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Inhaltsverzeichnis


Themen des Online-Lehrbuchs Web 2.0:

Einleitung

Was ist das Web 2.0?

 Elemente des Web 2.0

 Tagging: Denken 2.0

Lernen 2.0

Politik 2.0

Wirtschaft 2.0

Gesellschaft 2.0

 


Was ist das Web 2.0?

Beim Web 2.0 handelt es sich – auch wenn es sich auf eine ganze Reihe neuer Technologien stützt - nicht etwa um eine neue Technologie, sondern vielmehr um eine Art Oberbegriff für die zweite Welle des World Wide Web.

Er bezieht sich vor allem auf zwei grundlegende Änderungen. Einmal den Übergang vom Lese-Web zum Schreib-/Lese-Web mit nutzergenerierten Inhalten (Mitmach-Web), zum zweiten Cloud Computing.

Damit haben wir keine verbindliche, allgemein akzeptierte Definition formuliert, aber doch eine Art Grundkonsens darüber, dass diese zwei Elemente entscheidend sind.

Voraussetzungen für beide waren eine Reihe technischer Entwicklungen, wie insbesondere die zunehmende Verbreitung schneller Internetverbindungen, leistungsfähigere Hardware und neue Webprogrammiertechnologien, die es erlaubten, Webseiten interaktiver zu gestalten und sie schneller reagieren zu lassen, wie das bis zu diesem Zeitpunkt nur bei lokalen Anwendungen möglich gewesen war.




 











Web 1.0: Konsum








Web 2.0: Mitmach-Web


Als Privatperson, als Schule, als Institut, als kleines Unternehmen etc. selbst Inhalte ins Web zu stellen - und zwar nicht nur Text, sondern auch Fotos, Videos oder Audiodateien - wurde vor diesem Hintergrund fast zum Kinderspiel.

Damit verlor das Web, das über Jahre hinweg, gleichsam als Einbahnstraße, weitgehend dem passiven Konsum von durch professionelle Webmaster erstellten Informationen durch die Internetnutzer gedient hatte, zum wirklich interaktiven Medium.

Nicht konsumieren, sondern selbst Inhalte erstellen und mit anderen teilen, heißt seither die Devise. Und diese neue Entwicklung hat in geradezu unglaublichem Umfang Raum gegriffen, so dass die Bezeichnung Mitmach-Web mit Fug und Recht Verwendung findet.




Wikis, Blogs, Soziale Netzwerke







Cloud Computing
















































Und wobei machen die Nutzer mit? Viele Tausende beteiligen sich bei den Arbeiten an der Online-Enzyklopädie Wikipedia, viele Millionen schreiben Blogs, die zu einem Massenphänomen geworden sind. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing verzeichnen einen geradezu beispiellosen Zulauf. Unzählige Nutzer tauschen Videos, Musik oder Fotos aus, arbeiten zusammen, kommunizieren, kommentieren, bewerten etc. (siehe Elemente des Web 2.0).

Kommen wir zum zweiten Kernelement des Web 2.0, dem Cloud Computing. Was verbirgt sich dahinter? Cloud Computing bedeutet, dass nicht nur Daten, sondern auch die Anwendungen auf Webservern liegen und Sie als Nutzer Zugang dazu von jedem Computer mit einer Internetverbindung und einem Webbrowser haben. Sie brauchen also keine Microsoft Office Suite, kein lokales Mindmapping-Programm etc. mehr, sondern alles steht auf den Webservern der Anbieter - wie etwa Google, Zoho und vielen anderen mehr - zur Verfügung. Mit anderen Worten: Das Web wird – in immer größerem Umfang – zum Desktop. Ein kurzes Video von Common Craft erklärt die Grundlagen:

Cloud Computing in Plain English


Dieses zweite Element tritt allerdings im Rahmen dieses Online-Lehrbuchs etwas in den Hintergrund. Wie in der Einleitung ausgeführt, stehen die durch das Web 2.0 ermöglichten neuen Formen des sozialen Miteinanders und deren Auswirkungen auf Lernen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Mittelpunkt. Wie Miriam Meckel ausführt, bedarf

