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Die Entwicklung der Vereinten
Nationen (I):
Gründung der Vereinten Nationen (1941-1945)
Günther Unser und Michaela Wimmer skizzieren im folgenden Textauszug die
Gründungsphase der Vereinten Nationen während des Zweiten Weltkriegs:
"Die zwei Weltkriege hatten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht, hatten
in einem halben Jahrhundert mehr als 100 Millionen Menschen das Leben gekostet.
Die Gründungsväter der Vereinten Nationen und Verfasser der
Charta erfüllte der tiefe Wunsch
nach Frieden und die Überzeugung, nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges durch
ein gemeinsames Vorgehen eine dauerhafte, friedliche Weltordnung gewährleisten
zu können (...).
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Im August 1941 ...
trafen sich der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt und der
britische Premier Winston Churchill auf den Bermudas, um die Nachkriegsziele
festzulegen. Obwohl es nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im
Juni 1941 zu einem Bündnisvertrag zwischen Moskau und London gekommen war,
fand dieses Treffen noch ohne sowjetische Beteiligung statt.
Das Ergebnis dieser Gespräche wurde in einer gemeinsamen Erklärung - der 'Atlantik-Charta'
- festgeschrieben. Die beiden Staaten bekannten sich in dieser Erklärung
unter anderem auch zu dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, zum freien
Welthandel und zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit, zum Gewaltverzicht und
zu der Errichtung eines allgemeinen Sicherheitssystems. |
Am Ende betonten sie, dass 'bis
zur Errichtung eines weiteren und dauerhaften Systems der internationalen
Sicherheit' die Entwaffnung der Angreiferstaaten notwendig sei, was bereits die
Gründung einer neuen internationalen Organisation andeutete. Sowohl Roosevelt
als auch Churchill zeigten zunächst wenig Interesse daran, andere Staaten an der
Hauptverantwortung für den internationalen Frieden zu beteiligen. Dies änderte
sich erst nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour und dem Kriegseintritt
der USA. Es wuchs die Erkenntnis, dass eine dauerhafte Friedensordnung eine
Staatenkoalition auf breiterer Basis und insbesondere auch die Einbeziehung der
Sowjetunion erforderte.
Am 1. Januar 1942
verpflichteten sich schließlich unter Führung der USA, der UdSSR,
Großbritanniens und Chinas insgesamt 26 alliierte Staaten in einer 'Erklärung
der Vereinten Nationen' dazu, den Kampf gegen die Achsenmächte -
insbesondere das Deutsche Reich, Italien und Japan - mit allen Mitteln bis
zum vollständigen Sieg fortzusetzen. Gleichzeitig legten sie ein Bekenntnis
zu den Grundsätzen der britisch-amerikanischen Atlantik-Charta über eine
Nachkriegsordnung und damit auch zur Errichtung eines 'dauerhaften Systems
internationaler Sicherheit' ab. Während des Kriegsverlaufs schlossen sich
noch weitere 21 Staaten dieser Erklärung an.
Vor allem auf Initiative der Amerikaner nahmen die Planungen für eine
internationale Organisation schon bald Gestalt an. So legten die USA 1943
einen ersten Satzungsentwurf vor. Im Oktober 1943 kamen die Außenminister
der USA, der UdSSR, Großbritanniens und Chinas auf einer Konferenz in Moskau
überein, zum frühestmöglichen Zeitpunkt eine allgemeine internationale
Friedens- und Sicherheitsorganisation zu schaffen.
Zwar sollten in dieser Organisation im Sinne der Universalität alle
souveränen und friedlichen Staaten Mitglied werden können (was die 'Feindstaaten'
des Zweiten Weltkrieges zunächst ausschloss), doch hatten sich die vier
Mächte ihren entscheidenden Einfluss schon in der Konzeption gesichert: Sie
wollten als 'Weltpolizisten' mit eigenen Truppen für die Erhaltung des
Friedens Sorge tragen, während alle anderen Staaten - überwacht von einer
neutralen Kommission - abrüsten sollten. Auf der Konferenz von Teheran im
November 1943 wurde dieses Konzept nochmals bekräftigt. Experten der vier
Großmächte übernahmen es dann auch, die Grundsätze und die Struktur der zu
schaffenden Weltorganisation auszuarbeiten, wobei die Mängel des
Völkerbundes vermieden werden sollten.
