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Aktivierende Methoden des Politikunterrichts
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Projekt
Einer der Begründer der modernen Projektmethode, der US-Amerikaner John
Dewey (1859-1952), bezeichnet das Projekt in der Pädagogik als "Methode der
denkenden Erfahrung". Unterricht sollte nicht nur aus künstlich geschaffenen
Situationen bestehen, sondern möglichst realistische Aufgaben aus dem
alltäglichen Leben einbeziehen. Über den Ablauf von Projekten und die
theoretischen Hintergründe gibt es vielerlei verschiedene Auffassungen.
Unumstritten ist jedoch, dass das konkrete Handeln ein wichtiger
Ausgangspunkt für Erkenntnisprozesse ist. In Projekten arbeiten Lehrer und
Schüler gleichberechtigt und gemeinsam an einer realen Aufgabe. So gelingt
es leichter, Schlüsselqualifikationen zu erwerben.
Was ist ein Projekt?
"Grundlage für ein Projekt ist (...) immer die lebendige Auseinandersetzung
mit der erlebten Wirklichkeit, bei der in gemeinsamer Anstrengung eine oder
mehrere Lösungen zu einem Problem erarbeitet werden, welche letztlich in ein
Produkt bzw. ein konkretes Ergebnis münden."
[aus: Dieter Maier, Methoden für komplexe Lernvorhaben: Projekt,
Sozialstudie und Zukunftswerkstatt; in: Wolfgang Sander (Hg.), Handbuch
politische Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung Schriftenreihe
Band 476, Bonn 2005, S. 594-595]
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Phasen eines Projekts
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Ablauf eines Projekts
1. Projektinitiative und Themenfindung
Wichtig ist eine offene Ausgangssituation und das Interesse der Schüler am
Thema. Die Projektinitiative kann durch spontane Ideen der Schüler entstehen,
oder aber Lehrer und Schüler überlegen gemeinsam ein Thema für ein Projekt,
zum Beispiel durch Brainstorming, Ideenwettbewerb etc. Falls der Lehrer
einen Themenbereich abstecken möchte, kann er Oberbegriffe nennen oder eine
Auswahlliste mit weit gefassten Themen ausgeben.
2. Projektplanung
a. Die Gruppe setzt sich mit dem Thema auseinander und umreißt das
Gebiet, in dem die Teilnehmer tätig werden wollen. Außerdem formuliert sie
das endgültige Thema, steckt den Zeitrahmen ab und benennt das Produkt.
b. Gemeinsam werden Leitfragen entwickelt und die Projektarbeit
strukturiert. Ein konkreter Arbeitsplan wird erstellt: Wer macht was, wie
genau und in welcher Zeit?
3. Projektdurchführung/Arbeitsphase
 | Lehrer und Schüler betätigen sich gemäß
dem Arbeitsplan: Informationen sammeln, Interviews durchführen, Material
sammeln, Produkt erstellen, Präsentation vorbereiten etc.
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 | Zwischengespräche: Alle Teilnehmer
werden über die bisherigen Arbeiten informiert. Verbesserungsvorschläge
können eingebracht werden. Lehrer und Schüler reden miteinander über die
Projektarbeit und über den Umgang untereinander. Die Zwischengespräche
helfen zudem, Aktionismus zu bremsen und zu verhindern, dass Teilnehmer
sich verzetteln. Außerdem dienen sie dazu, den Zeitplan nicht aus den
Augen zu verlieren. |
4. Präsentation
Zum Beispiel Ausstellung, Vortrag, Podiumsdiskussion, Wandzeitung,
Filmvorführung, Flyer ...
5. Auswertung
Lehrer und Schüler reflektieren gemeinsam den Projektprozess. Sie
diskutieren den Lernerfolg und den Erfolg des Produkts. Kritik wird
formuliert und Verbesserungsvorschläge für die Zukunft werden erarbeitet.
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Vor- und Nachteile |
Vorteile der
Projektmethode
 | realitätsnah (im Gegensatz zu
simulativen Methoden), Projekte bilden eine Brücke zwischen Schule und "Wirklichkeit" |
 | Erwerb von Schlüsselqualifikationen |
 | Lernen durch Handeln, dadurch Lernerfolg
besonders nachhaltig |
 | motivierend, höheres Engagement der
Schüler wird erreicht |
Nachteile der
Projektmethode
 | hoher Zeitaufwand (viele
Unterrichtsstunden) |
 | Erfolg nicht planbar |
 | unter Umständen hohes Engagement des
Lehrers erforderlich |
 | keine „Alltagsmethode“, da sonst
motivierende Funktion verloren geht |
 | organisatorische Probleme (Lehrplan,
Unterrichtsstruktur etc.) |
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[Autoren: Marietta Enss/Ragnar Müller]
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