




| |
Überblick über die Grundkurs-Sequenzen
Grundkurs 1: Was sind die Aufgaben und Ziele der Vereinten
Nationen?
Grundkurs 2:
Wie haben sich die Vereinten Nationen
entwickelt?
Grundkurs 3:
Wie sind die Vereinten Nationen
aufgebaut?
Grundkurs 4:
Wie sieht das System der Vereinten
Nationen aus?
Grundkurs 5:
Vor welchen Problemen stehen die
Vereinten Nationen?

Grundkurs 1: Was sind die Aufgaben und Ziele der Vereinten Nationen?
"Ganz abgesehen von den praktischen Aufgaben, um deren Wahrnehmung die
Vereinten Nationen gebeten werden, hat die Organisation ... das erklärte Ziel,
die Beziehungen zwischen den Staaten sowie die Art und Weise, in der die
internationalen Angelegenheiten gesteuert werden, in ihrem Wesen zu verändern."
[Millenniumsbericht von UN-Generalsekretär
Kofi Annan an die Generalversammlung]

Die Hauptaufgaben der Vereinten Nationen lassen sich in drei Bereiche
unterteilen, die eng zusammenhängen und denen jeweils spezifische Wurzeln
zugeordnet werden können:
 |
Nach zwei verheerenden Weltkriegen
bildet die Sicherung des Friedens und der internationalen Sicherheit die
zentrale Aufgabe der Weltorganisation, wobei versucht wurde, Lehren aus dem
gescheiterten ersten Versuch der Errichtung eines kollektiven Sicherheitssystems
mit dem Völkerbund in der Zwischenkriegszeit zu ziehen [zum Völkerbund und der
Vorgeschichte der Vereinten Nationen siehe
Grundkurs 2].
Waren bei der Gründung der Organisation zwischenstaatliche Kriege die größte
Herausforderung, hat sich diese Situation in den letzten Jahrzehnten grundlegend
gewandelt: Einer Abnahme zwischenstaatlicher Kriege steht eine immense Zunahme
innerstaatlicher Konflikte und neuer Phänomene wie etwa des transnationalen
Terrorismus gegenüber [Anregungen zur Beschäftigung mit den Begriffen Krieg,
Frieden, Gewalt und Konflikt finden Sie im Rahmen des
Themenkomplexes Friedenspädagogik auf D@dalos].
Die Entwicklung im Bereich Friedenssicherung - von der Blockade des
Sicherheitsrats im Kalten Krieg bis hin zur aktuellen Diskussion um humanitäre
Interventionen - wird in Grundkurs 2
dargestellt.
|
 |
Insbesondere der Völkermord und
die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Hitler-Regimes bildeten den
Hintergrund für den zweiten großen Aufgabenbereich der Vereinten Nationen: den
Schutz der Menschenrechte und die Fortentwicklung des Völkerrechts.
Bereits 1948 verabschiedete die Generalversammlung die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte, das zentrale Dokument in der Geschichte der
Menschenrechte. Die konkrete rechtliche Umsetzung dieser Erklärung erfolgte nach
langen und mühsamen Diskussionen mit zwei Internationalen Pakten, dem Pakt über
bürgerliche und politische Rechte und dem Pakt über wirtschaftliche, soziale und
kulturelle Rechte, die 1966 unterzeichnet wurden und 1976 in Kraft traten [diese
Dokumente sowie weitere ausführliche Informationen zu den Themen Menschenrechte,
Kinderrechte und Frauenrechte finden Sie im Rahmen des
Themenkomplexes Menschenrechte auf D@dalos].
|
 |
Die wirtschaftliche und soziale
Entwicklung bildet das dritte große Aufgabenfeld der Vereinten Nationen.
Frieden wird nicht im Sinne des negativen Friedensbegriffs nur als Abwesenheit
von Krieg verstanden, sondern umfasst im Sinne eines positiven Friedensbegriffs
eben auch Fragen der weltweiten Entwicklung und Gerechtigkeit [zum
Friedensbegriff siehe den
Abschnitt "Frieden" im Rahmen des Themenkomplexes Friedenspädagogik]. Hinzu
trat in jüngerer Zeit angesichts globaler Probleme wie des Treibhauseffekts oder
Ozonlochs das Aufgabengebiet des Umweltschutzes.
Bereits 1945 wurde die unauflösliche Verbindung von Frieden und Entwicklung
erkannt. Beispielhaft dafür stehen die Worte des damaligen amerikanischen
Außenministers Edward Stettinius: "Der Kampf für den Frieden muss an zwei
Fronten geführt werden. An der einen Front geht es um die Sicherheit und an der
anderen geht es um Ökonomie und soziale Gerechtigkeit. Nur ein Sieg an beiden
Fronten wird der Welt einen dauerhaften Frieden bescheren."
Den Themen Entwicklung und Umwelt widmen sich im wesentlichen die zahlreichen Programme,
Kommissionen, Spezialorgane und Sonderorganisationen, die das weit verzweigte
System der Vereinten Nationen bilden, mit dem sich
Grundkurs 4 befasst.
|
Artikel 1 der Charta der
Vereinten Nationen fasst die Ziele zusammen:
"1. den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem
Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu
verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu
unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem
Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der
Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen;
2. freundschaftliche, auf der Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberechtigung
und Selbstbestimmung der Völker beruhende Beziehungen zwischen den Nationen zu
entwickeln und andere geeignete Maßnahmen zur Festigung des Weltfriedens zu
treffen;
3. eine internationale Zusammenarbeit herbeizuführen, um internationale Probleme
wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen und die
Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied
der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu
festigen;
4. ein Mittelpunkt zu sein, in dem die Bemühungen der Nationen zur
Verwirklichung dieser gemeinsamen Ziele aufeinander abgestimmt werden."
[den gesamten Text der UN-Charta finden Sie auf einer
gesonderten Seite] |
Wie schwierig und mühsam die Erfüllung der Aufgaben ist, hat der ehemalige
UN-Generalsekretär Kurt Waldheim in seinem Jahresbericht 1978 formuliert:
"Bei den Problemen, die vor die Vereinten Nationen kommen, handelt es sich
gewöhnlich um immens komplexe Fragen. Viele von ihnen bilden zudem eine
Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit. Die Vereinten
Nationen stellen einen politischen Rahmen bereit, in dem solche Probleme
eingedämmt, entschärft und behandelt werden können. Sie stellen auch einen Ort
zur Verfügung, an dem alle übereinkommen können, gemeinsam für eine Lösung oder
Vereinbarung zu arbeiten.
Allerdings geschieht es sehr oft, dass eine solche
Vereinbarung nur langsam durch eine Periode der allmählichen Entwicklung
hervorgebracht werden kann, während der das Problem behandelt werden muss und
positive Kräfte kontinuierlich in die richtige Richtung gelenkt werden müssen.
Dies ist eine lebenswichtige praktische Funktion der Vereinten Nationen, die
nicht durch die Enttäuschungen überschattet werden sollte, die aus dem
Misserfolg bei der Erlangung schneller und umfassender Lösungen entstehen."
[Autor: Ragnar Müller]
[Seitenanfang]
|