"das zugrunde liegende Phänomen einer durch technische Innovationen ermöglichten neuen Form des sozialen Miteinanders mit all seinen Folgen für die Kommunikation in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft [...] einer Bestimmung, die nicht nur den Veränderungen der Technik, sondern auch jenen der Kommunikation in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft gerecht wird. Web 2.0 ermöglicht die selbst organisierte Interaktion und Kommunikation der Nutzerinnen und Nutzer durch Herstellung, Tausch und Weiterverarbeitung von nutzerbasierten Inhalten über Weblogs, Wikis und Social Networks. Über kommunikative und soziale Vernetzung verändern die Nutzer die gesellschaftliche Kommunikation - weg von den Wenigen, die für Viele produzieren, hin zu den Vielen, aus denen Eins entsteht: das virtuelle Netzwerk der sozial und global Verbundenen."

[Miriam Meckel: Aus Vielen wird das Eins gefunden - wie Web 2.0 unsere Kommunikation verändert; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 39/2008, S. 17, Online-Version]

Auch die Definitionen in der rechten Spalte betonen Aspekte der Interaktion, Kooperation und Partizipation. So wird das Web 2.0 im Glossar des Harvard Business Manager als "Kooperationskonzept" bezeichnet, Tim O'Reilly spricht in seiner Definition von einer "Architektur der Partizipation".

Die Begriffe "Konzept" und "Architektur" könnten allerdings zu dem Irrtum verleiten, beim Web 2.0 handele es sich um einen geplanten oder steuerbaren Prozess. Das ist nicht der Fall. Das Web 2.0 bietet lediglich eine Plattform, die erst durch die massenhafte, selbst organisierte Nutzung Bedeutung gewinnt.

Miriam Meckel spricht in diesem Zusammenhang von einer "neuen Form der kommunikativen Selbstorganisation" (ebda., S. 18). Der bedeutende Kommunikationsforscher Manuel Castells hat hierfür den Begriff "mass self-communication" geprägt.

Bereits kurz nach der Jahrtausendwende - lange bevor von Web 2.0 die Rede war - führte Castells in Band I ("Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft") seiner epochalen Trilogie zum Informationszeitalter aus:

 

 

 

Definitionen von Web 2.0

 

Unter dem Begriff Web 2.0 wird keine grundlegend neue Art von Technologien oder Anwendungen verstanden, sondern der Begriff beschreibt eine in sozio-technischer Hinsicht veränderte Nutzung des Internets, bei der dessen Möglichkeiten konsequent genutzt und weiterentwickelt werden. Es stellt eine Evolutionsstufe hinsichtlich des Angebotes und der Nutzung des World Wide Web dar, bei der nicht mehr die reine Verbreitung von Informationen bzw. der Produktverkauf durch Website-Betreiber, sondern die Beteiligung der Nutzer am Web und die Generierung weiteren Zusatznutzens im Vordergrund stehen.

[Gabler Verlag (Hg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Web 2.0, im Internet]

 

Web 2.0 ist ein Schlagwort, das für eine Reihe interaktiver und kollaborativer Elemente des Internets, speziell des World Wide Webs, verwendet wird. Der Begriff postuliert in Anlehnung an die Versionsnummern von Softwareprodukten eine neue Generation des Webs und grenzt diese von früheren Nutzungsarten ab. Die Verwendung des Begriffs nimmt jedoch zugunsten des Begriffs Social Media ab.

[http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0, 16.12.10]

 

Die Entwicklung des Internet zeigt sich nicht zuletzt an den wesentlich höheren Datenraten, die zu neuen Webservices geführt haben. Parallel zu dieser Entwicklung haben sich interaktive Communities gebildet, auf deren Kommunikationsplattformen Ideen und Vorstellungen, Fotos, Videos, Daten und Software ausgetauscht werden. Diese neuen Webservices, mit denen technische, soziale, wissenbasierte und freundschaftliche Beziehungen zwischen Benutzern aufgebaut werden, haben zu der Bezeichnung Web 2.0 geführt, die 2004 auf einer Conference von Tim O'Reilly kreiert wurde.

