"Es wird auf jeden Fall wärmer werden, die
Frage ist nur, wann und wie sehr." [Peter Usher, Meteorologe bei den
Vereinten Nationen, 1986]
Grundkurs 4: Wie kann man das Klima schützen?
Leider haben wir eine Vielzahl von Umweltproblemen, die zudem teilweise sehr
stark miteinander verwoben sind. Das mit Abstand bedeutendste Problem ist nach
einer Expertenumfrage aus dem Jahr 2000 der Klimawandel. Daher werden wir den
Klimawandel im folgenden exemplarisch behandeln.
Einen guten Einstieg in das Thema
bietet das folgende Video des Projekts WissensWerte von
e-politik.de
The Day After Tomorrow –
nur eine Horrorvision?
In seinem Film
"The Day After Tomorrow" erzählt der Produzent und Regisseur Roland Emmerich
die Geschichte eines Klimaforschers, der - wie der Rest der Welt - vom
Einsetzen eines abrupten Klimawandels überrascht wird. Es kommt zu riesigen
Stürmen, Los Angeles wird von Tornados verwüstet, New York versinkt unter
einer gigantischen Flutwelle, und eine Eiszeit bricht über die gesamte
Nordhalbkugel der Erde herein. Im Film verursacht das Abreißen des
Golfstroms das
plötzliche Eintreten einer Eiszeit in Europa und den USA.
Grundbegriffe
Unser Wetter
ist der Zustand der Atmosphäre um uns herum, der sich durch Änderungen
von Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit, Wind, Bewölkung und
Niederschlag innerhalb kurzer Zeiträume (Stunden, Tage) auszeichnet.
Unter Klima
versteht man den mittleren Wetterverlauf und die Häufigkeit extremer
Wetterereignisse über lange Zeiträume (Jahre, Jahrhunderte,
Jahrtausende).
Könnte so unsere Zukunft aussehen?
Als typische
Hollywood-Produktion schildert der Film die Ereignisse natürlich stark
überzogen und – aus Gründen der Dramaturgie – im Zeitraffer. Allerdings hat
er einen wahren Kern. Wir steuern tatsächlich auf eine Klimakatastrophe zu.
Diese wird allerdings – nach Meinung der meisten Wissenschaftler – nicht in
den nächsten Jahrzehnten eintreten und auch dann keineswegs so drastisch
ausfallen. Die Forscher gehen davon aus, dass wir die globale Erwärmung
abbremsen und somit Katastrophen noch verhindern können.
Gutes Beispiel
Bei der
Produktion des Films The Day After Tomorrow wurde darauf
geachtet, möglichst wenig Kohlendioxidausstoß zu verursachen. Für
unvermeidliche Emissionen wurden freiwillig Gebühren bezahlt, um damit
an anderer Stelle Maßnahmen zur Kohlendioxid-Reduktion zu finanzieren.
Unser Klima wandelt sich
Im Laufe der
Erdgeschichte hat sich das Klima schon immer und teilweise dramatisch verändert.
Es gab einen Wechsel von Warm- und Eiszeiten. Allerdings war das Klima in
den letzten rund 10.000 Jahren besonders stabil. In dieser Zeit hat sich die
menschliche Zivilisation entwickelt. In den letzten rund 100 Jahren – seit
Beginn der Industrialisierung – ist die globale mittlere Temperatur um ca.
0,6 °C angestiegen, schneller als je zuvor in den letzten 1000 Jahren. Das
obige Schaubild des IPCC (Intergovernmental
Panel on Climate Change) veranschaulicht diese Entwicklung.
Kernpunkt des Klimawandels, den inzwischen niemand mehr ernsthaft in Zweifel
zieht, ist die Erderwärmung, der Anstieg der globalen Oberflächentemperatur
der Erde.
Dies zieht die anderen beobachteten Veränderungen im globalen Klimasystem
nach sich: Gebirgsgletscher und polare Eismassen schmelzen ab, der
Meeresspiegel steigt an, der Wasserkreislauf verstärkt sich, die
Niederschläge werden extremer und sogenannte Naturkatastrophen werden
häufiger.
