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Friedenspädagogik

Kommunikation - Schlüssel zur Konfliktlösung

Gelungene Kommunikation ist ein Schlüssel zur konstruktiven Konfliktbearbeitung. “Wer redet, schießt nicht“, auf diesen kurzen Nenner wird die Funktion von Kommunikation oft zusammengefasst. In professionalisierter oder gar ritualisierter Form spielt Kommunikation in allen Konfliktregelungs- oder -lösungsverfahren eine Schlüsselrolle. Deshalb ist die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen zentral für Friedenspädagogik.

In Konflikten ist die Kommunikation gestört oder stark eingeschränkt. Wie kann in einem ersten Schritt also Kommunikation so gestaltet werden, dass es gelingt, eine gemeinsame Sicht des Konflikts und des dahinter liegenden Problems zu erreichen?

Die erste Voraussetzung hierfür ist der Wille, dem eigenen Wahrnehmungshorizont eine andere, neue Sichtweise hinzuzufügen und zu verstehen versuchen, was der andere meint. Drohungen, Beschuldigungen, Behauptungen haben hier keinen Platz. Sie sollten durch kooperative Muster des Erklärens und Verstehens abgelöst werden.

Hierfür können verschiedene Hilfsmittel hilfreich sein:
 
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Vorgespräche / Rahmengespräche, die dazu dienen, Wege zu ebnen, Orte, Termine Verfahren festzulegen, ohne den Konflikt selbst anzugehen.

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Eine andere (neutrale) Umgebung; diese ermöglicht es, dass niemand einen “Heimvorteil” für sich in Anspruch nehmen kann; ein veränderter äußerer Rahmen kann auch veränderte Beziehungen ermöglichen.

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Spezifische, anerkannte Regeln: Unstrukturierte Kommunikation zwischen (feindlichen) Konfliktpartnern kann leicht in eine unkontrollierte Eskalation münden. Die Anwendung vereinbarter Regeln ermöglicht es, wieder miteinander in Kontakt zu treten.

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Dritte Person/en: Sie sind Katalysatoren. Sie achten auf die Einhaltung von Regeln und versuchen zur Klärung beizutragen, ohne Position zu beziehen oder sich bei Sachfragen zu engagieren.


Kommunikationsregeln bieten Hilfe in Konfliktsituationen

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Von sich selbst reden, in Ich-Form reden.

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Sachlich bleiben, den anderen nicht beleidigen, verletzen oder provozieren.

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Die Bedürfnisse des anderen anerkennen.

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Am Thema bleiben, nicht abschweifen.

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Den anderen ausreden lassen, zuhören.

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Nach einer gemeinsamen Lösung suchen.

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Sich an die vereinbarten Regeln halten.

Wissen, dass Worte Gefühle auslösen - positive, aber auch negative

Welche Gefühle empfindest Du, wenn jemand

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Befehle ausspricht (“Hör sofort damit auf.”)

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Dir droht (“Wenn du nicht sofort damit aufhörst, dann ...)

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Dich belehrt (“Das darfst du nicht machen.”)

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Dich beschuldigt (“Du bist immer so laut.”).

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Dein Verhalten bewertet (“Du provozierst mich dauernd.”)

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Dich verhört (“Wo warst du denn gestern Abend?”)
 

Was ist hilfreich bzw. weniger hilfreich im Konfliktgespräch?

Hilfreich und deeskalierend wirken
 

Wenig hilfreich und eskalierend wirken
 

Bewusstes begrüßen, verabschieden

keine Begrüßung, keine Verabschiedung

Blickkontakt

kein Blickkontakt

argumentieren und begründen

rechtfertigen

auf den anderen eingehen

anschuldigen / beschuldigen

überzeugen können

abwiegeln

um Zustimmung werben

am anderen vorbeireden

nachfragen

überreden wollen

eigene Betroffenheit deutlich machen

kein Interesse zeigen

ausreden lassen

ins Wort fallen

Reizwörter vermeiden

Reizwörter gebrauchen

zugewandte, offene Körperhaltung

abgewandte, geschlossene Körperhaltung

Humor

humorlos, verbittert

Zeit haben

keine Zeit haben

Gegenargumente ernst nehmen

nur die eigene Seite sehen

Person und Sache trennen

Persönliche Angriffe

Körpersprache im Konflikt

Eine besondere Rolle bei der Konflikteskalation wie auch bei der konstruktiven Austragung von Konflikten spielt die Körpersprache. Zur Körpersprache gehören neben Mimik und Gestik die Stimm-Modulation sowie die Kleidung und die Ausgestaltung von Räumen.

