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Politikdidaktik

Aufgaben und Ziele der politischen Bildung

Im Themenkomplex Demokratie haben wir als wichtiges Ergebnis festgehalten, dass Demokratie keine Maschine ist, die - einmal aufgebaut und eingestellt - von alleine funktioniert. Demokratie ist vielmehr ein Prozess, der fortwährend mit Leben gefüllt werden muss. Deshalb ist sie auf aktive Bürgerinnen angewiesen. Vor diesem Hintergrund bildet der mündige Bürger das übergeordnete und langfristige Ziel der demokratischen politischen Bildung.

Sie will Interesse an Politik wecken und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Schülerinnen zu mündigen Bürgerinnen werden, indem sie selbständige politische Analyse- und Urteilsfähigkeit zu vermitteln sucht. Dazu ist natürlich auch Grundwissen nötig. Deshalb zählt es auch zu den Aufgaben der politischen Bildung, das "kleine Einmaleins" der Politik zu vermitteln. Was im Sprachunterricht die Vokabeln sind, ist im Politikunterricht der Umgang mit grundlegenden Begriffen wie Demokratie, Gewaltenteilung, Wahlen, Parteien, Frieden, Macht etc.

"Ein fundamentales Lernziel des Politikunterrichts ist, bei Schülerinnen und Schülern Verständnis für Politik zu wecken und Einsichten in politische Zusammenhänge zu ermöglichen" (Politikdidaktik kurzgefasst, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1994, S. 17).

Aber demokratische politische Bildung bleibt bei der Vermittlung von Grundwissen nicht stehen - sie bildet lediglich die unverzichtbare Grundlage für die weitergehenden Ziele des Politikunterrichts. Denn wer sich nicht auskennt im politischen System, wer die Funktionen und Zusammenhänge nicht durchschaut, kann auch seine Partizipationschancen nicht nutzen, ihm fehlt die Demokratiekompetenz (siehe anschließender Text), er bleibt als Bürger unmündig.

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich eine Abfolge von Zielen, die aufeinander aufbauen. Das folgende Schaubild versucht, dies zu veranschaulichen:


Demokratiekompetenz

"Mit der kognitiven Kompetenz ist das Erfordernis eines gewissen Niveaus an Wissen und Lernfähigkeit gemeint, wobei sich das Wissen auf die institutionelle Ordnung des politischen Systems, auf funktionale Zusammenhänge innerhalb dieses Systems bis hin zu seinen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Abhängigkeiten bezieht. Der Bürger soll aber auch hinsichtlich der Inhalte der je aktuellen politischen Entscheidungen über sachlich informierte Kenntnisse verfügen.

Prozedurale Kompetenzen sind Kenntnisse und Fertigkeiten, die benötigt werden, um politische Einflussmöglichkeiten und Partizipationschancen auch tatsächlich wahrnehmen zu können. Der Bürger muss zu diesem Zweck Kenntnisse über administrative Zuständigkeiten und rechtliche Verfahren besitzen. Er muss über strategische Fähigkeiten verfügen, um eigene oder als richtig erkannte allgemeine Ziele verwirklichen zu können.

Habituelle Kompetenzen sind Einstellungen - oder in traditioneller Terminologie - Tugenden, die der Bürger dem Gemeinwesen zu dessen Bestandserhaltung entgegenbringen muss. Sie müssen affektiv fest verankert sein, damit sie handlungsmotivierend wirken können. Moderne Demokratien sind in ihren habituellen Erwartungen besonders anspruchsvoll. Als staatliche Gemeinwesen benötigen sie natürlich Rechtsgehorsam, darüber hinaus aber auch Opferbereitschaft, das Gemeinwesen gegen Bedrohungen von außen zu verteidigen. Als liberale Gemeinwesen bedürfen sie der Fairness und der Toleranz in weltanschaulichen Angelegenheiten. Als demokratische Gemeinwesen sind sie angewiesen auf Partizipation, die nach Möglichkeit rational, verantwortbar und regelmäßig sein soll. Als sozialstaatliche Gemeinwesen kommen sie nicht ohne sozialen Gerechtigkeitssinn und Solidarität aus."

[Joachim Detjen, Die Demokratiekompetenz der Bürger. Herausforderung für die politische Bildung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 25/2000, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung, S. 12-13]

[Autor: Ragnar Müller]

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