Aus einem
Bericht des IPCC (2001)
Die 1990er Jahre
waren das wärmste Jahrzehnt, 1998 das wärmste Jahr des vergangenen
Jahrhunderts.
Neue Analysen von
Baumringen, Eiskernen, Korallen und historischen Aufzeichnungen haben
gezeigt, dass die Erwärmung im letzten Jahrhundert wahrscheinlich die
höchste in den vergangenen 1000 Jahren gewesen ist.
Der globale
Meeresspiegelanstieg im letzten Jahrhundert betrug ca. 10-20 cm.
Die Schneebedeckung
in mittleren und höheren nördlichen Breiten hat seit Ende der 1960er
Jahre um ca. 10% abgenommen, gleichzeitig ist ein Rückgang der
Berggletscher weit verbreitet.
[Bild: Hurricane Lilly, Liam Gumley, Space Science and Engineering Center, University of
Wisconsin-Madison]
Inlandgletscher und polares Eis
schmelzen ab
Wärmeausdehnung des Ozeans und Anstieg
des Meeresspiegels (Flächenverlust, kleine Inseln existentiell bedroht)
Globaler Wasserkreislauf verstärkt sich:
in den Tropen verdunstet mehr Wasser, das in den nördlichen Breiten
abregnet; veränderte Niederschlagsmuster
Salzgehalt des Nordatlantiks nimmt ab;
der Golfstrom und
damit der Wärmetransport nach Europa schwächen sich ab und könnten zum
Erliegen kommen; abrupte Klimaveränderungen sind nicht auszuschließen
Ausbreitung von Wüsten (Flächenverlust,
Umweltflüchtlinge)
Veränderung der Vegetation: Riesige
Waldgebiete könnten absterben. Dadurch würden große Mengen Kohlendioxid
freigesetzt, die den Treibhauseffekt (siehe unten) noch verstärken und zu
einer schnelleren Erderwärmung führen würden ("galoppierender
Treibhauseffekt")
Mögliche Schädigung der Ozonschicht: Es
wird vermutet, dass die Erwärmung der Erde eine Abkühlung der Stratosphäre
(Teil der Atmosphäre in 15–25 km Höhe) nach sich zieht, die dort den
Ozonabbau beschleunigt
Warum erwärmt sich die Erde? - Der
Treibhauseffekt
Die höheren Temperaturen in einem Treibhaus rühren daher, dass es das
energiereiche Sonnenlicht ungehindert herein-, die vom Boden abgestrahlte Wärme
aber nicht herauslässt. Genauso verhält sich auch unsere Atmosphäre. Hier wirken
infrarot-absorbierende Gase, die sogenannten Treibhausgase, wie ein Treibhaus (mehr
Informationen zu den Treibhausgasen finden sich auf einer
gesonderten Seite).
In der Atmosphäre enthaltener Wasserdampf und natürliche Spurengase wie
Kohlendioxid, Distickstoffoxid, Methan und Ozon lassen die kurzwellige,
energiereiche Sonnenstrahlung weitgehend ungehindert auf die Erde passieren,
absorbieren aber die von der Erde abgegebene längerwellige Wärmestrahlung. Die
Treibhausgase emittieren diese Energie einerseits an den Weltraum und strahlen
sie andererseits in Richtung Erdoberfläche zurück. Dadurch erwärmt sich die Erde
auf eine Durchschnittstemperatur von ca. 15°C (anstatt ca. –18°C) und ermöglicht
so das Leben von Menschen auf unserem Planeten. Das nennt man den natürlichen
Treibhauseffekt.
Durch menschliche
Aktivitäten hat sich seit dem Beginn der Industrialisierung die
Konzentration der natürlichen Treibhausgase, v.a. von Kohlendioxid, in der
Atmosphäre deutlich erhöht. Daneben wurden zusätzlich synthetische,
klimawirksame Gase, besonders halogenierte Kohlenwasserstoffe, freigesetzt.
