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Der Golfstrom
Die Weltmeere sind ständig durch große Strömungssysteme miteinander verbunden.
Diese Meeresströmungen sind - neben der atmosphärischen Zirkulation – der
wichtigste Faktor für den globalen Temperaturausgleich. Angetrieben werden sie
von Unterschieden in der Temperatur und im Salzgehalt des Meerwassers. Kaltes
und salzreiches Wasser sinkt ab, weil es eine höhere Dichte hat als wärmeres
Wasser mit einem geringeren Salzgehalt. Eingriffe in die Temperatur oder den
Salzgehalt des Meerwassers führen zu Veränderungen der globalen Meeresströmungen
mit unabsehbaren Folgen.
[Bild: Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit] |
Der Golfstrom
– genauer gesagt ein Ausläufer des Golfstroms, der Nordatlantische Strom –
transportiert warmes, tropisches Wasser vom Golf von Mexiko bis nach
Nordeuropa. Dadurch wird das für die geographische Breite ungewöhnlich milde
Klima West- und Nordeuropas begünstigt ("Warmwasserheizung Europas").
Das ca. 10°C warme, salzreiche Oberflächenwasser aus dem Golf von Mexiko
strömt in den Nordatlantik. Kalte arktische Winde kühlen es auf ca. 3°C ab.
Im Winter gefriert zusätzlich noch ein Teil des Meerwassers, wobei das Eis
nur wenig Salz enthält.
Das nicht gefrorene Meerwasser ist jetzt kalt und hat einen hohen Salzgehalt.
Daher sinkt es vor Grönland und Island bis in ca. 3000 m Tiefe auf den
Meeresgrund und strömt als kaltes Tiefenwasser wieder nach Süden. Je mehr
kaltes Tiefenwasser gebildet wird, um so mehr salzreiches Wasser wird an der
Oberfläche nach Norden gezogen.
Kann der Golfstrom zum Erliegen kommen?
Durch die Erderwärmung verstärkt sich der globale Wasserkreislauf in der
Luft. In den Tropen verdunstet mehr Wasser, das in nördlichen Breiten
abregnet. Außerdem schmilzt infolge der Erderwärmung das arktische Eis in
und um Grönland und weniger Meerwasser gefriert im Winter. |
Diese Faktoren bewirken, dass dem Nordatlantik
immer mehr Süßwasser zufließt. Das Oberflächenwasser aus dem Süden wird verdünnt
und ist irgendwann nicht mehr kalt und salzig genug, um in die Tiefe zu sinken.
Jetzt fließt kein warmes Oberflächenwasser mehr nach. Der Nordatlantische Strom
ist versiegt und in Europa wird es deutlich kühler.
Anders als im Film "The Day After Tomorrow" (siehe
Grundkurs 4) wird es nach
Meinung der Klimaforscher jedoch nicht zu einer Eiszeit kommen. Außerdem wird
eine Umwälzung der Meeresströmungen nicht in den nächsten Jahrzehnten erwartet.
Die meisten Klimaforscher sehen diese Gefahr erst für die zweite Hälfte des 21.
Jahrhunderts.
[Autorin: Dipl.Biol. Marietta Enss,
Redaktion: Ragnar Müller]
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