Es gibt zwar keine allgemein anerkannte Definition von Web 2.0 (siehe
Was ist das Web 2.0?), aber es herrscht
Konsens darüber, dass (zumindest) die in der folgenden Aufzählung
enthaltenen Anwendungen, Dienste und Aktivitäten zum Web 2.0 gehören.
Diese Elemente des Web 2.0 (bzw. Social Web oder Social Media) werden auf dieser Seite erläutert:
Bei der Erläuterung der verschiedenen Web 2.0-Elemente greifen wir
auf die hervorragenden (und zugleich unterhaltsamen) Videos von
Common Craft
zurück. Wenn Sie auf das Video-Symbol klicken - und das sollten Sie
auf keinen Fall versäumen -, gelangen Sie zum entsprechenden Video
auf der Common Craft Website, das Ihnen in 2-3 Minuten die jeweilige
Anwendung erklärt. In der Regel sind die Videos in mehreren Sprachen
verfügbar (deutsch, englisch, französisch, portugiesisch und spanisch).
Das erste Video erklärt die grundlegende Idee hinter Social Media
anhand von Eiscreme...
Tagging
Eine gesonderte Seite beschäftigt sich mit Tagging, einer
Grundfunktion im Web 2.0. die bei allen auf dieser Seite erläuterten
Elementen eine Rolle spielt (zur Seite Tagging: Denken 2.0). Ohne Tags und daraus entstehende Folksonomies wäre das Soziale Web undenkbar:
"Im Sinne von Web 2.0 als Philosophie, die sowohl die kollektive
Intelligenz als auch den individuellen Nutzen der einzelnen
Teilnehmer durch dynamische und formalisierte Austauschprozesse
maximiert (...), sind Tags und die darauf basierende Folksonomy das
Rückgrat dieser Bewegung, da sie das Wiederfinden und Teilen
nutzergenerierter Inhalte zu großen Teilen überhaupt erst
ermöglichen."
[Matthes Fleck/Lars Kirchhoff: Folksonomy und Tags oder warum es im
Web keine Regale gibt, in: Miriam Meckel/Katarina Stanoevska-Slabeva
(Hg.) (2008), Web 2.0. Die nächste Generation Internet, Baden-Baden:
Nomos, S. 189-200]
Vielfalt an Blogs
Gründe für die weite Verbreitung
Blogs
Die ursprüngliche Bezeichnung Weblogs weist darauf hin, um was es sich
bei Blogs handelt: Es sind Web-Tagebücher, die allen erdenklichen
Zwecken dienen können. Eine Familie kann mit kurzen Texten, Bildern und
Videos Freunde und Verwandte in aller Welt über die Entwicklung der Kinder
auf dem laufenden halten. Eine Hobbygärtnerin beschreibt ihre Erfolge
und Fehlschläge bei der Aufzucht verschiedener Pflanzen in ihrem Garten.
Ein Liebhaber von Aphorismen hat es sich zum Ziel gesetzt, wöchentlich
einen neuen Aphorismus in seinem Blog zu posten. Wir selbst unterhalten
zwei Blogs zu zwei unserer Spezialgebiete: In dem
einen
informieren wir über neue Entwicklungen, was die Nutzung von PC und
Internet in Forschung, Lehre und Schule betrifft, der
zweite ist dem Thema "Politische Bildung und Web 2.0" gewidmet.
Innerhalb weniger Jahre wurden Blogs zu einem Massenphänomen. Dafür gibt
es im wesentlichen zwei Gründe: Der erste Grund erklärt zugleich
die enorme Verbreitung aller Elemente des Web 2.0 und verbindet
sich mit der Begriffstrias express - connect - share.
Offensichtlich gab und gibt es ein großes Bedürfnis, sich mitzuteilen,
seine Interessen und Neigungen zum Ausdruck zu bringen, mit
anderen in Verbindung zu treten, sich zu vernetzen sowie Wissen,
Meinungen, Vorlieben, als interessant empfundene Inhalte usw. zu
teilen (siehe Gesellschaft 2.0).
Und genau diese Funktionen erfüllen die verschiedenen Web 2.0-Dienste.
Blogs beispielsweise verfügen in der Regel über eine Kommentar-Funktion,
die Blogosphäre (= Gesamtheit der zur Zeit
[01/2011]
über 150 Millionen Blogs) ist über Links, Trackbacks und Blogrolls
vernetzt, Nachrichten können sich rasend schnell in fast unglaublichem Ausmaß
verbreiten.
Der zweite Grund gilt ebenfalls für die überwiegende Mehrzahl der
Web 2.0-Anwendungen: Blogs sind einfach zu bedienen und in aller
Regel kostenlos. Wenn Sie die Entscheidung treffen, künftig selbst im
Web publizieren zu wollen, und sich für einen Blog entscheiden, dann
dauert es kaum zehn Minuten, bis Ihre erste Mitteilung im Internet steht.
Sie melden sich bei einem kostenlosen Dienst wie Blogger oder WordPress
an, werden durch ein Menu geführt und können loslegen. Das folgende
Video von Common Craft erklärt Blogs auf einfache und eingängige Weise:
Funktionen von Blogs
Während Blogs zunächst Web-Tagebücher einzelner Personen waren, wurde
deren Potenzial von Unternehmen (Corporate Blogs), Verbänden, NGOs
etc. schnell erkannt. So betreuen wir beispielsweise den
Blog von
DARE, einem europaweiten Netzwerk von NGOs, die im Bereich
Demokratie- und Menschenrechtserziehung arbeiten. Für derartige
Netzwerke stellen Blogs ein einfaches und von vielen Autoren aus
verschiedenen Ländern gemeinsam nutzbares Instrument dar, um Informationen
auszutauschen, gemeinsame Projekte durchzuführen und bekannt zu machen, Lobbying zu betreiben und vieles mehr. Und ganz nebenbei entsteht ein
chronologisches und durch tags (siehe Tagging: Denken 2.0) geordnetes Archiv.
