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Mediation
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Friedenspädagogik

Konstruktive Konfliktbearbeitung

Konflikte werden vielfach noch durch verschiedene "traditionelle" Methoden zu lösen bzw. zu regeln versucht, deren Wirkungslosigkeit längst offensichtlich ist. Hierzu gehören etwa Zwangs-, Einschüchterungs- und Drohstrategien, die die Konfliktparteien nötigen sollen, ihre Feindseligkeiten einzustellen. Auch der Appell an ethische Werte und Überzeugungen zielt darauf ab, die Eskalation des Konflikts zu verhindern.

Die Trennung der Konfliktparteien oder auch die Bewältigung gemeinsamer Aufgaben werden immer wieder unternommen, um neue Sichtweisen des Konflikts zu eröffnen. Diese Strategien mögen zwar eine situative Abkehr von der offenen Konfliktaustragung bewirken, sie leisten jedoch noch keinen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Bearbeitung der Konfliktursachen oder zur Anbahnung konstruktiver Lösungen.

Die Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung hängen von der Art des Konflikts sowie dessen Entwicklungs- und Eskalationsstufe ab. Auch muss bedacht werden, ob es sich um Konflikte zwischen Einzelpersonen, zwischen Gruppen oder Institutionen im gesellschaftlichen Nahbereich oder auf gesamtgesellschaftlicher oder gar internationaler Ebene handelt, sowie, ob der Konflikt latent schwelt oder bereits gewaltsam ausgetragen wird.

Der Umgang mit Konflikten kann als präventive Strategie der Entstehung von manifesten Konflikten vorzubeugen versuchen, oder er kann sich auf das Handeln in Konfliktsituationen beziehen. Letzteres kann bedeuten, das Konfliktpotential als solches zu entschärfen, den Verlauf eines Konflikts möglichst gewaltarm zu steuern oder auch die Folgen des Konflikts für alle Beteiligten abzumildern.

Eines der schwierigsten Unterfangen ist es, die strukturellen Ursachen eines Konflikts zu beseitigen, also eine endgültige Auflösung der Differenzen und Spannungen der Konfliktparteien zu erreichen. Dies gelingt nur in den seltensten Fällen. Zentral erscheint, dass die (Grund-) Bedürfnisse der Konfliktparteien bei einer Lösung angemessene Berücksichtigung finden.

Konflikttransformation

Johan Galtung betont, dass es naiv wäre zu glauben, man könne alle Konflikte befriedigend lösen. Viele Konflikte müssen vielmehr in solche Strukturen überführt (transformiert) werden, die nicht neue Gewalt produzieren, ohne dass sie dadurch schon gelöst werden:

"Die okzidentale Art zu denken macht uns glauben, es gäbe einen Endzustand, ein letztes Stadium, in dem der Konflikt entweder gelöst ist oder als hoffnungslos, langwierig, ewig dauernd aufgegeben wird. Eine Konfliktlösung kann man als eine neue Formation definieren, die (1) für alle Akteure akzeptabel ist, und die (2) von allen Akteuren getragen werden kann. Die allernaivste Konfliktbetrachtung wäre demnach die zu glauben, dass ein Konflikt gelöst ist, wenn sich die Eliten der Konfliktparteien einig sind, und das mit ihren Unterschriften auf einem Dokument bekräftigt haben (...). Nicht ohne Grund bezeichnet man ein solches “diplomatisches“ Dokument als einen “Fetzen Papier“. Wieso?


Die Konfliktnormen Gandhis


Bestimme den Konflikt genau!

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Lege deine Ziele klar dar!

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Versuche die Ziele deines Gegners zu verstehen!

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Betone gemeinsame und vereinbarte Ziele!

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Lege die konfliktentscheidenden Tatsachen objektiv dar!

Gehe positiv an einen Konflikt heran!

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Gib dem Konflikt eine positive Betonung!

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Betrachte den Konflikt als eine Gelegenheit, dem Gegner zu begegnen!

