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Konfliktanalyse
Um Konflikte
konstruktiv bearbeiten zu können, muss man sie zunächst verstehen. Der Konflikt
muss nicht nur in seiner Dynamik, in seiner Ausformung und in seinen
Auswirkungen sichtbar werden, sondern es müssen die von den Konfliktparteien
angewendeten Verhaltensweisen, die dahinter liegenden Interessen und Bedürfnisse
wahrgenommen werden.
Dabei ist es immer wichtig, sich zu vergegenwärtigen, auf welche
Wirklichkeitsebene sich die Informationen und Handlungsoptionen beziehen. Tilman
Grammes und Agnes Tandler unterscheiden für die Bildungsarbeit folgende
Wirklichkeitsebenen:
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Dokumentenwirklichkeit: Die mündlichen und schriftlichen Spuren, die ein
Vorgang hinterlassen hat: Reden, Protokolle, Aktennotizen, Formulare,
Flugblätter usw.
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Medienwirklichkeit: Die Berichterstattung, die ein Vorgang ausgelöst hat:
Zeitungsartikel, Rundfunk- und Fernsehberichte, Meldungen von
Nachrichtendiensten, Kommentare, Leserbriefe usw.
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Reflexionswirklichkeit: Zusammenfassende Berichte, Analysen,
wissenschaftliche Studien, usw.
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Didaktische Wirklichkeit: Schulbücher, Unterrichtsmaterialien usw.
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Von diesen
Wirklichkeitsebenen zu unterscheiden ist das subjektive Erleben der
Konfliktbeteiligten. In einem Konflikt verschränken sich immer verschiedenartige
Interessen und Bedürfnisse mit unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen und
unterschiedlichen Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen und Einfluss (Macht)
auszuüben.
Bei der Analyse von Konflikten geht es nicht nur darum, unterschiedliche
Informationen und Spuren zusammenzutragen, sondern vor allem um die
Interpretation, Einschätzung und Bewertung dieser Informationen.
Da Kommunikation in all ihren Formen (verbale, symbolische, nonverbale) als der
Schlüssel zum konstruktiven Umgang mit Konflikten verstanden werden kann, kommt
der Analyse der Voraussetzungen gelingender Kommunikation besondere Bedeutung
zu.
Sozialpsychologen weisen mit Recht immer wieder darauf hin, dass wir nur dann
etwas erkennen, wenn wir Begriffe haben, um es zu benennen, und dass wir nur
dann etwas verstehen können, wenn uns (zumindest vorläufige) Erklärungsmodelle
zur Verfügung stehen. Konfliktanalyse hat es also mit der Systematisierung von
Wahrnehmung und dem Angebot von Erklärungshilfen zu tun.
Dabei wird auch deutlich, dass es nicht die eine „richtige“ Methode der
Konfliktanalyse gibt, sondern dass es verschiedene methodische Ansätze gibt,
deren sinnvolle Anwendung allerdings von der je spezifischen Situation abhängt.
Zehn Methoden der Konfliktanalyse
Analysemethoden, die den gesamten Konflikt im Blick haben:
1. Erste Zuordnungen und Annäherungen [...
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2. Systematische Befragungen: das Analyseraster von Ulrike Wasmuth
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3. Systematische Befragungen, das Analyseraster des “Media
Peace Centre”
[... mehr]
4. Zirkuläre
Fragen / Perspektivenwechsel
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5. Mapping: Konflikte visualisieren
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6. Arbeit mit Fallstudien
[... mehr]
Methoden, die einzelne Aspekte eines Konflikts sichtbar
machen:
7. Standbilder
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8. Kraftfeldanalyse
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9. Die eigenen Positionen kennen und formulieren
[... mehr]
10. Ich
im Konflikt: mein Bild von mir
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[Autor: Günther Gugel,
Institut für
Friedenspädagogik Tübingen; Redaktion: Ragnar Müller]
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