Dadurch wird der Treibhauseffekt verstärkt und die globale mittlere
Temperatur steigt an. Hier spricht man vom anthropogenen (menschlich
verursachten) Treibhauseffekt.
Wichtig ist auch zu sehen, dass die eingangs aufgelisteten Umweltprobleme
eng verwoben sind und sich wechselseitig verstärken können. So führt etwa
die Abholzung der Regenwälder u.a. dazu, dass diese kein Kohlendioxid mehr
absorbieren können, was den Treibhauseffekt verstärkt.
Warum setzt
der Mensch seit etwa 100 Jahren mehr Treibhausgase frei als je zuvor?
Im Zuge der
Industrialisierung und der dadurch schneller wachsenden
Weltbevölkerung sowie der Steigerung des Verkehrsaufkommens erhöhte
sich der Energiebedarf. Das führte zu einem vermehrten Verheizen
fossiler Brennstoffe. Außerdem stiegen der Nahrungsmittelbedarf und
die Aufwendungen zur Sicherstellung eines gestiegenen Lebensstandards.
Dadurch wurde die Landwirtschaft intensiviert und zunehmend Naturland
in Kulturfläche umgewandelt. Dieser Trend hält bis heute an.
Ein weiteres Beispiel wäre das Zusammenspiel
von Treibhauseffekt und Abbau der Ozonschicht: Durch den Treibhauseffekt erwärmt
sich die bodennahe Atmosphäre. Das bewirkt einen Temperaturrückgang in der
Stratosphäre, wodurch dort der Ozonabbau begünstigt wird. Die UV-Strahlung auf
der Erde steigt an. Das ist nicht nur für die Menschen schädlich, sondern führt
auch zu einem vermehrten Absterben von Meeres-Plankton. Dadurch wird
zusätzliches Kohlendioxid freigesetzt, das wiederum den Treibhauseffekt
verstärkt. Die bodennahe Atmosphäre erwärmt sich weiter, womit sich der (Teufels-)Kreis
schließt.
Wie kann eine Klimakatastrophe noch verhindert werden?
Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre darf nicht weiter zunehmen.
Das kann nur durch eine drastische Reduzierung der Emissionen erreicht werden.
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle) muss deutlich
reduziert werden durch:
Senkung des Energieverbrauchs
Umstellung der Energieversorgung auf
erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme)
Außerdem kann der Atmosphäre Kohlendioxid
entzogen werden, z.B. durch Aufforstung. Große Waldgebiete, die als Senken
wirken, müssen erhalten werden, d.h. die flächige Abholzung muss gestoppt werden.
Allerdings würde sich, so der IPCC-Bericht zum Klimawandel aus dem Jahr 2001,
selbst bei sofortigem Stopp aller Emissionen die Aufheizung der Atmosphäre und
der Meeresspiegelanstieg noch über Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte
fortsetzen.
Weitere Abschnitte im Rahmen von Grundkurs 4
Treibhausgase: Um welche Stoffe
handelt es sich im einzelnen, woher kommen sie und wie werden sie abgebaut ... [...
mehr]
Klimaschutz: Von entscheidender
Bedeutung ist, dass jeder Einzelne mithilft, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Wie verhält man sich klimaschonend ... [...
mehr]
Klimapolitik: Was unternimmt die
Politik auf globaler, nationaler und regionaler Ebene, um die Treibhausgasemissionen zu senken ... [...
mehr]
Chronologie: Die Meilensteine der
internationalen Umweltpolitik in chronologischer Übersicht ... [...
mehr]
Golfstrom: Kann der Golfstrom, die "Warmwasserheizung
Europas" zum Erliegen kommen und zu einer neuen Eiszeit führen, wie es der Film The Day After Tomorrow
zeigt ... [...
mehr]
...
weiter zu Grundkurs 5: Welche Probleme
gibt es auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung?
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