Inhaltsverzeichnis
Themen des
Online-Lehrbuchs Web 2.0:
Einleitung
Was ist das Web 2.0?
Lernen 2.0
Politik 2.0
Wirtschaft 2.0
Gesellschaft 2.0
Gefahren
des Web 2.0
Soziale
Netzwerke
Weisheit
der Vielen
Digital
Natives
|
Gefahren des Web 2.0
Stellen Sie sich vor, Sie würden planen, ein Restaurant zu eröffnen.
Sie machen sich Gedanken zur Speisekarte und kommen zu dem Schluss,
dass Sie Ihren Gästen - trotz schwerwiegenden Bedenken hinsichtlich
des Klimawandels - auch Steaks anbieten wollen.
Folglich brauchen
Sie scharfe Messer. Das bringt natürlich die Gefahr mit sich, dass
Ihre Gäste mit diesen Messern aufeinander losgehen. Um das zu
verhindern, sehen Sie für die Inneneinrichtung vor, dass um jeden
Tisch ein Käfig errichtet wird...
Dieses kleine Gedankenexperiment stammt vom Wikipedia-Gründer Jimmy
Wales und Andrea Weckerle. Es ist dem Vorwort zu dem lesenswerten
Buch von Matthew Fraser und Soumitra Dutta "Throwing Sheep in the
Boardroom. How Online Social Networking Will Transform Your Life,
Work and World" entnommen (Chichester 2008).
Warum gehen alle (zumindest alle uns bekannten) Restaurants das
Risiko ein und verzichten auf Käfige um die Tische? Das liegt daran,
dass wir uns entschieden haben, "not to make the threat of bad
behavior the central element in the design of our social
institutions", wie es weiter im Vorwort heißt.
Wir gehen bei allen unseren Aktivitäten (zurecht) davon aus, dass
wir es in der Regel nicht mit Verrückten, Verbrechern oder Sadisten,
sondern mit Leuten zu tun haben, die genauso wohlwollend sind und
die sich genauso an die Regeln des Zusammenlebens halten wie wir.
Ohne diese Grundannahme wäre ein gesellschaftliches Miteinander
unmöglich. |
[dieses Foto wurde angepasst auf der Basis eines Fotos von
Cary Bass,
Wikimedia, CC] |
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Gefahren des Web 2.0 werden (über)betont |
Warum diese Vorbemerkung? Weil die Berichterstattung und Debatten um das
Web 2.0 mitunter genau diese selbstverständliche Grundannahme außer Acht
lassen. Das hat zur Folge, dass eine durchschnittliche Mediennutzerin sehr viel von den Gefahren, aber nur wenig von den Chancen
des Web 2.0 erfährt. Für unsere Darstellung bedeutet das, dass wir uns
zu den Gefahren des Web 2.0 kurz fassen können, denn kein Thema ist
umfassender aufgearbeitet. |
Internetsicherheit: wichtige Themen |
EU
Safer Internet Programme
Neben vielen anderen Initiativen zur Sicherheit im Web (2.0) sei auf das
Safer Internet Programme der Europäischen Union hingewiesen (Website).
Die zentrale Anlaufstelle im Web ist Insafe (www.saferinternet.org) -
ein europaweites Netzwerk von "Awareness Centres", deren Aufgabe
darin besteht, Jugendliche beim sicheren und verantwortungsvollen Umgang
mit dem Internet und Mobilgeräten zu unterstützen. Neben den
Jugendlichen selbst werden hauptsächlich Eltern und Lehrer als
Zielgruppe angesprochen.
In den meisten europäischen Ländern unterhält das Projekt Safer
Internet Centres. Sie bestehen aus drei Komponenten. Erstens die
"Awareness Centres", zweitens Hotlines, denen illegale Inhalte gemeldet
werden können, und drittens Helplines, die Jugendliche, Eltern und
Lehrer hinsichtlich aller Aspekte der Internetsicherheit beraten. Die
Zentren bieten in der Regel attraktive und zielgruppenorientierte
Informationen zu allen Themen rund um das sichere Surfen (Videos, Spiele,
Manuals, Checklisten, kostenlose Broschüren etc.). Zusätzlich bündelt
der Safer Internet Day jedes Jahr am 8. Februar die Aktivitäten
zur Sicherheit im Internet.
