächst einmal einen tiefgreifenden Wandel von Wertvorstellungen und Lebensstilen voraus. Änderungen im Denken und Handeln der Konsumenten können von der öffentlichen Hand jedoch nicht erzwungen werden.

"Es gibt ... nicht das Leitbild eines zukunftsfähigen Konsums. Die Individualität der Konsumentenentscheidungen ist ein konstitutives Element der modernen demokratischen und pluralistischen Gesellschaft, das von Szenarien nachhaltiger Lebensweisen nicht in Frage gestellt wird. Allerdings werden Konsumenten-Entscheidungen heute wie zukünftig stark von den Rahmenbedingungen beeinflusst. Dazu zählen politische Rahmensetzungen, Preise, verfügbare Technologien, Einkommensniveau und Einkommensverteilung, gesellschaftliche Normen und gruppenspezifische Leitbilder sowie nicht zuletzt die Einflüsse von Werbung und Marketing."

[aus: Joachim H. Spangenberg/Sylvia Lorek, Sozio-ökonomische Aspekte nachhaltigkeits-orientierten Konsumwandels; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 24/2001, S. 23, Online-Version]

Die Realisierung neuer und nachhaltiger Konsumstile erfordert aus diesem Grund in einem ersten Schritt eine umfangreiche Informations-, Aufklärungs- und Beratungsarbeit ... Für den Verbraucher müssen Produkte und Transportwege transparenter werden, die Preise 'die ökologische Wahrheit' sagen und umweltschonende Alternativen aufgezeigt werden.

Handlungsbereiche nachhaltigen Konsums

Erst in einem zweiten Schritt stellt sich dann die Frage, mit welchen konkreten Maßnahmen ein nachhaltiges Konsumverhalten umgesetzt werden kann. Folgenden Handlungsbereichen ... wird dabei eine wesentliche Rolle zugewiesen:

> Abfallvermeidung und -verwertung
 
bulletFörderung von Recycling auf Produktions- und Verbraucherebene
bulletVerwendung von Mehrweg- und Nachfüllsystemen
bulletVermeidung aufwendiger Verpackungen
bulletBegünstigung der Einfuhr umweltverträglicher Produkte
bulletHausmülltrennung / sortierte Abfallentsorgung
bulletKauf langlebiger Produkte

> Energie- und Wasserverbrauch

bulletVerbreitung ... umweltfreundlicher Technologien
bulletFörderung von Forschung und Entwicklung im Bereich umweltverträgliche Energien
bullet(stärkere) Nutzung erneuerbarer Energien
bulletVerringerung von Wasserverbrauch und Wasserbelastung
bulletstärkere Nutzung energie- bzw. wassersparender Geräte

> Mobilität

bulletUmsteigen auf verbrauchsärmere Verkehrsmittel
bulletUmsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel

> Ernährung

bulletErhöhung des Anteils an regionalen Produkten
bulletBevorzugung von Lebensmitteln aus ökologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung (siehe Seite 'nachhaltige Landwirtschaft')
bulletKauf von fair gehandelten Produkten (siehe Seite 'Fairtrade')
bulletEinkauf von Produkten der Saison

> umweltfreundliche Beschaffung

bulletWeitergabe von gebrauchten Produkten
bulletBevorzugung von Produkten mit Ökosiegeln
bulletMiet-, Secondhand- und Tauschangebote ('leihen statt besitzen', Tauschringe)
bulletgemeinsame Nutzung langlebiger Gebrauchsgüter ('Car Sharing')"

"Nachhaltig leben heißt, gut, gesund, partnerschaftlich und tolerant zu leben, den Dingen ihren Wert gewähren, bewusst genießen, auch genussvoll konsumieren. Das heißt auch, auf Qualität zu achten, nicht jeder Mode nachzulaufen, aber auch nicht jede zu verachten - das gehört zur Lebensqualität. Nachhaltig konsumieren heißt, sich zu erinnern, dass das Bessere der Feind des Guten sein sollte, nicht das Billigere; dass ferner Gemeinschaftlichkeit und Individualismus zusammengehören wie Partnerschaftlichkeit und Selbständigkeit. Nachhaltige Lebensstile sind die Kunst des richtigen Verhaltens in falschen Strukturen. Deshalb braucht es beides - Politik von oben und Handeln von unten. Nur zusammen entstehen nachhaltige Produktions-, Konsum- und Wirtschaftsstrukturen."