[http://www.itwissen.info/definition/lexikon/Web-2-0-web-2-0.html, 16.12.10]

 

Bezeichnet ein Kooperationskonzept, das durch neue Technologien möglich wurde. Angebote gehören zum Web 2.0, wenn die Nutzer die Inhalte kommentieren, empfehlen oder mit anderen Angeboten verknüpfen können. Beispiele sind Videoseiten wie Youtube, deren Popularität vor allem auf dem problemlosen Bewerten, Kommentieren und Einbinden der Filme in eigene Web-Seiten beruht. Auf diese Weise verbreiten sich besonders beliebte Filme epidemieartig im Internet.

[Glossar der Website des Harvard Business Manager, 16.12.10]

 

Web 2.0 is the network as platform, spanning all connected devices; Web 2.0 applications are those that make the most of the intrinsic advantages of that platform: delivering software as a continually-updated service that gets better the more people use it, consuming and remixing data from multiple sources, including individual users, while providing their own data and services in a form that allows remixing by others, creating network effects through an "architecture of participation," and going beyond the page metaphor of Web 1.0 to deliver rich user experiences.

[Tim O'Reilly, Web 2.0: Compact Definition?, http://radar.oreilly.com/2005/10/web-20-compact-definition.html, 16.12.10]

 

 






Manuel Castells: Netzwerkgesellschaft



"Die Entstehung eines neuen elektronischen Kommunikationssystems, das durch seine globale Reichweite charakterisiert ist, durch seine Integration aller Kommunikationsmedien und durch seine potenzielle Interaktivität, wird unsere Kultur für immer verändern." (S. 377).

Diese "potenzielle Interaktivität" wurde durch das Web 2.0 Realität und die "massenhafte Selbst-Kommunikation" zum hervorstechendsten Merkmal. In seinem Fazit zu Band I fasst er zusammen, warum er "Netzwerkgesellschaft" für die treffende Bezeichnung unserer Gesellschaften hält:

"Es lässt sich als historische Tendenz festhalten, dass die herrschenden Funktionen und Prozesse im Informationszeitalter zunehmend in Netzwerken organisiert sind. Netzwerke bilden die neue soziale Morphologie unserer Gesellschaften, und die Verbreitung der Vernetzungslogik verändert die Funktionsweise und die Ergebnisse von Prozessen der Produktion, Erfahrung, Macht und Kultur wesentlich. Zwar hat es Netzwerke als Form sozialer Organisation auch zu anderen Zeiten und in anderen Räumen gegeben, aber das neue informationstechnologische Paradigma schafft die materielle Basis dafür, dass diese Form auf die gesamte gesellschaftliche Struktur ausgreift und sie durchdringt." (S. 527)




Foto: uscpublicdiplomacy [Flickr.com, Creative Commons]

Manuel Castells legte mit seiner Trilogie über das Informationszeitalter eine umfassende soziologische Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft vor. Er analysiert die sozialen Transformationen der vernetzten Welt im globalen Maßstab. Seine Trilogie bezeichnet eine neue Gesellschaftsform, die Informations- und Netzwerkgesellschaft (Website von Manuel Castells).



Verunsicherung als Resultat der Umwälzungen


Wie alle großen Umwälzungen - viele vergleichen die gegenwärtigen Änderungen mit dem tiefgreifenden Wandel aller Lebensbereiche, den die industrielle Revolution nach sich zog - führt auch der "Aufstieg der Netzwerkgesellschaft" zu weit verbreiteter Unsicherheit:

"Die neue soziale Ordnung, die Netzwerkgesellschaft erscheint den meisten Menschen zunehmend als eine meta-soziale Unordnung. Nämlich als eine automatisierte, zufällige Abfolge von Ereignissen, die sich aus der unkontrollierbaren Logik von Märkten, Technologie, geopolitischer Ordnung oder biologischer Determination ergeben." (S. 535)

[alle Zitate aus: Manuel Castells (2004): Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil I der Trilogie "Das Informationszeitalter", Opladen: UTB 8259]

Wie in der Einleitung zu diesem Online-Lehrbuch ausgeführt, geht es uns um eine vorläufige Bestandsaufnahme eben dieser tiefgreifenden Änderungen. In den jeweiligen Abschnitten versuchen wir, die Auswirkungen auf Lehren und Lernen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu beleuchten.

