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Friedenspädagogik

Straßenfußball für den Frieden

Straßenfußball für den Frieden – wie geht das? Jürgen Griesbeck hat in Medellin in Kolumbien unter dem Motto „Fútbol por la Paz“ erfolgreich Jugendprojekte durchgeführt. Im Jahr 2001 kehrte er nach Deutschland zurück und ist heute Geschäftsführer der Organisation „streetfootballworld“ in Berlin. Er ist überzeugt: Jugendliche können über den Fußball lernen, sich gegenseitig zu respektieren.

Zeit zum Handeln

„Mitte der neunziger Jahre habe ich meine Arbeit als Sportdozent an kolumbianischen Hochschulen abrupt beendet, als ein guter Freund ermordet wurde. Er war Nationalspieler Kolumbiens und für ihn wollte ich zeigen, dass im Sport und vor allem im Fußball produktive, friedensstiftende Kräfte stecken. Mein Ziel war es, in Medellin Jugendliche zusammenzuführen, die kaum eine Lebensperspektive hatten, immer häufiger zu Drogen und Gewalt griffen und sich in den Stadtvierteln im Schutz ihrer Cliquen feindselig gegenüberstanden. Über den Straßenfußball haben wir immer mehr Jugendliche erreicht. Denn Fußball ist ein wichtiger Teil ihres Lebens: Hier können sie mitreden, fühlen sich kompetent und manchmal regelrecht zuhause.“

Regeln sind wichtig

„Gemeinsam mit den Jugendlichen wurden eigene Regeln entwickelt, um nicht nur Fußball zu spielen, sondern um diese auch als Instrument des Fair Play zu inszenieren. Fußball ist ja nicht aus sich heraus gut, sondern kann Konflikte auch schüren und Aggressionen verstärken. Die Regeln jedoch sollen ein faires und konfliktbearbeitendes Spiel gewährleisten. Wir haben zum Beispiel Mädchen mit in die Teams geholt und eine wichtige Regel lautete: Mädchen müssen das erste Tor schießen! Dadurch entstand eine ganz neue Dynamik der Zusammenarbeit im Team! Eine weitere Regel: Sieger kann nur werden, der sich auch Fair Play-Punkte erkämpft.“

Erfolge und klare Grenzen

„Trotz vieler Rückschläge blieben die Erfolge nicht aus. Unser wichtigster Anspruch wurde erfüllt: Die Jugendlichen standen sich nicht mehr als Feinde im Stadtviertel gegenüber, sondern als Partner bei der Durchführung von Fußballturnieren. Manchmal wurden daraus sogar Freundschaften. Dies hat sich auch gezeigt, als ich ein vergleichbares Projekt in Brandenburg durchgeführt habe.

Doch eines ist klar: Wir können mit dem „Straßenfußball für den Frieden“ nur Impulse setzen, Jugendliche in einen Dialog mit Gleichaltrigen und mit der Gesellschaft bringen und sie an Regeln des Zusammenlebens heranführen. In der Regel erreichen wir mit diesen Maßnahmen Jugendliche über einen Zeitraum von ein, maximal zwei Jahren. Was sich dann entwickelt, ist nicht mehr in unseren Händen. Dann müssen die Strukturen einer Stadt, einer Gesellschaft greifen: Bildung, Arbeit, Gemeinschaft.“

 

Straßenfußball für Toleranz - die Spielregeln
 

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Kleinfeld-Fußball: 4-6 Kinder pro Team.

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Gemischte Mannschaften: mindestens 2 Mädchen und 2 Jungen pro Team.

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Ein Mädchen muss ein Tor erzielen, damit die Tore der Jungen in die Wertung kommen.

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Es wird ohne Torhüter gespielt. Bei absichtlichem Handspiel erhält die gegnerische Mannschaft einen Strafstoß - der Ball kann ohne Bedrängnis und ohne Torhüter vom eigenen in das gegnerische Tor geschossen werden.

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Fußball geht nur mit Fair Play: der Sieger (nach Toren) erhält 3 Punkte, der Verlierer erhält 1 Punkt. Bei Unentschieden erhalten beide Teams 2 Punkte. Es können 0-3 Fairness-Punkte erzielt werden.

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Der Schiedsrichter wird durch einen Teamer ersetzt: Regeln werden vor dem Spiel abgesprochen, das Spiel von den Teams selbst geführt, die Punkte am Ende vereinbart.

Streetfootballworld

„Straßenfußball in der beschriebenen Form wird heute in verschiedenen Projekten auf der ganzen Welt für friedliche Lösungen eingesetzt. Unsere neue Organisation „Streetfootballworld“ will ein weltweites Netzwerk des Straßenfußballs knüpfen und berät zahlreiche Projekte weltweit. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland möchten wir eine Weltmeisterschaft der Schulen und ein internationales Straßenfußballturnier durchführen und miteinander verknüpfen – als Zeichen für die friedensschaffende Kraft des Fußballs.“

[www.streetfootballworld.org]

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