Corporate Blogs: Kundenkommunikation und Wissensmanagement
Das folgende Buch beschäftigt sich eingehend mit Blogs, auch wenn es der
Titel nicht unbedingt vermuten lässt:
Unternehmen nutzen Blogs im wesentlichen zur Kundenkommunikation.
Vorteile sind, dass in Blogs ungezwungener kommuniziert werden kann und
dass die Kunden über die Kommentar-Funktion zu Wort kommen. Das birgt
natürlich auch Gefahren, weswegen viele Unternehmen zögern, den Weg zum
Enterprise 2.0 zu beschreiten (siehe
Wirtschaft 2.0).
Aber kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, nicht wenigstens zu
verfolgen, was in der Blogosphäre über das Unternehmen geschrieben
wird (Blog-Monitoring). Meldungen in der Blogosphäre können
ungeahnte Wirkungen entfalten, wie beispielsweise die Firma DELL
schmerzhaft erfahren hat (siehe Kastentext rechts). Die virale
Verbreitung macht Blogs natürlich auf der anderen Seite auch für das
Marketing attraktiv.
Außerdem nutzen viele Unternehmen Blogs intern. Wie auch
Wikis sind Blogs ein wirkungsvolles Instrument
zur internen Kommunikation in einer Firma oder auch innerhalb des
Netzwerks aus Mitarbeitern, Zulieferern und Dienstleistern.
Dabei können Blogs einen wichtigen Beitrag zum Wissensmanagement
innerhalb des Unternehmens(netzwerks) leisten, denn nach und nach
entsteht aus den Beiträgen ein Archiv mit dem gesammelten Wissen der
Mitarbeiter. Verlässt eine wichtige Kollegin die Firma, bleibt
zumindest ein Teil ihres Wissens in Form ihrer Blog-Beiträge im
Unternehmen.
Auch bei der Recherche im Internet spielen Blogs eine immer
wichtigere Rolle. Oftmals finden sich Blog-Einträge auf den
Ergebnisseiten von Suchmaschinenabfragen auf den vorderen Rängen. Da
es sich häufig um persönliche Beiträge und/oder subjektive
Meinungsäußerungen handelt, versteht es sich von selbst, dass Blogs
als Informationsquelle mit Vorsicht zu genießen sind. Aber neben den
unzähligen persönlichen Tagebüchern existieren auch zahlreiche
professionelle Blogs, die zu den besten Informationsquellen für
ihr jeweiliges Gebiet zählen.
"DELL Hell"
Im Juni 2005
beschwerte sich der professionelle US-Blogger Jeff Jarvis in
seinem Blog "buzzmachine" über seinen neuen DELL-Computer. Er
hatte beim Kauf zusätzlich für einen Service bezahlt, der
garantieren sollte, dass der PC durch einen Techniker im Falle
eines Problems bei ihm zu Hause repariert würde. Die Firma
DELL war offenbar nicht in der Lage, diesen Service zur
Verfügung zu stellen. Nach einigen Auseinandersetzungen mit
DELL begann Jeff Jarvis in seinem Blog über das Problem zu
berichten. In seinem zweiten Posting über den mangelhaften
Kundenservice von DELL kreierte Jeff Jarvis den Begriff "DELL
Hell". Eine Abfrage bei Google ergab vier Wochen nach Beginn
der Weblog-Debatte (...) 3,5 Millionen Treffer. Inzwischen
hatten sich unzählige weitere unzufriedene Kunden der
Diskussion im Blog von Jeff Jarvis, aber auch auf weiteren
Kommunikationsplattformen angeschlossen. Eine
Diffusionsanalyse der Kommunikationsbeziehungen in der Netz-Community
zur Servicequalität von DELL zeigt, dass erstens Weblogs die
Kommunikationsstrukturen rund um das Issue
Kundenzufriedenheit bei den Produkten und Services des
Unternehmens DELL dominieren und zweitens 37 Prozent aller
Verlinkungen der Informationsströme (...) auf den Blogger
Jeff Jarvis zurückgehen. Fazit: Die beschriebenen
Besonderheiten (...) ermöglichen es einem einzelnen Kommunikator, im
Netz ein Thema zu setzen und ein Unternehmen zeitweilig
kräftig unter Druck zu setzen.
[Miriam
Meckel, Aus Vielen wird das Eins gefunden - wie Web 2.0 unsere
Kommunikation verändert; in: Aus Poli-tik und Zeitgeschichte
39/2008; S. 20,
Online-Version]
Blogger-Credo: "We don't break the news, we fix the news."
Aktualität und Vernetzung
Dabei verstehen sich viele Blogger als eine Art Gegenöffentlichkeit. Sie
berichten über Themen und Ereignisse, die in den etablierten Medien
unberücksichtigt bleiben. Die Massenmedien werden in ihrer Gatekeeper-Funktion
und als Agenda-Setter herausgefordert. Die Zahl politischer Blogs, die
über das aktuelle Zeitgeschehen berichten und es kommentieren, nimmt zu.
Citizen Journalism wird immer bedeutsamer, auch und gerade in
Krisengebieten (Warblogs, siehe Politik
2.0).
Unabhängig von den jeweiligen Inhalten besteht ein grundsätzlicher
Vorzug von Blogs natürlich darin, dass sie sehr aktuell sind und damit
ein hervorragendes Mittel darstellen, um in den eigenen
Interessensgebieten auf dem laufenden zu bleiben, indem man die
entsprechenden Blogs per RSS-Feed abonniert.