Die Themenpalette ist sehr breit. Im deutschen Safer Internet Centre
klicksafe.de
findet man beispielsweise Informationen zu folgenden Aspekten der
Netzsicherheit:
Kommunizieren: Chat, Spam, Handy, Instant Messenger, Soziale
Netzwerke, Cyber-Mobbing
Computerspiele: Grundlagenwissen, Medienwirkung, Medienerziehung
Datenschutz: Grundlagenwissen, Datenschutz-Dossier
Suchen & Recherchieren: Suchmaschinen, Glaubwürdigkeit
Problematische Inhalte: Pornografie, Rechtsextremismus, Gewalt,
Verherrlichung von Essstörungen
Einkaufen im Netz: Abzocke im Internet, Werbung
Downloaden: Urheberrecht, Tauschbörsen
Technische Schutzmaßnahmen: Den PC schützen, Kindersicherung,
Jugendschutzfilter
Die folgenden Links führen zu nationalen Safer Internet Centres:
Austria /
Belgium /
Bulgaria /
Cyprus /
Czech Republic
/ Denmark /
Estonia /
Finland /
France
/ Germany /
Greece /
Hungary /
Iceland /
Ireland /
Italy /
Latvia /
Lithuania /
Luxembourg /
Norway
/
Netherlands / Poland /
Portugal /
Romania /
Russia /
Slovakia /
Slovenia /
Spain /
Sweden / United
Kingdom |
Die wichtigsten Tipps für Jugendliche |
Die wichtigsten Tipps
Das österreichische Safer Internet Centre
saferinternet.at
fasst die wichtigsten Tipps für Jugendliche in sechs Punkten zusammen:
"Damit du auch im Web sicher unterwegs bist und keine unangenehmen
Überraschungen erlebst, hier die wichtigsten Tipps – SO SURFST DU SICHER:
1. SCHÜTZE DEINE PRIVATSPHÄRE
Überlege dir genau, welche Informationen du über dich ins Internet
stellst. Poste keine Bilder oder Texte, die später einmal gegen dich
verwendet werden könnten. Persönliche Daten wie Name, Adresse,
Handynummer, Passwörter etc. behältst du lieber für dich. Nutze in
deinen Communities die Einstellungen zur „Privatsphäre“, damit Fremde
nichts über dich erfahren können.
2. NICHT ALLES IST WAHR
Sei misstrauisch bei Behauptungen, die du im Netz findest. Oft ist nicht
klar, woher die Infos stammen, und man weiß nie, ob jemand wirklich der
ist, der er oder sie vorgibt zu sein. Checke Infos aus dem Internet
daher besser mehrfach!
3. URHEBERRECHTE BEACHTEN
Das Anbieten und Weiterverwenden (z.B. in Blogs, Profilen) von Musik,
Videos, Bildern und Software ist – ohne Einwilligung der Urheber/innen –
verboten. Mehrere Tausend Euro Strafe können die unschöne Folge sein.
Eine Ausnahme sind Werke, die unter einer Creative Commons-Lizenz stehen.
Wenn du Textteile anderer Autor/innen verwendest, führe immer eine
Quellenangabe an.
4. DAS RECHT AM EIGENEN BILD
Die Verbreitung von Fotos oder Videos, die andere nachteilig darstellen,
ist meist nicht erlaubt. Frag zur Sicherheit die Abgebildeten vorher, ob
sie mit einer Veröffentlichung einverstanden sind!
5. UMSONST GIBT’S NICHTS
Auch im Internet ist selten etwas wirklich kostenlos. Sei bei „Gratis“-Angeboten
stets misstrauisch, besonders wenn du dich mit Namen und Adresse
registrieren musst.