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Betrachte den Konflikt als eine Gelegenheit, die Gesellschaft umzuformen!

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Betrachte den Konflikt als eine Gelegenheit, dich selbst zu verändern!

Konfliktaustragung

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Verhalte dich in Konflikten gewaltlos!

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Enthalte dich verletzender oder schädigender Handlungen!

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Enthalte dich verletzender oder schädigender Worte!

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Enthalte dich verletzender oder schädigender Gedanken!

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Füge dem Eigentum des Gegners keinen Schaden zu!

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Tu Gutes selbst dem, der Böses tut!

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Handle auf zielgemäße/zweckmäßige Weise!

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Sei bereit, Opfer zu bringen!

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Vermeide es, künstliche Fronten aufzubauen!

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Vermeide unnütze Ausschreitungen!

Konfliktlösungen

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Bringe Konflikte zu einer Lösung!

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Beharre auf wesentlichen, nicht auf unwesentlichen Dingen!

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Betrachte dich als einen fehlbaren Menschen!

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Zeige eine großzügige Einstellung zum Gegner!

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Bekehrung, nicht Zwang!

[aus: Johan Galtung. Der Weg ist das Ziel, Wuppertal 1987, S. 125-128, Auszüge]

Ausführliche Informationen zu Mahatma Gandhi finden Sie im Rahmen des Themenkomplexes Vorbilder auf D@dalos ...
 

Erstens wäre es möglich, dass die Unterzeichner es nicht ehrlich meinen. Zweitens, auch wenn sie es ehrlich meinen, wo bleiben die anderen Akteure, wo bleibt das Volk? Drittens, auch wenn die Bevölkerungen einverstanden sein sollten, wo sind die Stützen und Kräfte, die eine weniger konfliktuöse Formation (und nicht wieder genau die alte) hervorbringen können. (...)

Leider ist eine derartige Naivität weit verbreitet und das besonders unter Diplomaten (...). Aber auch die entgegengesetzte Naivität, nämlich davon auszugehen, dass nur “das Volk“ Konflikte lösen kann (...) bietet nicht die Lösung. Sowohl-als-auch bzw. eine doppelgleisige Diplomatie (Elite-Gleis und Bevölkerungs-Gleis, mit wechselseitiger Interaktion) wäre ein viel besseres Rezept. (...)

In den Konfliktlebenszyklen gibt es ohne Zweifel auch Phasen, die man “Lösungen“ nennen kann, insofern sie beide obigen Kriterien annähernd erfüllen. Im Prinzip aber ist die Konflikttransformation ein niemals endender Prozess. Alte Widersprüche können wieder auftauchen, neue entstehen. (...) Eine Lösung in Form einer stabilen, dauerhaften Formation ist bestenfalls zeitweise das Ziel. Viel wichtiger ist das Erlangen einer Transformationskapazität, d.h. der Fähigkeit, mit den Transformationen so umzugehen, dass sie nachhaltig und akzeptabel sind. Der Weg ist das Ziel, sagte Gandhi. Wir könnten sagen: “Der Prozess ist das Ziel“, und eine stabile Lösung geht in dem Moment wieder verloren, in dem wir sie gefunden zu haben glauben."

[aus: Johan Galtung: Frieden mit friedlichen Mitteln, Fernuniversität Hagen 1997, Kurseinheit 3, S. 38]

Weitere Texte zum Thema konstruktive Konfliktbearbeitung:

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PRÄMISSEN: Voraussetzungen für konstruktive Konfliktbearbeitung
 

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10 REGELN: Das Institut für Friedenspädagogik Tübingen hat zehn Regeln für konstruktive Konfliktverläufe formuliert
 

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MEDIATION: Die Vermittlung in Konflikten
 

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SPRECHEN: Kommunikation als Schlüssel zur Konfliktlösung

[Autor: Günther Gugel, Institut für Friedenspädagogik Tübingen; Redaktion: Ragnar Müller]

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