Außerdem sind - wie bei allen Web 2.0-Anwendungen - schnell die
Kolleginnen und Kollegen identifiziert, die sich mit demselben oder
verwandten Themen beschäftigen.
Blogs im Unterricht
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Blogs in praktisch allen
Bildungszusammenhängen liegen nach dem bisher Gesagten auf der Hand. Sie
können individuell genutzt werden, beispielsweise als
Lerntagebücher; Klassen oder Seminargruppen ermöglichen Sie die
Begleitung und Dokumentation von Projekten, Seminaren oder
Unterrichtseinheiten; Schulen können Blogs für die gesamte
Schulgemeinschaft betreiben etc.
Ziele, die mit dem Einsatz von Blogs verfolgt werden, sind
beispielsweise:
Anregung zum Schreiben in einem Format,
das im Berufsleben immer wichtiger wird
Dokumentation des Lernfortschritts
Wiederholung von Lerninhalten durch das
Verfassen von Posts
Reflexion der Lerninhalte
Lernen, Inhalte zusammenzufassen
Zusammenarbeit im Team, kollaboratives
Lernen und Schreiben
Lernen, für ein Publikum zu schreiben
Personen finden, die ähnliche Interessen
haben
Beteiligung an Diskussionen im Web (Kommentar-Funktion)
Erhöhung der Motivation, sich Wissen
anzueignen, um kompetent für ein potenziell weltweites Publikum
schreiben zu können
Zusammenarbeit mit anderen Klassen,
Gruppen, Schulen, Universitäten, NGOs...
etc.
Medienkompetenz, partizipatives,
kooperatives und selbstbestimmtes Lernen können gefördert werden, zudem
wird alles, was erarbeitet wird, automatisch archiviert. Es spricht also
viel für den Einsatz von Blogs. Will Richardson, dessen hervorragendes
Buch zu den Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0-Tools Anfang 2011 auch auf
deutsch erschienen ist, fasst die Vorzüge der Verwendung von Blogs im
Vergleich mit traditionellem Schreiben folgendermaßen zusammen:
"writing stops; blogging continues.
writing is inside; blogging is outside.
writing is monologue; blogging is conversation."
[Will Richardson (2006), Blogs, Wikis, Podcasts, and Other Powerful Web
Tools for Classrooms, Thousand Oaks, S. 31]
Reiz von Blogs
Peter Glaser, der die Entwicklung der digitalen Welt von Anfang an
beobachtete und selbst
aktiver
Blogger ist, antwortete in einem Interview in der Stuttgarter
Zeitung vom 23. Juli 2008 auf die Frage, welchen Reiz Blogs für ihn
haben:
"Durch Blogs kann ich mir die unglaubliche Vielfalt dessen erschließen,
was Menschen erleben, was sie denken, sehen, tun, was sie lesen,
fotografieren, zusammenbasteln und meinen. Wohlgemerkt, ich habe eine
große Bibliothek, und ich lese auch gern gedruckte Zeitungen. Aber wenn
es den wundervollen Überfluss an Überraschungen und hochwertigen
Merkwürdigkeiten, den Blogs bereithalten, nur auf Papier gäbe, bräuchte
ich einen Radlader. Blogs sind ein bemerkenswerter neuer Zugang zur
modernen Weltkultur."
Bei Microblogging handelt es sich um eine besondere Art des Bloggens,
die sich durch eine rigide Begrenzung des Umfangs einer Nachricht auf
üblicherweise 140 Zeichen oder weniger auszeichnet. Diese findet ihren
Ursprung in der auf Mobilfunkgeräten häufig genutzten SMS, die das
Vorbild für Microblogging abgegeben hat. Microblogging wird sowohl - wie
beim derzeit größten Dienst Twitter - öffentlich als auch im Rahmen von
geschlossenen Gruppen betrieben, wie beispielsweise innerhalb eines
Unternehmens oder eines bestimmten Projekts.
Es dient im privaten Einsatz dazu, sich im Kreis von Freunden, der
Familie oder Bekannten wechselseitig über Ereignisse auf dem Laufenden
zu halten, was durch die Tatsache, dass Status-Updates auch von
Mobiltelefonen oder Smartphones aus verschickt werden können, sehr
leicht möglich ist. Ende 2010 wurden beispielsweise bei Twitter bereits
rund 40% aller Tweets (so heißen die Kurznachrichten auf Twitter) auf
diese Weise erstellt. Das Video von Common Craft zeigt, wie es
funktioniert:
Die Einsatzmöglichkeiten außerhalb des privaten Bereichs sind, trotz der
notwendigen Kürze einer Nachricht, erstaunlich vielfältig. Sie umfassen
die Pflege von Kundenbeziehungen durch Unternehmen;
der Unterrichtung von und Kommunikation mit Bürgerinnen durch
Regierungen, Verwaltungen, Abgeordnete etc. (einen Eindruck von dem
Umfang, in dem davon Gebrauch gemacht wird, vermittelt etwa für die US-amerikanische
Politik govtwit);
die unternehmensinterne und/oder projektbezogene Kommunikation (schnell
mal einem Kollegen eine kurze Frage stellen; den Link zu einem Dokument
schicken und um Durchsicht und Feedback bitten; den Link zu einer
einschlägigen Quelle verschicken, auf die man gerade gestoßen ist etc.);
die Kommunikation mit und Information von Kollegen oder Studierenden im
Universitätsbetrieb
etc.
