Eskalation
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Friedenspädagogik

Konflikteskalation

Die Eskalation von Konflikten ist mithin gefährlich, weil
 
bulletKonflikte außer Kontrolle geraten können;
 
bulletimmer weniger Handlungsalternativen zur Verfügung stehen;
 
bulletGewalt als Handlungsmöglichkeit zunehmend einbezogen und angewandt wird;
 
bulletnicht mehr gemeinsame Lösungen, sondern Sieg oder Niederlage des Gegners im Vordergrund stehen;
 
bulleteine Personifizierung des Konflikts stattfindet;
 
bulletEmotionen die Überhand gewinnen;
 
bulletZerstörung und Vernichtung zum leitenden Handlungsziel werden.

Friedrich Glasl hat neun Stufen der Konflikteskalation formuliert (siehe Kasten rechts), die die Eskalationsdynamik beschreiben.

Eine zentrale Aufgabe im Rahmen einer konstruktiven Konfliktbearbeitung ist es deshalb, einer Konflikteskalation Stufen der Deeskalation gegenüberzustellen, Antworten und Handlungsmöglichkeiten auf jeder Stufe zu finden, die Gewalt begrenzen oder ganz ausschließen und auf Kooperation und Verhandlungslösungen abzielen. Hierfür sind eine sensible und realistische Wahrnehmung des Konfliktgeschehens ebenso wichtig wie das bewusste Überdenken und Planen der eigenen Schritte.

[Autor: Günther Gugel, Institut für Friedenspädagogik Tübingen; Redaktion: Ragnar Müller]


Die neun Stufen der Konflikteskalation nach Friedrich Glasl

1. Verhärtung: Die Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander. Das Bewusstsein bevorstehender Spannungen führt zu Verkrampfungen. Trotzdem besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind. Noch keine starren Parteien oder Lager.

2. Debatte: Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Wollen statt. Es entsteht ein Schwarz-Weiß-Denken und eine Sichtweise von Überlegenheit und Unterlegenheit.

3. Aktionen: Die Überzeugung, dass “Reden nichts mehr hilft” gewinnt an Bedeutung und man verfolgt eine Strategie der vollendeten Tatsachen. Die Empathie mit dem “anderen” geht verloren, die Gefahr von Fehlinterpretationen wächst.

4. Images/Koalitionen: Die “Gerüchte-Küche” kocht, Stereotypen und Klischees werden aufgebaut. Die Parteien manövrieren sich gegenseitig in negative Rollen und bekämpfen sich. Es findet eine Werbung um Anhänger statt.

5. Gesichtsverlust: Es kommt zu öffentlichen und direkten (verbotenen) Angriffen, die auf den Gesichtsverlust des Gegners zielen.

6. Drohstrategien: Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Durch das Aufstellen von Ultimaten wird die Konflikteskalation beschleunigt.

7. Begrenzte Vernichtungsschläge: Der Gegner wird nicht mehr als Mensch gesehen. Begrenzte Vernichtungsschläge werden als “passende” Antwort durchgeführt. Umkehrung der Werte: ein relativ kleiner eigener Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.

8. Zersplitterung: Die Zerstörung und Auflösung des feindlichen Systems wird als Ziel intensiv verfolgt.

9. Gemeinsam in den Abgrund: Es kommt zur totalen Konfrontation ohne einen Weg zurück. Die Vernichtung des Gegners zum Preis der Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.

[aus: Friedrich Glasl: Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte und Berater. 2. Aufl., Bern/Stuttgart 1992]

 

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