Die neun Stufen der Konflikteskalation nach
Friedrich Glasl
1. Verhärtung: Die Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander.
Das Bewusstsein bevorstehender Spannungen führt zu Verkrampfungen.
Trotzdem besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen durch
Gespräche lösbar sind. Noch keine starren Parteien oder Lager.
2. Debatte: Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Wollen
statt. Es entsteht ein Schwarz-Weiß-Denken und eine Sichtweise von
Überlegenheit und Unterlegenheit.
3. Aktionen: Die Überzeugung, dass “Reden nichts mehr hilft” gewinnt
an Bedeutung und man verfolgt eine Strategie der vollendeten Tatsachen.
Die Empathie mit dem “anderen” geht verloren, die Gefahr von
Fehlinterpretationen wächst.
4. Images/Koalitionen: Die “Gerüchte-Küche” kocht, Stereotypen und
Klischees werden aufgebaut. Die Parteien manövrieren sich gegenseitig
in negative Rollen und bekämpfen sich. Es findet eine Werbung um
Anhänger statt.
5. Gesichtsverlust: Es kommt zu öffentlichen und direkten (verbotenen)
Angriffen, die auf den Gesichtsverlust des Gegners zielen.
6. Drohstrategien: Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Durch das
Aufstellen von Ultimaten wird die Konflikteskalation beschleunigt.
7. Begrenzte Vernichtungsschläge: Der Gegner wird nicht mehr als
Mensch gesehen. Begrenzte Vernichtungsschläge werden als “passende”
Antwort durchgeführt. Umkehrung der Werte: ein relativ kleiner eigener
Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.
8. Zersplitterung: Die Zerstörung und Auflösung des feindlichen
Systems wird als Ziel intensiv verfolgt.
9. Gemeinsam in den Abgrund: Es kommt zur totalen Konfrontation ohne
einen Weg zurück. Die Vernichtung des Gegners zum Preis der
Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.
[aus:
Friedrich Glasl: Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte
und Berater. 2. Aufl., Bern/Stuttgart 1992]