Recherche mit Hashtags
Suche automatisieren mit Alerts
Personen gezielt auf Twitter folgen
Fallbeispiel für aktive Nutzung
Bei der passiven Nutzung geht es um Recherche und
Informationsbeschaffung sowie darum, Personen mit Expertise auf den
Feldern, für die man sich interessiert, kennen zu lernen. Neben der
normalen Suchfunktion gibt es bei Twitter eine effizientere Form der
Suche mit Hilfe von Hashtags. Dabei handelt es sich um nichts
anderes als die für das Web 2.0 typischen Schlagwörter (tags),
die von den Nutzern verwendet werden, um Inhalte - in diesem Fall von
Tweets - zu kategorisieren.
Sie haben die Form #gov20 (einer der wichtigsten Hashtags für
Tweets zum Thema "Government 2.0") oder #iranelections (ein berühmter
Hashtag, mit dem Beiträge zu den letzten Wahlen im Iran und den damit
verbundenen Unruhen gekennzeichnet wurden). Mit Hilfe dieser Hashtags zu
suchen, verbessert die Relevanz der Rechercheergebnisse erheblich. Dazu
ist es natürlich notwendig, die einschlägigen Hashtags zu kennen. Hierzu
haben sich besondere Dienste wie etwa
Tagalus etabliert, eine
Art Wörterbuch für Hashtags.
Bleibt noch zu erwähnen, dass sich dieser Suchprozess auch
automatisieren lässt. Dienste wie
Twilert bieten die
Möglichkeit, Alerts anzulegen, mit denen Sie sich beispielsweise
täglich eine Liste aller mit dem Hashtag #gov20 versandten Tweets per
Mail zuschicken lassen können. Twitter stellt also ein wunderbares
Instrument dar, um sich in seinen Interessensgebieten auf dem Laufenden
zu halten.
Es gewinnt noch mehr an Effizienz, wenn Sie sich auf die Personen
konzentrieren, deren Tweets für Sie am interessantesten und
ertragreichsten sind, und diesen folgen. Wie geht das? Wir sind so
vorgegangen, dass wir uns über mehrere Tage hinweg die recht lange Liste
mit den Ergebnissen des Alerts zu #gov20 durchgesehen und dann
entschieden haben, vier Personen gezielt zu folgen. Das hat den Aufwand
reduziert, weil nun eben nicht mehr hunderte von Tweets durchgesehen
werden müssen, und sichert einen optimalen Ertrag, weil der ausgewählte
Personenkreis in aller Regel Informationen liefert, die unmittelbar von
Interesse sind.
Mit zwei Twitterern, die zu unserem Spezialgebiet posten, haben wir
darüber hinaus über eine Direktnachricht persönlich Kontakt aufgenommen
und tauschen uns nun per E-Mail ausführlicher über uns gemeinsam
interessierende Themen aus. Damit verfügen wir über zwei für unsere
aktuellen Projekte wichtige Ansprechpartner, auf die wir ohne Twitter
nie gestoßen wären.
Was die aktive Nutzung, also das eigene Versenden von Twitter-Nachrichten
angeht, finden Sie in Form des folgenden Videos "Wissensmanagement in
140 Zeichen" sowie der
dazugehörigen Website ein Fallbeispiel
aus dem Bereich der Hochschullehre:
Das folgende Buch enthält auf den Seiten 39-60 ein lesenswertes Kapitel
zu Wikis:
Wikis
„Stellen Sie sich vor, Sie browsen durch das Internet und finden auf
einer Seite die Publikationsliste Ihres Lieblingsautors. Nur das neueste
Buch ist nicht verzeichnet. Nun gibt es auf dieser Seite einen Knopf ‚bearbeiten’.
Sie klicken ihn an, es öffnet sich ein Bearbeitungsfenster (...). Sie
fügen den neuen Titel ein und speichern die Eingabe ab. Der neue Titel
ist sofort online. Wenn Sie eine Internetseite finden, auf der man das
machen kann, dann haben Sie es höchstwahrscheinlich mit einer Wiki-Seite
zu tun. Selbstverständlich kann nun ein anderer Internetnutzer Ihren
Beitrag erweitern, verändern oder rückgängig machen. So sind die Regeln.
Doch diese Fähigkeit der Wiki-Software hat die Qualität des Mediums
Internet tiefgreifend verändert.“
[Anja Ebersbach/Markus Glaser/Richard Heigl: Social Web, Konstanz: UVK
Verlagsgesellschaft, 2. Auflage 2011, S. 39f.]
Wikis stehen wie kein anderes Element des
Web 2.0 für den Übergang vom Lese-Web zum Lese-/Schreibe-Web. Die
Inhalte eines Wikis werden von Nutzern erstellt (user generated
content) und können von ihnen jederzeit verändert werden. Wikis
ermöglichen kollaboratives Erstellen von Inhalten. Wenn die Nutzung
kollektiver Intelligenz als zentrales Prinzip hinter der Web 2.0-Welt
steht, dann bilden Wikis die paradigmatische Software dieser Welt. Dafür
spricht auch die Erfolgsgeschichte des bekanntesten Wikis, der Online-Enzyklopädie
Wikipedia (siehe Seite "Wikipedia
verstehen"). Don Tapscott und Anthony D. Williams, die Autoren des
einflussreichen Buchs "Wikinomics. How Mass
Collaboration Changes Everything" verwenden den Begriff Wikinomics (Wiki
+ Economics) zur Charakterisierung der tiefgreifenden Änderungen des
Wirtschaftssystems (zu Wikinomics siehe
Wirtschaft 2.0):
"A wiki is more than just software for
enabling multiple people to edit Web sites. It is a metaphor for a new
era of collaboration and participation."
[Don Tapscott / Anthony D.
Williams: Wikinomics. How Mass
Collaboration Changes Everything, London 2008, S. 18]
Die grundlegende Funktionsweise von Wikis
erklärt das folgende Common Craft Video:
"Stellen Sie sich eine Welt vor, in der das gesamte Wissen der
Menschheit jedem frei zugänglich ist. Das ist unser Ziel!"
