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Ihre Majestät, Mitglieder der
königlichen Familie, Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren:
Jeden Tag werden in dem illegalen Camp KTC bei Kapstadt die unstabilen
Plastikunterkünfte, die schwarze Mütter errichtet haben, weil sie ihren
Eheschwur ernst nehmen, von der Polizei zerstört. Sie werden degradiert auf
das Sitzen auf durchnässten Matratzen, ihre Haushaltswaren um ihre Füße verstreut, wimmernde Babys auf ihrem Schoß, im kalten Winterregen des Kaps.
Jeden Tag hat die Polizei diese gefühllosen Zerstörungen durchgeführt.
Welches abscheuliche Verbrechen haben diese Frauen begangen, dass sie wie
Kriminelle auf diese Art und Weise gehetzt werden? Sie wollten doch nur mit
ihren Ehemännern zusammen sein, den Vätern ihrer Kinder. In jedem anderen Land
der Welt würden sie gelobt, aber in Südafrika, einem Land, das für sich in
Anspruch nimmt, dass es christlich sei und das einen Feiertag sogar Familientag
nennt, werden diese tapferen Frauen so unmenschlich behandelt. Und dabei ist
doch alles, was sie verlangen, ein anständiges und stabiles Familienleben.
Unglücklicherweise ist es in ihrem Geburtsland eine kriminelle Straftat, mit
ihren Ehemännern und Vätern ihrer Kinder glücklich zusammenzuleben. Schwarzes
Familienleben wird somit untergraben – nicht zufällig untergraben, sondern
durch absichtliche Regierungspolitik. Es ist Teil des Preises, den menschliche
Wesen, Gottes Kinder, für die Apartheid zahlen sollen. Ein unannehmbarer Preis.
Von Schwarzen wird erwartet, dass sie ihren politischen Ehrgeiz in
lebensunfähigen, verarmten, dürren Bantustan-Homelands ausüben, Ghettos der Misere,
unerschöpflichen Reservoirs billiger schwarzer Arbeitskraft, Bantustans, in
denen Südafrika sozusagen balkanisiert wird. Schwarze werden
systematisch ihrer südafrikanischen Staatsbürgerschaft beraubt und zu Fremden
in ihrem eigenen Geburtsland gemacht. [Connie Mulder, Minister für Bantu
Administration und Entwicklung, sagte 1978: 'Die logische Konsequenz unserer
Politik ist, dass... kein einziger schwarzer Mann die südafrikanische
Staatsbürgerschaft haben wird... Jeder schwarze Mann in Südafrika wird letzten
Endes in einem unabhängigen neuen Staat auf diese ehrenhafte Weise
untergebracht werden, und die Regierung wird keine moralische Verpflichtung mehr
haben, diese Menschen politisch unterzubringen.' (South African Hansard,
Verfahren des südafrikanischen Parlaments, Kapstadt, 7. Februar 1978, zitiert
von John Dugard und abgedruckt im The Apartheid Handbook, von Roger Omond,
Penguin 1985.)] Dies ist Apartheids Endlösung, so wie der Nationalsozialismus
seine Endlösung für die Juden in Hitlers arischem Wahnsinn sah. Die
südafrikanische Regierung ist klug. Fremde können nur wenige Rechte in
Anspruch nehmen, vor allen Dingen keine politischen Rechte.
Apartheid hat diskriminierende Ausbildung wie die Bantu Erziehung produziert,
Erziehung zu Leibeigenschaft, die sicherstellt, dass die Regierung jährlich nur
ein Zehntel dessen für ein schwarzes Kind ausgibt, was sie für ein weißes
Kind ausgibt. Es ist eine Erziehung, die entschieden getrennt und ungleich ist.
Sie geht zügellos verschwenderisch mit Humanressourcen um, weil so viele Kinder
Gottes durch Regierungspolitik davon abgehalten werden, ihr volles Potential
auszuschöpfen... Südafrika zahlt schon jetzt einen hohen Preis für diese
ungeheuerliche Politik, weil es einen hoffnungslosen Mangel an qualifizierter
Arbeitskraft hat, ein direktes Ergebnis des kurzsichtigen Programms des
rassistischen Regimes. Es ist ein moralisches Universum, in dem wir leben, und
Güte, Richtigkeit und Gerechtigkeit sind von Bedeutung in dem Universum des
Gottes, den wir verehren. Und so haben sich die südafrikanische Regierung und
ihre Anhänger in dieser Angelegenheit in ihrer eigenen Schlinge gefangen.