 

 

 

Elemente des Web 2.0  ... mehr

 

Es gibt zwar keine allgemein anerkannte Definition von Web 2.0, aber es herrscht Konsens darüber, dass (zumindest) die folgenden Anwendungen, Dienste und Aktivitäten zum Web 2.0 gehören:

Blogs / Microblogging (Twitter)

Wikis (v.a. Vorzeigeprojekt Wikipedia)

Tagging und Folksonomy

Social Bookmarking (Diigo, Delicio.us etc.)

Media Sharing (YouTube, Flickr etc.), Podcasts und Mash-ups

Social Networks (MySpace, Facebook etc.)

RSS Feeds und News Reader

Kollaborative Online-Arbeitsumgebungen (Webapps wie Zoho, Google Docs  etc.)

... mehr

 

 






medienhistorische Zäsur
 


Auch medienhistorisch stellt das Web (2.0) eine Zäsur dar, wie Stefan Münker in seinem lesenswerten Essay "Emergenz digitaler Öffentlichkeiten. Die Sozialen Medien im Web 2.0" ausführt. Seine Definition von Web 2.0 lautet:

"Unter 'Web 2.0' versteht man ganz allgemein den Trend, Internetauftritte so zu gestalten, dass ihre Erscheinungsweise in einem wesentlichen Sinn durch die Partizipation ihrer Nutzer (mit-)bestimmt wird (...). Der Begriff 'Web 2.0' ist tatsächlich mehr als ein Schlagwort - er ist eine Chiffre für eine ebenso radikale wie unaufhaltsame Veränderung nicht nur unserer digitalen Medien, sondern unserer Welt." (S. 15, 28)

"Das Internet wurde, das kann man ohne Übertreibung sagen, im Lauf der letzten Jahre tatsächlich noch einmal neu erfunden - und als Web 2.0 in seiner Rolle für die Beförderung sozialer Interaktion noch einmal neu entdeckt. Wenn das Internet eine Medientechnik darstellt, die immer schon potentiell interaktiv ist, so realisieren sich unter dem Titel Web 2.0 innerhalb des Internet Medien, für die Interaktivität kein Potential, sondern eine conditio sine qua non, eine notwendige Bedingung ihrer Existenz ist. Die Angebote im Web 2.0 sind digitale Netzmedien, deren gemeinschaftlicher Gebrauch sie als brauchbare Medien überhaupt erst erzeugt." (S. 70-71)

"Der Aspekt der medienhistorischen Zäsur durch die Digitalisierung (...) betrifft den tatsächlich paradigmatischen Wandel, den das Auftauchen der Technik des Computers für die Genese und Entwicklung von Medien bedeutet. Der Computer (...) ist ein technisches Gerät, das in der Lage ist, auf digitalem Wege alle anderen Medien zu simulieren. Manche nennen den Computer deswegen auch 'Universalmedium'; ich ziehe es vor, den Computer gar nicht als Medium zu bezeichnen - sondern als eine Universaltechnik, die alle Medien generieren kann. (...) Wenn wir alle den Computer nicht gänzlich missverstehen, dann besteht die medienhistorische Zäsur seiner Einführung darin, dass er jede Grenze, die seine digitale Technik der medialen Nutzung setzt, aufgrund der Eigenheit eben dieser Technik immer schon überschritten hat. (...) Wenn die Technik aber dem Gebrauch von Medien keine Grenzen mehr setzt, sondern nur noch Möglichkeiten bietet - dann ist der paradigmatische Wandel deutlich: Es geht überall dort, wo wir es mit digitalen Medien zu tun haben, im Prinzip nur noch um die Erkundungen, nicht mehr um Beschränkungen. (...) Wenn technisch alles möglich ist, dann bleibt es die Aufgabe der Mediennutzer, durch ihr Nutzungsverhalten die weitere Entwicklung voranzutreiben." (S. 64-65)

[alle Zitate aus: Stefan Münker (2009): Emergenz digitaler Öffentlichkeiten. Die Sozialen Medien im Web 2.0, Frankfurt/Main]









Web 1.0 versus
Web 2.0



Das folgende Schaubild fasst noch einmal zusammen, was das Web 2.0 ausmacht, indem es Web 1.0 (eine rückblickend in Gebrauch gekommene Bezeichnung für die Anfangsjahre des World Wide Web) und Web 2.0 gegenüberstellt:




[Autoren: Dr. Ragnar Müller / Prof. Dr. Wolfgang Schumann]

 

 

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