[Jimmy Wales]
Ein weiteres Video von Common Craft ist der Online-Enzyklopädie
Wikipedia
gewidmet, deren englische Sprachversion zur Zeit
[01/2011]
mehr als 3,5 Millionen von Nutzern gemeinschaftlich verfasste
Lexikonartikel umfasst. Erklärtes Ziel von Wikipedia ist es, die Summe
des menschlichen Wissens für alle Menschen frei verfügbar zu machen.
Obwohl die hohe Qualität des Lexikons in mehreren Studien nachgewiesen
wurde, tun sich noch immer viele Menschen schwer damit zu akzeptieren,
dass ein Lexikon, das nicht von einzelnen Experten, sondern von
unzähligen Freiwilligen verfasst wird, eine zuverlässige Wissensquelle
bildet (zur Diskussion um die "Weisheit der Vielen" / "wisdom of
crowds", die v.a. durch Wikipedia befeuert wurde, siehe die Seite
Weisheit der Vielen im Abschnitt
Gesellschaft 2.0). Die Mechanismen,
die Wikipedia einsetzt, um die Qualität und Ausgewogenheit der Artikel
sicherzustellen, werden teilweise im Video erklärt:
Wikipedia wird ausschließlich mit Spenden finanziert, um unabhängig
zu bleiben. Anfang 2011 hat sich der Wikipedia-Gründer, Jimmy Wales,
nach der Spendenkampagne zur Finanzierung des laufenden Jahres mit
folgenden Worten an die Unterstützer gewandt:
"Unglaublich! Jedes Jahr setzen wir uns ein ambitioniertes Ziel, von dem
wir wissen, dass es eine Herausforderung sein wird. Dies muss so sein,
weil Wikipedia und die Gemeinschaft dahinter ständig wachsen. Wikipedia
steht heute an fünfter Stelle der am häufigsten besuchten Websites der
Welt, aber unsere Mitarbeiter, unsere Infrastruktur und unser Budget
machen nur einen Bruchteil von dem aus, was den anderen Top-10-Websites
zur Verfügung steht.
Jedes Jahr unterstützen Tausende von Menschen in der ganzen Welt
Wikipedia. Aber dieses Jahr ist noch ein Stück außergewöhnlicher als die
vorherigen: Wir feiern den zehnten Geburtstag von Wikipedia. Daher ist
es so wichtig, dass wir das Jahr genau so starten können: mit einem
gesicherten Budget, das Wikipedia und alle ihre Schwesterprojekte
finanziell unterstützt und es uns ermöglicht, in die nächsten zehn Jahre
unserer gemeinsamen Arbeit zu starten.
12 Millionen Euro - noch nie haben wir so viel Unterstützung erfahren,
noch nie war die Spendenkampagne so kurz. Ich habe noch ein paar Daten
für Sie:
Über 500.000 Spenden an die Wikimedia-Stiftung.
Fast 130.000 Spenden an die Wikimedia-Ländervereine weltweit (...).
Die diesjährige Spendenkampagne zeichnete sich durch alles aus, was wir
an Wikimedia-Projekten lieben: Menschen kommen zusammen, geben, was sie
haben, und gemeinsam entsteht etwas Fantastisches. Das Engagement eines
Technikers in Mumbai, Indien, steht neben einer Spende eines
Börsenmaklers aus London, während ein Student in Moskau seine
Unterstützung leistet - und das Ergebnis: Die Existenz dieses
großartigen Gemeinschaftsprojekts ist für ein weiteres Jahr gesichert.
Und nun? Lassen Sie uns gemeinsam feiern! Aus der Tiefe meines Herzens
und im Namen der mehr als 100.000 aktiven Freiwilligen,
Unter diesem Text listet die Webseite aktuelle SpenderInnen mit Spendensumme und
ihren Kommentaren auf. Am 7. Januar 2011 lauteten die ersten drei
Einträge beispielsweise folgendermaßen (die Namen im folgenden Text
wurden von uns entfernt):
Wir danken unseren Spendern:
am 07.01.2011: C. aus Diepholz 25.00 € "Wikipedia ist mein täglicher
Begleiter. Nicht immer bis ins letzte Detail wissenschaftlich und
umfassend, aber doch unersetzlich für den ersten Überblick und
Themeneinstieg. Vielen Dank für Eure Arbeit!"
am 07.01.2011: J. aus Berlin 50.00 € "Wikipedia hat mich durch mein
Studium begleitet. Es ist Zeit, etwas zurückzugeben!"
am 07.01.2011: U. aus Dresden 25.00 € "Die Informationen von Wikipedia sind sachlich und nicht von kommerziellen Interessen geprägt -
also neutral - und werden von engagierten Mitbenutzern erstellt. Weiter
so ohne Werbung!!"
Zum 10-jährigen Geburtstag wurde außerdem ein kurzes Video produziert,
das die Entwicklung der ersten Dekade zusammenfasst und die wichtigsten
Herausforderungen für die Zukunft benennt:
community building
Wissensmanagement mit Wikis
Wikis als Lerntool
Die Kommentare der Spender sowie das Video machen deutlich, dass Projekte wie Wikipedia echte
community-Projekte sind (siehe Seite "Wikipedia
verstehen"). Nur so lässt sich der Erfolg und die
Faszination dieses Projekts erklären. Welche Faktoren beim Aufbau und
der Pflege von communities entscheidend sind, wird gegenwärtig intensiv
erforscht. Das stellt zweifellos ein wichtiges Thema für alle Bereiche
von Wirtschaft und Gesellschaft dar, da mit dem Web 2.0 nun erstmalig
eine (potenziell weltweite) Plattform für community-Projekte zur
Verfügung steht.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass Wikis in
unterschiedlichen Kontexten vielfach Verwendung finden.