Ein solches böses System, das durch normale, annehmbare Methoden niemals zu
verteidigen wäre, beruht auf einer Phalanx von drakonischen Gesetzen wie der
Sicherheitsgesetzgebung, wie sie fast nur in Südafrika vorzufinden ist.
Einerseits gibt es Gesetze, die dem Minister für Recht und Ordnung erlauben,
Personen unendlich lange zu inhaftieren, wenn er denkt, dass sie eine Gefahr
darstellen für die Sicherheit des Staates. Sie werden nach seinem Belieben
festgehalten, in Einzelhaft, ohne Familienbesuch, ohne einen eigenen Arzt oder
Anwalt. Dies ist eine gravierende Bestrafung, wenn der Beweis, den der Minister
ja offensichtlich hat, nicht in einem offenen Prozess überprüft wird.
Vielleicht würde er der rigorosen Prüfung standhalten, vielleicht auch nicht.
Wir sollen es niemals erfahren. Es ist ein viel zu bequemes Mittel für ein
unterdrückerisches Regime. Der Minister müsste sehr außergewöhnlich sein,
wenn er nicht der Versuchung unterliegen würde, einen unangenehmen Prozess, in
dem seine Beweise genau geprüft werden würden, nicht zu umgehen; und so
lässt er seiner Macht gemäß Gesetz freien Lauf und missbraucht sie als
Richter und Kläger. Viele, viel zu viele, sind in Haft auf mysteriöse Art ums
Leben gekommen. All dies ist zu teuer, was menschliche Leben betrifft. Der
Minister ist in der Lage, Menschen unter Arrest zu stellen, ohne dass er dem
Ärger der checks and balances eines entsprechenden Prozesses unterworfen ist.
Solche Personen werden dann drei oder fünf Jahre lang zu
"Nichtmenschen" und dürfen während der Zeit ihrer Sperre nicht
zitiert werden. Sie dürfen an keinen Versammlungen teilnehmen, was bedeutet,
dass sie nicht mit mehr als zwei Personen reden dürfen. Zwei Personen, die mit
einer verbannten Person sprechen, sind schon eine Versammlung! Sie dürfen nicht
einmal die Hochzeit oder das Begräbnis ihres eigenen Kindes ohne spezielle
Erlaubnis besuchen. Sie müssen von sechs Uhr nachmittags bis sechs Uhr früh
des nächsten Tages zu Hause sein, an allen Feiertagen den ganzen Tag und am
Wochenende von freitags sechs Uhr nachmittags bis montags sechs Uhr morgens. Sie
können nicht Urlaub machen außerhalb des Gebietes, das der Richter begrenzt
hat. Sie können nicht ins Kino oder zu einem Picknick gehen. Dies ist eine
harte Strafe, die der verbannten Person auferlegt wurde, ohne dass der Beweis,
der dies angeblich rechtfertigt, der Person mitgeteilt wird oder vor Gericht geprüft wird. Es stellt eine ernsthafte Erosion und Verletzung der
grundlegenden Menschenrechte dar, derer die Schwarzen ohnehin in ihrem
Geburtsland nur wenige haben. Sie genießen nicht die Rechte, sich frei bewegen
und vereinigen zu dürfen. Sie haben kein Recht, an den Entscheidungen
teilzuhaben, die ihr Leben beeinflussen. Kurzum, diesem Land, das auf vielerlei
Art und Weise reich ausgestattet ist, mangelt es an Gerechtigkeit.
