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Grundlegende Methoden des
Politikunterrichts
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Textanalyse
Texte sind unverzichtbare Arbeitsmaterialien und Strukturelemente im
Politikunterricht oder in Seminaren, sei es als Informationsquelle, als
Provokation, um eine Diskussion anzuregen, oder als Kommentar, um bei den
Lernenden die eigene Meinungsbildung und Urteilsfindung zu fördern.
Voraussetzung für die Arbeit mit Texten ist Lesekompetenz seitens der
Schüler, d.h. die Fähigkeit, Texte zu lesen, zu verstehen, ihnen selbständig
Informationen zu entnehmen und diese Informationen miteinander und mit dem
Vorwissen zu verknüpfen.
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Warum müssen
Texte sorgfältig und kritisch analysiert werden?
Das geschriebene Wort kann über die wörtliche Bedeutung hinaus einen ganz
anderen Sinn enthalten, da der Autor selektiv wahrnimmt und in der Regel
parteiisch ist. Auch fehlende Informationen können einen Informationswert
besitzen.
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Vorgehens-
weise |
Wie analysiert
man einen Text?
1. Durchlesen, Überblick verschaffen
2. Bedeutung unklarer Begriffe klären (nachschlagen, fragen)
3. Text verstehen - Hilfen zum Textverständnis:
a. neue Überschrift finden
b. Abschnitt für Abschnitt mit eigenen Worten zusammenfassen
4. Durch Erschließungsfragen Inhalt analysieren:
a. Was hat sich wo und wann ereignet?
b. Wer ist daran beteiligt?
c. Wie ist das Ereignis abgelaufen und warum hat es stattgefunden?
d. Was ging dem Ereignis voraus und welche Folgen hat es?
e. In welchem Zusammenhang steht das Ereignis?
(historisch, politisch, sozial, kulturell, geographisch)
f. Was interessiert mich persönlich?
5. Schlüsselbegriffe und Schlüsselstellen markieren
6. Text hinterfragen:
a. Um welche Textart handelt es sich? (Kommentar, Rede, Gesetzestext etc.)
b. Wann und in welcher Umgebung ist der Text entstanden?
c. Welchen Anlass und welche Intention hat der Text?
d. In welcher Sprache wurde der Text verfasst? (mögliche
Übersetzungsprobleme)
e. An wen richtet sich der Text? (Adressat)
f. Wer ist der Autor und welche Position vertritt er?
7. Kerninformationen des Textes zusammenfassen und eventuell visualisieren
8. Text aufmerksam lesen und Zusammenfassung überprüfen und ergänzen
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Wie sollen die Texte sein? |
Was ist bei der
Vorbereitung einer Textanalyse zu beachten?
Auswahl der Texte:
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nicht zu lang (bis
ca. 2 Seiten) |
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Schülerinnen
nicht überfordern |
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möglichst
ungekürzte Texte verwenden (Aussagen müssen in ihrem Zusammenhang erhalten
bleiben) |
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müssen zur
zentralen Intention der Unterrichtseinheit passen |
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sollen möglichst
alle Aspekte der Politik umfassen (drei Dimensionen des Politischen -
polity, politics, policy - und Politikzyklus,
siehe Themenkomplex Politikdidaktik) |
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müssen der
Unterrichtsphase, in der sie eingesetzt werden, und der Funktion, die sie
erfüllen sollen, entsprechen - Beispiele:
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Unterrichtsphase
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Funktion der
Texte
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Textart / -eigenschaften |
Einstieg |
Problem
präsentieren;
Diskussion anregen, zum Thema hinführen |
kurze, provokative
Texte, z.B. nur Überschriften |
Information |
Basisinformationen
schaffen (Sachverhalte, Probleme, Kontroversen etc.) |
einseitige
Beeinflussung ausschließen; kontroverse Positionen müssen durch die
Texte gleich überzeugend dargestellt werden |
Anwendung |
Generalisierung der
erworbenen Kenntnisse |
z.B.
wissenschaftliche Texte |
Problematisierung |
Anregung zur
eigenen Urteilsbildung
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z.B. Kommentare |
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Vorbereitung durch den Lehrer |
Aufbereitung der Textanalyse:
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Textanalyse
vorbereitend selbst durchführen |
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zentrale
Begriffe und Passagen, die bei den Schülern Verständnisprobleme
hervorrufen könnten, lokalisieren und Erklärung vorbereiten |
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Hintergrundinformationen sammeln (Autor, Kontext etc.) |
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prüfen, ob es
noch andere Möglichkeiten des Textverständnisses gibt |
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konkrete
Erschließungsfragen als Hilfestellung für die Schüler formulieren |
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[Autoren: Marietta Enss/Ragnar Müller]
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