Aufgrund der einfachen Bedienbarkeit und Flexibilität werden interne Wikis in vielen Unternehmen und Organisationen für das Projekt- und v.a.
Wissensmanagement eingesetzt. Wir selbst verwenden Wikis häufig zur
Begleitung und Dokumentation von Lehrveranstaltungen. Ähnlich wie Blogs
(siehe oben) lassen sich Wikis in vielen
Bildungszusammenhängen gewinnbringend nutzen. Mit Wikis als
Lernplattform ermöglicht man das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten. Und
das Ergänzen eines Wikipedia-Artikels kann ein schönes und motivierendes
Element einer Unterrichtseinheit sein. Anschließend gilt es zu
beobachten, was mit dem eigenen Eintrag passiert... (Lernen als Prozess).
Will Richardson betont außerdem, dass Wikis ("a website where anyone
can edit anything anytime they want", S. 59) nicht nur zum (kollaborativen)
Schreiben, sondern auch zum (kritischen) Lesen motivieren, da
editierbarer Text anders wahrgenommen wird als "normaler" Text:
"As students approach the wiki with
writing ideas in mind, they first search to see if content about that
topic has already been posted. So they need to read critically first, if
they are to find the areas where information is missing or disorganized.
Even though the writing is not their own, they must take it as their own
because they have the ability to edit and make it better."
[Will Richardson (2006), Blogs, Wikis, Podcasts, and Other Powerful Web
Tools for Classrooms, Thousand Oaks, S. 67]
Die Grundidee ist einfach: Statt Webseiten, die einem gefallen, lokal im
Browser als Bookmark (bzw. Favorit) zu speichern, macht man das auf der
Website eines Social Bookmarking-Dienstes wie z.B. Diigo oder Delicious. Was hat
man davon? Man kann die Liste mit Links zu den Lieblingsseiten besser
verwalten, mit tags ordnen (siehe
Tagging: Denken 2.0) und man kann v.a. von überall her darauf
zugreifen. Während die Bookmarks, die man zuhause im Browser (Firefox,
Internet Explorer etc.) abspeichert, nur zuhause auf dem eigenen
Computer zur Verfügung stehen, kann die Online-Bookmarksammlung auch im
Internetcafé am Urlaubsort oder vom Computer im Tagungshotel aus genutzt
werden.
Und das "Soziale" daran: Diese Bookmarksammlungen können öffentlich
gemacht werden und damit von anderen Nutzern eingesehen werden. Auf
diese Weise profitieren alle vom Sachverstand und Fleiß derjenigen
Internetnutzer, die sich die Mühe machen, derartige Sammlungen zu
erstellen. Wir selbst haben mehrere solcher öffentlicher Sammlungen,
beispielsweise
eine
beim Social Bookmarking-Dienst Delicious mit Quellen zu den Themen
Internetrecherche, Wissensmanagement, webgestützte Anwendungen und
elearning. Sie besteht derzeit
[01/2011]
aus über 1.200 Links mit zum Teil ausführlichen Angaben.
Außerdem bieten Social Bookmarking-Dienste Funktionen an, die es
erleichtern, andere Nutzer zu finden (und gegebenenfalls Kontakt mit
ihnen aufzunehmen), die ähnliche Bookmarks gespeichert haben bzw.
ähnliche tags verwenden. Gruppen können gegründet, gemeinsame
Bookmarksammlungen erstellt werden, oder man schaut sich einfach an, was
diese "Gleichgesinnten" an Bookmarks gesammelt haben etc.
Das weist bereits auf einen weiteren Vorzug hin: Social Bookmarking ist
ein mächtiges Tool für die Recherche im Internet. Während allgemeine
Suchmaschinen in der Regel zu viele Ergebnisse von teilweise
bescheidener Qualität liefern, erbringt eine Suche in einem Social
Bookmarking-Dienst nur Webseiten als Ergebnisse, die von Nutzern als so
wertvoll erachtet wurden, dass sie der jeweiligen Bookmarksammlung
hinzugefügt wurden. Auch hierbei kann man von der aggregierten "Weisheit
der Vielen" profitieren.
Wie Social Bookmarking funktioniert, erklärt das Common Craft Video:
Zu den bekanntesten und beliebtesten Websites weltweit zählen Seiten wie YouTube (Videos), Flickr (Fotos), last.fm (Webradio) oder SildeShare (Präsentationen).
Sie alle bieten die Möglichkeit, Medien hochzuladen, durch tags
zu ordnen und Videos oder Fotos anderer Nutzer zu kommentieren.
Media Sharing am Beispiel von "Online Photo Sharing" erklärt das
folgende Common Craft Video:
Besonders YouTube blickt auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück
und spielt im Marketing 2.0 (siehe
Wirtschaft 2.0) eine zentrale Rolle. Firmen versuchen, attraktive
Videos zu produzieren in der Hoffnung, dass sich diese in YouTube wie
ein Lauffeuer verbreiten (virales Marketing).
"Die virale Verbreitung von Inhalten ist (...) ein entscheidender Faktor
für den Erfolg eines Projektes in Zeiten des Web 2.0. Es geht darum,
dass Nutzer eine Webseite, eine Kampagne oder ein schlichtes Video
weiterempfehlen. Nur so verbreitet sich eine Anwendung oder Nachricht
mit der gewünschten Geschwindigkeit; werden plötzlich Zielgruppen
erreicht, die ansonsten immun sind gegen herkömmliche Werbung."
[Torsten Ahlers: Neue Anwendungen und Geschäftsfelder im Web 2.0; in:
Miriam Meckel/Katarina Stanoevska-Slabeva (Hg.) (2008), Web 2.0. Die
nächste Generation Internet, Baden-Baden: Nomos, S. 93-107, hier: S.
