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Das Verhältnis von Wähler und Gewählten lässt sich nicht so bestimmen, als habe der einzelne Staatsbürger lediglich seine Stimme abzugeben, ansonsten aber alles übrige den von ihm gewählten Repräsentanten zu überlassen. Ein Blick in den politischen Alltag der westlichen Demokratien wird jeden rasch davon überzeugen, dass eine solche Charakterisierung keineswegs der Rolle des Wählers gerecht wird. Die politische Mitbestimmung des einzelnen reicht weiter, wenn man Parteien und Verbände, Bürgerinitiativen und soziale Bewegungen, in denen der einzelne mitwirken kann, in die Betrachtung einbezieht. Wie im Arbeits- und Wirtschaftsleben einer modernen Industriegesellschaft sind organisierte Gruppen auch in der Politik ein entscheidendes Mittel, um den einzelnen aus seiner Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber übermächtigen Verhältnissen zu befreien und ihn als Glied einer komplizierten Gesellschaft handlungsfähig zu machen. Parteien und Verbände, Bürgerinitiativen und soziale Bewegungen suchen die staatliche Willensbildung im Sinne der von ihnen vertretenen Überzeugungen und Interessen direkt oder über Einwirkungen auf die öffentliche Meinung zu beeinflussen, Regierungen und Parlamenten ihre Wünsche und Sorgen vorzutragen oder gar den staatlichen Behörden Aufgaben abzunehmen und in eigener Regie durchzuführen. [aus: Waldemar Besson/Gotthard Jasper, Das Leitbild der modernen Demokratie. Bauelemente einer freiheitlichen Staatsordnung, BpB Bonn 1990]
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