Unsere Menschen haben seit mindestens 1921, als der African National Congress
gegründet wurde, gegen dieses System friedlich angekämpft. Sie haben die
konventionellen Methoden des friedlichen Protestes genutzt – Petitionen,
Demonstrationen, Deputationen, und sogar eine passive Widerstandskampagne. Ein
Zeichen der Hochachtung an die Entschlossenheit unseres Volkes, einen
friedlichen Wandel herbeizuführen, ist die Tatsache, dass beide Südafrikaner,
die jemals einen Friedensnobelpreis gewonnen haben, schwarz sind. [Der andere
südafrikanische Friedensnobelpreisträger war 1960 Häuptling Albert Luthuli,
Präsident des African National Congress.] Unser Volk ist im Übermaß
friedliebend. Die Antwort der Behörden war eine steigende Unnachgiebigkeit und
Gewalt, Gewalt in Form von Polizeihunden, Tränengas, Haft ohne
Gerichtsverfahren, Exil und sogar Tod. Unser Volk hat 1960 friedlich gegen die
Passgesetze protestiert und 69 wurden am 21. März 1960 in Sharpeville getötet,
viele in den Rücken geschossen, als sie versuchten wegzurennen. Unsere Kinder
haben gegen eine minderwertige Ausbildung protestiert, wobei sie friedlich
gesungen und Plakate getragen haben. Viele wurden im Jahre 1976, am 16. Juni und
später, ermordet oder eingesperrt. Mehr als 500 Menschen starben bei diesem
Aufstand. Viele Kinder sind in das Exil geflüchtet. Der Aufenthaltsort vieler
von ihnen ist ihren Eltern nicht bekannt. Zur Zeit boykottiert und demonstriert
unser Volk gegen genau diese diskriminierende Ausbildung und den Ausschluss der
Schwarzen aus der neuen konstitutionellen Befreiung, gegen lokale schwarze
Scheinregierungen, steigende Arbeitslosigkeit, steigende Mietpreise und eine
allgemeine Steuer auf gehandelte Güter. Sie haben einen erfolgreichen zwei Tage
andauernden Arbeitsstreik arrangiert. Über 150 Menschen wurden getötet. Dies
ist ein viel zu hoher Preis, der gezahlt werden musste. Es gab nur wenig
Empörung oder Entrüstung im Westen über diese zügellose Zerstörung
menschlichen Lebens.
Wie dem auch sei. Wir haben vor uns ein Land, dem es an Gerechtigkeit, und
damit auch an Frieden und Sicherheit, mangelt. Unruhe kehrt immer wieder und wird ein
unveränderliches Merkmal Südafrikas bleiben, bis die Apartheid, die
Ursache all dessen, schließlich abgeschafft wird. Derzeit wird die Bevölkerung
nicht von der Armee geschont. Ein Bürgerkrieg wird geführt. Südafrikaner
stehen auf beiden Seiten. Als der ANC und der PAC im Jahre 1960 verboten wurden,
erklärten sie, sie hätten keine Wahl, als den Kampf bewaffnet auszutragen. Wir
im Südafrikanischen Kirchenrat haben gesagt, dass wir uns allen Formen von
Gewalt widersetzen – der Gewalt eines unterdrückerischen und ungerechten
Systems wie auch der Gewalt derjenigen, die dieses System stürzen wollen. Wir
haben dem jedoch hinzugefügt, dass wir diejenigen verstehen, die dies als ihren
letzten Ausweg sehen. Gewalt wurde in die südafrikanische Situation nicht von
außerhalb neu zugeführt – durch sogenannte Terroristen oder
Freiheitskämpfer, je nachdem, ob man zu den Unterdrückten oder den
Unterdrückern zählt. Die südafrikanische Situation ist bereits gewaltsam und
die primäre Gewalt geht von der Apartheid aus, die Gewalt von Zwangsumzügen,
einer unterlegenen Ausbildung, von Haft ohne Gerichtsverfahren, des Systems der
Wanderarbeit und so weiter.
Wegen der globalen Unsicherheit sind die Nationen in einen verrückten
Rüstungswettlauf verwickelt und geben verschwenderisch Milliarden von Dollar
für Instrumente der Zerstörung aus, während Millionen verhungern. Und dabei
würde doch ein Bruchteil dessen, was so obszön für Verteidigungsbudgets
ausgegeben wird, einen Unterschied machen, und Gottes Kinder in die Lage
versetzen, ihre Bäuche zu füllen, sich auszubilden und ihnen die Chance geben,
ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Täglich werden wir von dem
Spektakel hohlwangigen Abschaums der Menschheit verfolgt, der in unendlichen
Reihen entlangschlurft, um mit Schüsseln in der Hand das zu sammeln, was die
Nächstenliebe der Welt liefert. Zu wenig und zu spät. Wann werden wir lernen,
wann werden die Menschen dieser Welt aufstehen und sagen : Es ist genug? Gott
schuf uns als Gemeinschaft. Gott schuf uns, damit wir eine Menschenfamilie
schaffen, die zusammen existiert, weil wir füreinander geschaffen sind. Wir
sind nicht geschaffen für eine ausschließliche Selbständigkeit, sondern für
Abhängigkeit, und wir verletzen dieses Gesetz auf unsere eigene Gefahr hin.
Wann werden wir lernen, dass ein eskalierender Rüstungswettlauf lediglich die
globale Unsicherheit steigert? Wir sind heute einem nuklearen Holocaust näher
als zu Zeiten mit weniger Technologie und Ausgaben.
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