[aus: Joachim H. Spangenberg/Sylvia Lorek, Sozio-ökonomische Aspekte nachhaltigkeits-orientierten Konsumwandels; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 24/2001, S. 29, Online-Version]

 

Leitbilder für die "Besser-Anders-Weniger-Strategie" des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie:

1. Gut leben statt viel haben

2. Stadt als Lebensraum

3. Zeit nehmen und Zeit lassen

4. Regeneration von Land und Landwirtschaft

5. Von Müllbergen zu Kreisläufen

6. Lernfähige Infrastruktur

7. Grüne Marktwirtschaft

8. Zivilisierung von Konflikten

9. Gerechtigkeit und globale Nachbarschaft

10. Aspekte einer zukunftsfähigen Schule

[Das Wuppertal Institut im Internet]

[aus: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hg.), Umweltpolitik. Lokale Agenda 21 und nachhaltige Entwicklung in deutschen Kommunen, 10 Jahre nach Rio: Bilanz und Perspektiven, Berlin 2002, S. 127-129]

Effizienz- und Suffizienz-Strategie

Um die Wende hin zu einer nachhaltigen (Welt-) Gesellschaft zu bewerkstelligen, bedarf es Leitbilder, wie die oben genannten des renommierten Wuppertal Instituts. Um diese Leitbilder umzusetzen, braucht man viel Mut und Kreativität. In diesem Zusammenhang werden zwei Strategien diskutiert, die einander ergänzen, wie der folgende Textausschnitt von Ulrich Grober verdeutlicht:

"Die Effizienzstrategie zielt auf die drastische Reduzierung des Naturverbrauchs durch eine Richtungsänderung des technischen Fortschritts. Im Zentrum steht die Erhöhung der Ressourcenproduktivität um den Faktor 4, langfristig um den Faktor 10. Eine Reduzierung des Verbrauchs an natürlichen Ressourcen auf ein Zehntel ist natürlich eine gewaltige Herausforderung an Tüftler, Macher, kreative und unternehmerische Menschen. Sie bedeutet 'eine neue technologische Revolution von ähnlichem Ausmaß wie die Industrielle Revolution' (Ernst Ulrich von Weizsäcker). Trotzdem ist dieses kühne Projekt vergleichsweise wenig umstritten und inzwischen in vielen Bereichen Konsens.

Die Effizienzstrategie bildet jedoch nur eine Ebene des Übergangs zu einer nachhaltigen Entwicklung. Sie muss ergänzt und getragen werden durch eine Dimension, welche die Autoren ... beim Wuppertal Institut Suffizienz-Strategie nannten. Hier erst geht es um ... Bedürfnisse und Lebensstile, um eine neue Definition von Lebensqualität. Damit ist nun keineswegs eine Abkehr von der Vision des guten Lebens für alle vollzogen. Der Schlüssel liegt vielmehr in dem Konzept 'neue Wohlstandsmodelle'.

'Halb so viel, dafür doppelt so gut': Das griffige Motte des Münchner Öko-Unternehmers Karl Ludwig Schweisfurth trifft den Kern der Sache. Was er für den Konsum von Lebens-Mitteln empfiehlt, wäre auf andere Bereiche des Alltags zu übertragen. Die Suffizienz-Zivilisation fragt nach dem 'rechten Maß' und nach einer Balance zwischen materiellen und immateriellen Gütern, zwischen Güterwohlstand, Zeitwohlstand und Raumwohlstand.

Sie fragt, was wir wirklich brauchen. Sie hält auch Schönheit für ein Lebens-Mittel. Sie empfiehlt die Konzentration auf das Optimale, also auf das Bessere, die Qualität, das Langlebige, statt auf das Maximale. (...) Sie wirbt für eine Kultur der Selbstbegrenzung und für die Eleganz der Einfachheit - und nimmt damit alte Denkwege einer Philosophie der Lebenskunst wieder auf (...).

Auf der Basis der Idee der Nachhaltigkeit ist eine Suchbewegung entstanden und sehr stark gewachsen, eine 'ökologisch gesinnte Subkultur auf Weltebene' (Wolfgang Sachs) mit ähnlichen Problemdefinitionen, Zielperspektiven und Reformansätzen. Es ist eine Bewegung, die Graswurzel-Initiativen und Unternehmen, Teile von öffentlichen Administrationen und wissenschaftlichen Einrichtungen umfasst und auf zahllosen Experimentierfeldern ein Kapital an Wissen und Kompetenz aufgebaut hat, das Fundament notwendiger Veränderungen ist."

[aus: Ulrich Grober, Die Idee der Nachhaltigkeit als zivilisatorischer Entwurf; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 24/2001, S. 5, Online-Version]

"Erst wenn ein Produkt in allen Bereichen punkten kann, also sozial gerecht produziert und eingekauft wird, unter Schonung der Natur, bei artgerechter Tierhaltung, ohne lange Transportwege und so verpackt, dass Abfall vermieden wird, ist es nachhaltig."
[aus: Willi Linder, Nachdenkwochen: in: umwelt & bildung 03/2004, S. 8]

[Autor: Ragnar Müller]

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