97f.]
politischer Faktor
Probleme: Urheberrecht, Cybermobbing
Neben Unternehmen
unterhalten auch Parteien, Politiker, NGOs und andere Organisationen
eigene YouTube Channels. Im Rahmen von Barack Obamas
Präsidentschaftswahlkampf hat sein Team im eigenen YouTube Channel fast
2000 Videos eingestellt, die rund 80 Millionen Mal angeschaut wurden.
Außerdem wurden auf YouTube 442.000 Videos von Obama eingestellt, die
von Nutzern gemacht wurden. Mit anderen Worten: Die Media Sharing
Dienste sind zu einem wichtigen Faktor der politischen Kommunikation
geworden (siehe Politik 2.0). Das gilt auch für Podcasts, denen ein weiteres Video von Common Craft gewidmet
ist:
Den Vorzügen - z.B. den Zugriff auf nahezu unbegrenzte multimediale
Ressourcen für den Unterricht oder Seminare - stehen gerade bei Media Sharing Diensten auch erhebliche Probleme gegenüber (mehr zu den
Problemen findet sich auf der Seite
Gefahren des Web 2.0 im Abschnitt
Gesellschaft 2.0):
"Ein offensichtliches Problem bei der Bereitstellung von multimedialen
Inhalten sind Urheberrechtsverletzungen. Möglicherweise einem fehlenden
Unrechtsbewusstsein geschuldet, laden Benutzer immer wieder Material auf
die Plattformen, für das sie keine Verbreitungsrechte besitzen. (...)
Schwierigkeiten bereitet auch diffamierendes Material, das darauf
abzielt, eine Person in der Öffentlichkeit bloßzustellen."
[Anja Ebersbach/Markus Glaser/Richard Heigl: Social Web, Konstanz: UVK
Verlagsgesellschaft, 2. Auflage 2011, S. 135]
Im Dezember 2010 kürte das Time Magazine den 26-jährigen
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zur "Person des Jahres". Diese Tatsache
sowie die Begründung für die Wahl verdeutlichen die Bedeutung, die
Online Social Networks in den letzten Jahren erlangt haben:
"For connecting more than half a billion people and mapping the social
relations among them (something that has never been done before); for
creating a new system of exchanging information that has become both
indispensable and sometimes a little scary; and finally, for changing
how we all live our lives in ways that are innovative and even
optimistic, Mark Elliot Zuckerberg is TIME's 2010 Person of the Year."
2010 wuchs Facebook auf mehr als 550
Millionen Mitglieder. Täglich (!) kommen 700.000 neue Nutzer hinzu. In
nicht einmal sieben Jahren hat es Facebook geschafft, dass jeder zwölfte
Mensch auf der Welt Teil des Facebook-Netzwerks ist. Das sei, so Lev
Grossman im Time Magazine,
"a permanent fact of our global social
reality. We have entered the Facebook age."
Die Grundidee von Online Social
Networks erklärt das Common Craft Video:
Offensichtlich haben Social
Networks wie LinkedIn und Xing (beruflich) oder MySpace und Facebook (privat,
wobei die Grenzen verschwimmen) einen Nerv getroffen. Sie erfüllen die
Web 2.0-Funktionen express - connect - share (siehe Seite
Soziale Netzwerke im Abschnitt
Gesellschaft 2.0) in besonderem Maß
und integrieren sie unter einem Dach. So hat Facebook trotz unterlegener
Technologie mittlerweile Flickr als größte Foto Community abgelöst (mit
15 Milliarden Fotos, zu denen täglich 100 Millionen hinzukommen).
Probleme: Datenschutz, Cybermobbing
Auch die öffentliche Debatte um das Web 2.0 wird (neben Wikileaks
aufgrund spektakulärer Veröffentlichungen im Jahr 2010) zunehmend von
Facebook & Co. bestimmt. Dabei stehen häufig die Gefahren im Vordergrund,
im Fall der Social Networks v.a. Probleme des Datenschutzes (Umgang mit
Nutzerdaten, Überwachung, Datamining, personalisierte Werbung) und
verschiedene Formen der Belästigung (Stalker, Mobbing). Die Debatten
machen deutlich, dass traditionelle Konzepte von Privatsphäre,
Datenschutz, Urheberrechten etc. nicht mehr greifen oder praktikabel
sind. Noch herrscht allerdings weitgehend Ratlosigkeit darüber, wie
diese Konzepte und Rechte angepasst werden könnten. Solange hier
Unklarheit herrscht, sind den Einsatzmöglichkeiten in der Schule enge
Grenzen gesetzt. Das folgende Video beschäftigt sich mit dem Einsatz von
Facebook in der Hochschullehre:
RSS (Really Simple Syndication) ist ein wichtiges Instrument zum
Wissensmanagement und ein Grund dafür, dass sich Nachrichten im Web 2.0
rasend schnell verbreiten können. Die Grundidee besteht darin, dass man
bevorzugte Websites (Nachrichten, Blogs, Wikis, Suchanfragen etc.) nicht
mehr aufsuchen muss, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt, sondern diese
Websites (oder Teile davon) per RSS abonniert. Das hat zur Folge, dass
man Neuerungen auf diesen Websites automatisch mitgeteilt bekommt.
Hierfür benötigt man einen Newsreader (bzw. Feed-Reader), der die RSS-Feeds
sammelt und anzeigt. So kann man sich beispielsweise eine eigene, auf
die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse zugeschnittene "Online-Zeitung"
zusammenstellen, die jeden Tag automatisch mit den relevanten Meldungen
bestückt wird. Das Common Craft Video erklärt, wie es funktioniert:
Die technischen Entwicklungen, die das Web 2.0 ermöglichten, wie
beispielsweise die zunehmende Verbreitung schneller Internetverbindungen
oder neue Programmiertechnologien wie AJAX, haben nicht nur die weiter
oben besprochenen Blogs oder Wikis hervorgebracht. Sie haben auch die
Voraussetzungen für die Entstehung einer neuartigen Kategorie von
Anwendungen geschaffen: den so genannten Webapplikationen (kurz Webapps).