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Meilensteine
auf dem Weg zur UNO:
1941: Churchill und Roosevelt verkünden die Atlantik-Charta, in
der sich erste Ansätze einer neuen Ordnung des Friedens und der
Zusammenarbeit finden.
01.01.1942: Der Name „Vereinte Nationen“ erscheint zum ersten
Mal in der Erklärung der Alliierten des Zweiten Weltkrieges, in der
sich 26 Staaten verpflichten, den Kampf gegen die Achsenmächte
weiterzuführen. Bis Kriegsende traten weitere 25 Staaten dem Bündnis
bei.
30.10.1943: Erste Außenministerkonferenz der Alliierten in
Moskau. Die USA, Großbritannien, die UdSSR und China erklären, dass
eine allgemeine internationale Organisation aller friedliebenden
Staaten geschaffen werden soll zur Erhaltung des Weltfriedens und der
internationalen Sicherheit.
01.12.1943: Auf der Konferenz von Teheran erklären Roosevelt,
Churchill und Stalin sich und die Vereinten Nationen verantwortlich,
einen dauerhaften Frieden herbeizuführen.
Sept. 1944: Vertreter der USA, Großbritanniens, der UdSSR und
Chinas erarbeiten in Dumbarton Oaks, USA, die Grundzüge einer Charta
der Vereinten Nationen.
Feb. 1945: Churchill, Roosevelt und Stalin einigen sich in
Jalta über einen Sonderstatus der Großmächte im Sicherheitsrat (Vetorecht).
April–Juni 1945: Auf der Konferenz von San Francisko erarbeiten
Vertreter der 50 Mitgliedstaaten des Bündnisses die Charta der
Vereinten Nationen.
26.06.1945: Die Charta wird durch die 50 Gründungsstaaten
unterzeichnet (Polen wird später zum 51. Gründungsstaat erklärt).
24.10.1945: Nach Ratifizierung durch die Mehrheit der
Gründungsmitglieder tritt die Charta der Vereinten Nationen in Kraft.
[aus: Auswärtiges Amt, ABC der
Vereinten Nationen, Berlin 20004, S. 47] |
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Auf der Konferenz von Jalta im
Februar 1945 einigten sich schließlich Roosevelt, Churchill und Stalin über die
letzten noch strittigen Punkte. Es ging insbesondere um den Abstimmungsmodus im
mächtigsten Gremium der künftigen Organisation, dem Sicherheitsrat. Auf
Betreiben der UdSSR räumte man den ständigen Sicherheitsratsmitgliedern - der
UdSSR, den USA, Großbritannien, Frankreich und China - ein Vetorecht in allen
wichtigen Fragen ein. Für die Arbeit der Organisation sollte sich das lange Zeit
als lähmend erweisen. Ohne dieses Zugeständnis wäre aber generell keine Einigung
möglich gewesen.
Noch vor Ende des Krieges luden die vier Hauptmächte alle Staaten, die bis dahin
die Erklärung der Vereinten Nationen unterzeichnet hatten, ins Opernhaus nach
San Franzisko ein, um ihren Satzungsentwurf vorzustellen. Auf dieser Konferenz,
die insgesamt von April bis Juni 1945 dauerte, brachten die 50 Teilnehmerstaaten
noch über 1.000 Änderungen ein. Doch auch wenn das 'Weltpolizistenkonzept' der
ursprünglichen Fassung nicht verwirklicht wurde, gelang es den kleinen und
mittleren Staaten nicht mehr, die privilegierte Stellung der Großmächte ...
aufzuheben.
Dennoch nahmen die Konferenzteilnehmer am 26. Juni 1945 die Charta einstimmig
an. Als 51. Gründungsmitglied unterschrieb Polen, das vorher nicht hatte
teilnehmen können. Die Organisation erhielt den Namen Vereinte Nationen (United
Nations Organization - UNO), und nachdem die erforderliche Anzahl von Staaten
den Vertrag ratifiziert hatte, trat er am 24. Oktober 1945 in Kraft."
[Günther Unser/Michaela Wimmer, Die
Vereinten Nationen. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Bundeszentrale für
politische Bildung, Bonn 1995, S. 25-31]
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