Der Duisburger Sozialpsychologe Siegfried Frey vertritt die Ansicht, dass nicht das Wort beim Menschen im Mittelpunkt des Kommunikationsprozesses steht, sondern die nonverbale Sprache. Sie wird vom Empfänger unbewusst verstanden und als Handlungsgrundlage verwendet.

Händeschütteln als alltägliches Höflichkeitsritual hinderte z.B. in Urzeiten den Gegner auch daran, seine Hand zum Zuschlagen verwenden zu können. Barrieresignale (z.B. Hände vor der Brust verschränken) schützen vor allzu großer Nähe und werden auch als distanzierend wahrgenommen, während geballte Fäuste eher Entschlossenheit und Tatkraft vermitteln.

Glaubwürdigkeit, Versöhnung und Entschuldigung bedürfen einer "offenen" Körperhaltung, um als solche auch anerkannt und akzeptiert zu werden.

Insbesondere symbolische Handlungen spielen (im privaten wie im öffentlichen Bereich) bei der Beendigung von Konflikten eine wichtige Rolle. Demuts- oder Versöhnungsgesten signalisieren, dass die Phase der Auseinandersetzung zu Ende ist und ein neuer Abschnitt in den Beziehungen begonnen hat.

Die nonverbale Körpersprache ist für eine konstruktive Konfliktbearbeitung von zentraler Bedeutung, da hier bewusst oder unbewusst sowohl eskalierende als auch deeskalierende Zeichen gesetzt werden können.

Allerdings muss dabei stets berücksichtigt werden, dass non-verbale Kommunikation nicht universell, sondern kulturspezifisch ist. Ihre spezifische Bedeutung hängt vom jeweiligen kulturellen Kontext ab.


Körpersprache versehen lernen

In Konfliktsituationen vermitteln die Konfliktpartner ihre gegenseitige Einstellung wesentlich auch über Körpersprache. Sie drückt Gefühle unmittelbar aus, auch dann, wenn wir durch Worte etwas anderes behaupten. Werden Gefühle unzureichend ausgedrückt oder wahrgenommen, so kann es leicht zu Missverständnissen und Problemen kommen.

Elemente von Körpersprache sind:

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Mimik

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Gestik

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Körperhaltung / Körperausdruck

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Kleidung und Schmuck

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Abstand und Räume

Übung:

Wie lassen sich folgende Gefühle körpersprachlich darstellen:

aggressiv  -  wütend  -  drohend  -  gewalttätig  -  cool  -  abwartend  -  ängstlich  -  unterwürfig  -  langweilig  -  weich  -  hart  -  offen  -  geschlossen  -  unentschlossen  -  durchsetzungsfähig  -  gespannt  -  angespannt  -  abgespannt  -  kompromissbereit  -  eindeutig  -  zweideutig

Anmerkung zur Vorgehensweise:

Jeder Begriff wird auf einen Zettel geschrieben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten je zwei Zettel mit Begriffen und stellen diese Begriffe pantomimisch dar. Die anderen raten, welche Begriffe gemeint sind. Die Auswertung bezieht sich auf zwei Fragen:

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(Wie) können Gefühle so ausgedrückt werden, dass andere sie verstehen und entsprechend reagieren können?

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Können Gefühle anderer richtig wahrgenommen und interpretiert werden?
 

[Autor: Günther Gugel, Institut für Friedenspädagogik Tübingen; Redaktion: Ragnar Müller]

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