Laut
Wikipedia handelt es sich dabei um
"... ein Computerprogramm, das auf einem Webserver ausgeführt wird,
wobei eine Interaktion mit dem Benutzer über einen Webbrowser erfolgen
kann. Hierzu sind der Computer des Benutzers (Client) und der des
Dienstanbieters (Server) über ein Netzwerk wie das Internet oder über
ein Intranet miteinander verbunden, so dass die räumliche Entfernung
zwischen Client und Server unerheblich ist."
Hinter dieser unspektakulären Definition verbirgt sich ein veritabler
Anteil der Revolution, die das Web 2.0 mit sich gebracht hat. Sie wird
erkenn- und in ihrer Bedeutung begreifbar, wenn man folgende Punkte
bedenkt:
Erstens: Heute existieren für praktisch jede denkbare, bislang
nur auf einem lokalen Computer mögliche Anwendung im Regelfall gleich
mehrere Alternativen in Form von Webanwendungen. Das gilt von der
Textverarbeitung über die Tabellenkalkulation bis hin zu Software für
Präsentationen, Projektmanagement, Mindmapping, Finanzverwaltung,
Bildbearbeitung, Customer Relations Management etc. Wer sich einen
Eindruck von der enormen Vielfalt verschaffen möchte, findet im
Verzeichnis Go2Web20,
in dem mehr als 3.000 Applikationen aufgelistet sind, einen guten ersten
Anlaufpunkt.
Zweitens: Das wäre an sich noch nicht besonders aufregend, wenn
diese Webapps nicht mehrere grundlegende Vorzüge im Vergleich mit ihren
Desktop-Pendants aufweisen würden. Auf einige davon macht das folgende
Common Craft Video "Google Docs in Plain English"
aufmerksam, das Sie sich zunächst ansehen sollten.
Zu dem dort herausgearbeiteten Vorzug, mit
anderen – wo auch immer sie sich befinden – in Echtzeit an einem
Dokument arbeiten zu können (unabhängig davon, mit welchem
Betriebssystem diese arbeiten, und ohne dass in irgendeiner Form eine
Softwareinstallation vorhanden sein müsste), kommen
noch zahlreiche weitere handfeste Vorteile:
Webapps sind praktisch durchgängig weitaus kostengünstiger als
Desktop-Lösungen. Viele, wie beispielsweise
Google Docs
und eine ganze Reihe der Anwendungen von
Zoho,
können in einer für Privatanwender ausreichenden Basis-Version
sogar kostenlos genutzt werden.
Webapps sind leicht skalierbar, das heißt, wenn ein Unternehmen
expandiert, müssen keine teuren Investitionen in Hardware und
Softwarelizenzen getätigt werden. Die dann zusätzlich erforderlichen Kapazitäten werden vielmehr einfach per Mausklick dazu gebucht.
Sobald neue Funktionalitäten von Seiten des Anbieters zur Verfügung
stehen, werden diese integriert und können von den Anwendern sofort
genutzt werden, ohne jahrelang auf die neue Version des Office-Pakets
warten und dann auch noch dafür zuzahlen zu müssen.
Nicht nur die Anwendungen, sondern auch alle Dateien stehen von jedem
PC mit Internetanschluss – zum Teil sogar von mobilen Endgeräten aus –
zur Verfügung. Es ist also problemlos möglich, die Arbeit an einem
Dokument in der Schule oder im Büro zu beginnen und diese dann zuhause
weiterzuführen.
Das verweist gleichzeitig auch auf einen weiteren Punkt: Die Daten
sind automatisch in der "Cloud" auf den Servern der Anbieter von
Webapplikationen gesichert.
Probleme
Das meistdiskutierte Problem im Zusammenhang mit Webapps ist die
Datensicherheit. Können wir unsere sensiblen Daten einem Anbieter vom
Webapps anvertrauen – diese Frage stellt sich natürlich nicht nur für
Unternehmen, sondern noch viel grundsätzlicher für Regierungen und
Verwaltungen.
Außerdem stellen sich Fragen hinsichtlich des Übergangs und der
Kompatibilität mit vorhandenen Lösungen. Wie werden vorhandene Daten in
die neue Webapp-Struktur eingepflegt? Sind sie anschließend noch mit
weiterhin notwendigen oder gewünschten unternehmens- oder
verwaltungsinternen Desktop- und Intranet-gestützten Lösungen
austauschbar?
Fazit: Ohne Cloud Computing und Webapps wird in Zukunft nichts
mehr gehen, allerdings dürften die Nutzer dabei zunehmend auf zwei
grundlegend unterschiedliche Konzepte zurückgreifen können. Das eine,
aus dem Web heraus entwickelt - wie bei Google Docs oder Zoho -, das
andere, vom Desktop kommend und ins Web "verlängert" - wie z.B. bei
Microsoft und Mindjet. Die grundlegenden Vorzüge des ersten sind (gerade
für Bildungseinrichtungen) die geringeren Kosten sowie die derzeit noch
überlegenen Kooperationsmöglichkeiten, für das zweite Konzept spricht
die Tatsache, dass weiterhin mit den in vielen Fällen etablierten
(Desktop-)Software-Lösungen gearbeitet werden kann.
1998-2011 D@dalos - politische Bildung, Demokratieerziehung,
Menschenrechtsbildung, Friedenspädagogik (ein Projekt von
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