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Geschichte der Frauenbewegung Die Anfänge – Frauenrechtsdeklarationen Erst in der bürgerlichen Gesellschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Ruf nach gleichen Rechten für Frauen laut. Das hatte mehrere Ursachen. Erstens führte die Deklaration allgemeiner Menschenrechte auf der Grundlage des Naturrechts in Frankreich und den Vereinigten Staaten dazu, dass nun auch Forderungen nach gleichen Rechten für Frauen gestellt wurden. Durch die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsarbeit wurden Arbeitsort und Wohnort mehr und mehr getrennt. Dies führte zu einer Neudefinition der Arbeitsteilung der Geschlechter. Man definierte die Frau primär als Gattin und Mutter, deren Familienarbeit den außerhäuslichen Erfolg des Mannes ermöglichte und absicherte. "Familie" wurde nun als ein Raum sozialer Kommunikation und Reproduktion außerhalb der Erwerbssphäre betrachtet, der ausschließlich den Ehegatten und deren Kindern vorbehalten war. Frauen wurden von der Erwerbsarbeit "entlastet", dafür sollte die Frau in der Familie ein privates und intimes Refugium herstellen, das die Außenwelt des Berufs, der Konkurrenz um Macht und Geld harmonisch ergänzte. Die bürgerliche Gesellschaft ließ Frauen als direkte Konkurrentinnen im Produktionsprozess nicht zu. Sie wurden von vielen ökonomischen, politischen und sogar privaten Entscheidungen ausgeschlossen. Frauen hatten eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten, keine Verfügungsgewalt über ihr Eigentum, konnten keine Verträge unterzeichnen und keine Arbeit ohne Einverständnis des Mannes aufnehmen. Im Scheidungs- und Sorgerecht für die Kinder wurden sie eklatant benachteiligt. Gleichzeitig wurde aber so die Grundlage dafür gelegt, dass Arbeiterinnen für niedrigste Löhne eingesetzt und ausgebeutet werden konnten. Diese Situation war der Nährboden für die ersten öffentlichen Forderungen nach gleichen Rechten und Möglichkeiten für Frauen. Frankreich: "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" Frauen spielten eine bedeutende Rolle in den gesellschaftlichen Umwälzungsprozessen, die Frankreich im 18. Jahrhundert erlebte. Die Aufstände, die während der immer wiederkehrenden Hungersnöte in Frankreich ausbrachen, wurden traditionell von Frauen angeführt. Frauen hatten sich gesellschaftliche Nischen geschaffen, in denen sie kulturellen, ökonomischen und politischen Einfluss ausübten. In Paris waren die Zünfte der Marktfrauen und der Wäscherinnen wegen ihrer lautstarken Forderungen gefürchtet. Viele Frauen kämpften Seite an Seite mit ihren Männern auf den Barrikaden während der Französischen Revolution. Die Hoffnung auf rechtliche Gleichstellung mit den Männern erfüllte sich jedoch nicht. Die Frauen blieben von den proklamierten Bürgerrechten ausgeschlossen.
Diese Erklärung übersandte sie der Nationalversammlung zur Ratifizierung. Die Deklaration erregte in ganz Frankreich und sogar im Ausland Aufsehen. Ergänzend kam noch ein "Gesellschaftsvertrag zwischen Mann und Frau" (analog zu Rousseaus "Contrat Social") hinzu. De Gouges wollte die bisherige Ehe durch einen auf Gleichberechtigung basierenden Vertrag ersetzen. In ihren Augen kommt der Frau aufgrund der Mutterschaft eine besondere Bedeutung zu. Daraus leitete sie besondere Rechte für die Frau als Mutter ab. Mit diesen revolutionären Ideen provozierte sie den Widerspruch von Rousseau und dessen Anhängern sowie den führenden Köpfen der Revolution. Diese folgerten aus der biologischen Rolle der Frau deren Ausschluss aus der politischen Öffentlichkeit. Im Zuge der Schreckensherrschaft wurde Olympe de Gouges 1793 hingerichtet. Je mehr sich die bürgerliche Gesellschaft konsolidierte, desto mehr Rechte wurden den Frauen wieder entzogen. Noch im gleichen Jahr verbot die Nationalversammlung die während der Revolution entstandenen Frauenclubs, ein generelles Versammlungsverbot für Frauen wurde erlassen. Die Frauen waren in verschiedene Parteien und Interessengruppen zersplittert und traten nicht einheitlich für ihre Rechte auf. So zerschlugen sich zunächst alle Hoffnungen auf Gleichberechtigung. Die "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" schlummerte lange Zeit in Archiven und wurde in offiziellen Listen zeitgenössischer Dokumente nicht erfasst. Erst im Zuge der Frauenbewegung wurde sie wiederentdeckt und in ihrem Wert als einmaliges Zeugnis der Geschichte bestätigt. USA: "Declaration of Sentiment" 1848 wurde in Seneca Falls im Staat New York durch Elizabeth Cady Stanton und Lucretia Mott eine Tagung einberufen, auf der erstmals die Diskriminierung der Frau auf der Tagesordnung stand. Die meisten der damals versammelten Frauen hatten zuvor schon in der Bewegung für die Rechte der Schwarzen gekämpft. Die Anti-Sklaverei-Bewegung schärfte das Bewusstsein der Frauen nun auch dafür, dass sie selbst als soziale Gruppe diskriminiert wurden. Die Frauenrechtlerinnen forderten unter anderem:
Die "Declaration of Sentiment" wurde
verabschiedet, die — ähnlich wie De Gouges‘ "Erklärung der Rechte der
Frau und Bürgerin" — an die Unabhängigkeitserklärung
von 1776 angelehnt ist. Diese Grundsatzerklärung richtet sich gegen die
Dominanz der Männer in allen Lebensbereichen. Dem Text liegt die Prämisse
zugrunde, dass alle Männer und Frauen mit den gleichen Rechten auf Leben,
Freiheit und dem Streben nach Glück geboren werden und dass die Sicherung
dieser unveräußerlichen Rechte einzig legitimer Staatszweck sei. Alle Gesetze,
die die Frauen in untergeordnete Positionen drängen, wurden für illegitim
erklärt. Es schließen sich zwölf Resolutionen an, die die Gleichbehandlung
von Frauen im privaten, religiösen, ökonomischen und politischen Kontext
fordern. Obwohl die Deklaration und deren Verfasserinnen in der Folge verhöhnt und die Inhalte verdreht wurden, bildet sie doch den Anfang der Frauenbewegung in den USA, die früher als die europäischen Bewegungen um Frauenrechte kämpfte und eine Vorbildfunktion besaß. [Autorin: Dorette Wesemann, Redaktion: Ragnar Müller]
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