6. WENN DIR ETWAS KOMISCH VORKOMMT, SAG ES!
Wenn du einmal kein gutes Gefühl beim Surfen hast, dann sprich darüber
mit Erwachsenen, denen du vertraust. Auf komische oder gar bedrohliche
Nachrichten einfach nicht antworten! Bei
www.rataufdraht.at
erhältst du kostenlos, anonym und rund um die Uhr telefonische Hilfe,
wenn du nicht mehr weiter weißt."
[Quelle:
http://www.saferinternet.at/staysafe/, 23.03.11] |
Übersicht über Online-Risiken |
Typologie onlinebezogener Risiken
In ihrem Aufsatz "Kinder und Jugendliche im Web 2.0 - Befunde, Chancen
und Risiken" (APuZ 3/2011,
Online-Version) werten Uwe Hasenbrink und Claudia Lampert
verschiedene Studien zur Mediennutzung aus (JIM-Studie 2010 -
www.mpfs.de; EU Kids
Online -
www.eukidsonline.net). Neben Bemerkungen zur Veränderung der
Nutzerrollen durch das Social Web und zur Faszination von Sozialen
Netzwerken für Jugendliche entwickeln sie auch eine Systematik von
Online-Risiken, wie sie die folgende Tabelle zeigt:
|
Risikodimensionen |
kommerzielle
Ziele |
Aggression,
Gewalt |
Sexualität |
Werte |
Kind als
Rezipient/in
(content) |
Werbung,
Spam, Sponsoring |
gewalthaltige,
hasserfüllte Inhalte |
pornografische oder unerwünschte sexuelle Inhalte |
Rassismus,
verzerrte / irreführende Information (z.B. bzgl. Drogen |
Kind als
Beteiligte/r
(contact) |
Ausspionieren
und Sammeln persönlicher Daten |
belästigt,
schikaniert, eingeschüchtert werden |
sexuelle
Kommentare erhalten, Kontakt zu Fremden, Treffen mit Fremden
verabreden |
selbstschädigendes Verhalten |
Kind als
Akteur/in
(conduct) |
illegale
Downloads, Hacking und Glücksspiel |
andere
belästigen oder einschüchtern |
sexuelle
Belästigung, Veröffentlichung pornografischen Materials |
Informationen
anbieten, z.B. im Suizid- oder ProAnorexie-Chat |
|
Quelle: Uwe Hasenbrink/Claudia
Lampert: Kinder und Jugendliche im Web 2.0 - Befunde, Chancen und
Risiken; in: APuZ 3/2011, S. 8 |
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Ausgewogene Darstellung zum
Thema
Eine für Eltern und Lehrer hilfreiche Lektüre stellt das 2008
erschienene Buch
von John Palfrey und Urs Gasser "Born Digital. Understanding the
First Generation of Digital Natives" dar (auf deutsch erschienen mit dem
Titel: "Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben, was sie
denken, wie sie arbeiten"). Dabei geht es darum, das Web 2.0 und die
Digital Natives zu verstehen, es geht
aber auch um die Gefahren des Web (2.0) und darum, wie man damit umgehen
kann.
Eltern und Lehrer der Digital
Natives spielen nach Palfrey/Gasser (neben den Diensteanbietern und dem
Gesetzgeber) eine wichtige Rolle, indem sie Kinder
und Jugendliche bei der Internutzung anleiten. Dem steht bislang noch
im Weg, dass sie als Digital Immigrants nicht über die dafür nötigen
Kompetenzen verfügen. In den 12 Kapiteln des Buches werden unter
folgenden Kapitelüberschriften Gefahren und Chancen der Internetnutzung
durch die Digital Natives beleuchtet:
Identitäten - (Digitale) Dossiers - Privatsphäre - Sicherheit -
Kreativität - Piraterie - Qualität - Overload - Aggression -
Innovationen - Lernen - Aktivismus. Auf der
begleitenden Website zum Buch finden sich von Studenten erstellte
Videos zu allen Kapiteln, die sich als Einführung oder
Zusammenfassung eignen:
http://youthandmedia.org/video/born-digital/.
[Autor: Dr. Ragnar Müller]
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